Insbesondere um die Mittagszeit und wenn sich die Sonne zumindest irgendwie erahnen lässt, sind immer noch viele Insekten unterwegs auf Nahrungssuche. In diesem Jahr haben wir daher ein noch stärker zeitlich gestaffeltes Mähen der Wiesen ausprobiert. Und das hat sich gelohnt. Es gab eine schöne zweite Blühsaison, u. a. von Oregano, Malven, Weißen Lichtnelken, Wilden Möhren, die das Futterangebot in den Staudenbeeten gut ergänzte.
Überhaupt: die Fauna. Da konnten wir bei uns in diesem Jahr zwei ungewöhnliche Beobachtungen machen. Ich kann mich nicht erinnern, je so wenige Gemeine Wespen gesehen zu haben, und auch die willkommenen Bänder- und Weinbergschnecken machen sich rarer als sonst. Die gar nicht willkommenen Nacktschnecken hingegen bevölkern in gefühlt nie da gewesener Masse den Garten. Bisher haben wir die einfach ignoriert, da sich die Schäden an den Pflanzen in sehr vertretbaren Grenzen hielten. Auch jetzt habe ich noch keine ratzekahl runtergefressene Funkie oder ähnliches Malheur entdeckt. Aber wenn man auf Schritt und Tritt Gefahr läuft, auf eines dieser schleimigen Tiere zu treten – ein widerliches Gefühl – und nur noch mit Blick auf den Boden durch den Garten spazieren kann, nervt das schon. Also Eimer in die Hand nehmen, Schnecken einsammeln und umsiedeln. Und hoffen, dass es was bringt …
Morgendliche Nebelfelder, tauverzierte Spinnennetze und starke Windböen, die Regenschauer vor sich hertrieben, ließen in den vergangenen Tagen schon richtig Herbstfeeling aufkommen. Der oft wolkenverhangene Himmel vermieste uns zudem das an den schon deutlich früher dunkel werdenden Augustabenden so beliebte Sternschnuppengucken. Wenigstens kam aus den Wolken einiges dringend benötigtes Nass runter, was uns mit der spärlichen Schnuppenausbeute dann wieder versöhnte.
In diesem Monat kam der Garten eindeutig zu kurz, aber immerhin haben wir es geschafft, die ersten Wiesenstücke zu mähen – und einige neue Arten zu entdecken.
Keine Ahnung, bei welchem Anblick von zartem Grün es genau losging: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus …“. Dieser Song hat sich seit ein paar Wochen ohrwurmmäßig bei mir festgesetzt. Kaum bin ich draußen im Garten, wird die Play-Taste gedrückt! Lautlos, nur in Gedanken, soweit habe ich mich schon noch unter Kontrolle. Spätromantisches Liedgut zählt nicht zu meinen musikalischen Leidenschaften, aber aus der Nummer komm ich grade nicht raus. Vielleicht ist es einfach die Freude darüber, dass die Natur nach einem gefühlt langen Winter nun endlich explodiert. Bei moderaten Temperaturen (selbst an den Eisheiligen – sonst fast Garanten für Spätfröste bei uns – waren es deutlich über null Grad) und regelmäßigen Regenschauern (bis dato schon mehr als 100 mm Niederschlag) fassten letztendlich doch alle Pflanzen den Mut, mit dem Austrieb zu beginnen.
Deutlich später als im vergangenen Jahr startete bei uns der Frühling durch. Kein Wunder, machte doch der April mit Schnee- und Graupelschauern, viel Wind und regelmäßigem Nachtfrost seinem Ruf als wankelmütiger Monat mit exzessiven Wetterkapriolen alle Ehre. Aber in der zweiten Hälfte sorgte dann doch die immer kraftvoller scheinende Frühlingssonne allmählich für mehr Farbe im Garten.
Bienen und andere summende Gäste machen sich im März bereits bei einigermaßen Plusgraden auf die Suche nach Essbarem. Energieliefernde Frühblüher sollten daher in keinem insektenfreundlichen Garten fehlen. Bei den Gehölzen stehen Sal-Weide und Hasel hierfür schon im Vorfrühling als anspruchslose und zuverlässige Nektar- und Pollenquellen zur Verfügung (noch früher liefert Lonicera x purpusii herrlich duftende Blütennahrung. Meiner Begeisterung über die Winter-Duft-Heckenkirsche habe ich hier ja in mehreren Posts Ausdruck verliehen). Wir haben sowohl von Salix caprea als auch von Corylus avellana je ein gutes Dutzend im Wilden Garten verteilt – bzw. sich selbst verbreiten lassen. Diesem Wachstum kann man sehr entspannt zuschauen: Beide Arten lassen sich, wenn nötig, mit einem radikalen Rückschnitt im Zaum halten. Ein paar Kornelkirschen ergänzen das frühe Büfett perfekt. Cornus mas ist ebenfalls sehr schnittverträglich, und man findet doch immer noch irgendwo ein Plätzchen …
Das war knackig. Der Februar bescherte uns eine Woche Dauerfrost bei nächtlichen Werten bis minus 15 Grad, dazu noch etwas Schneefall aber auch viel Sonne. Was daraus im Wilden Garten folgt, ist jetzt schon klar: Nach dem herrlich weißen Winter wonderland droht ein Frühling mit viel beigem Bambuslaub wie zuletzt 2018. Alles hat seinen Preis – schön war es trotzdem.
Zum Jahresende darf natürlich ein Blick auf die Niederschlagsstatistik nicht fehlen. Das war fast eine Punktlandung: 935,25 mm haben wir hier in der Nordheide in 2020 abbekommen (die verbleibenden Stunden des Jahres dürften daran nicht mehr allzu viel ändern) – nach 933,75 mm in 2019. Die mageren 632 mm in 2018 konnten also immer noch nicht wirklich ausgeglichen werden, aber immerhin ist die Niederschlagsmenge auch nicht wieder auf ein solch niedriges Niveau abgesunken. Abwarten, was 2021 bringt und wie sich die verschiedenen Baumarten weiterentwickeln.
Fünfmal Nachtfrost und die früh einsetzende Dunkelheit waren so ziemlich die einzigen Aspekte, die im Dezember an den Winter denken ließen. Dafür haben wir es bei herbstlichem Wetter tatsächlich geschafft, mit dem Aufsitzmäher noch einmal das restliche Laub von den Wiesen zu sammeln – jetzt kann der Schnee kommen.