Über Wild Gardening

 

Wild Gardening – ein Experiment

Warum Wild Gardening? Dahinter verbirgt sich eine ganz persönliche Interpretation des „Wild Gardens“ von William Robinson (1838–1935), dem berühmten irischen Gärtner und Gartenautor. Unser Wild Gardening ist quasi aus der Not heraus geboren. Diese „Not“ besteht darin, den Wunsch nach einem üppigen Garten, der möglichst alle begehrten Blumen, Stauden, Gräser, Sträucher und Bäume beherbergen sollte, mit den tatsächlichen Gegebenheiten in Übereinstimmung zu bringen. Und hier gibt es eine gewisse Diskrepanz: Denn wir haben zwar zwei Hektar Land zur Verwirklichung unserer Ideen zur Verfügung. Aber leider sind die finanziellen und zeitlichen Kapazitäten nicht entsprechend großzügig bemessen …

Was also tun? Die Ausgangslage im Norden der Lüneburger Heide sah folgendermaßen aus: Vor über hundert Jahren als kleine Nebenerwerbslandwirtschaft angelegt, gab es einen hausnahen Gemüse- und Obstgarten mit eingestreuten Blumen- und Staudenbeeten, eine Obstbaumwiese und den üppig bemessenen Hühnerauslauf, eine Weide- sowie eine Ackerfläche. Als wir uns 2006 des Gartens annahmen waren Gemüse- und Obstanbau zugunsten von weniger arbeitsintensiven Rasenflächen reduziert, die Obstwiese von Eichen, Ahorn und Birken verschattet und ein Teil des Ackers zu einer queckendurchseuchten Ökobrache mutiert. Dem mit Gift zu Leibe zu rücken, kam nicht in Frage, denn wir wollten ja nicht nur unseren botanischen Sammeldrang ausleben, sondern auch möglichst vielen Tieren einen attraktiven Lebensraum bieten. An einen umfangreichen Bodenabtrag mit anschließender Neuaufschüttung war ebenfalls nicht zu denken – siehe oben, beschränkte finanzielle Mittel.

Naturnahes Gärtnern unter erschwerten Bedingungen also. Es konnte nur Schritt für Schritt gehen. Und bis zu einem gewissen Grad auch nur mit der angesiedelten Wildnis und nicht gegen sie – denn diesen Kampf erklärten wir von vornherein für verloren! Ein Vorgehen ganz und gar nicht lege artis, aber wir wollten das Experiment wagen.

Motivation und Inspiration für unser Vorhaben fanden wir in England und Holland. Vor allem in England durchflutet das Gärtnern als nationale Leidenschaft das tägliche Leben. Und: Was die Philosophie des englischen Gärtnerns so wegweisend für uns machte, war die nonchalante Art der Briten mit dem Gärtnern umzugehen. Denn neben den Klassikern der Gartenbaukunst gibt es auch zahlreiche individuelle Herangehensweisen. Jenseits des Kanals schert man sich wenig um Regeln und starre Vorstellungen, wie ein Garten auszusehen hat. Das „Versuche es doch einfach und wenn es dir gefällt, ist es prima.“ ist eine landesweite Maxime. Das hat uns in unseren Plänen bestärkt. Ebenso erleichterte es uns zu sehen, dass in vielen englischen Gärten doch recht relaxed mit „Unkraut“ umgegangen wird – was bei der oft enormen Größe der Anlagen ja auch kaum anders zu handhaben ist. Sollte es zufällig auch noch hübsch aussehen an seiner Stelle, dann lässt man es einfach stehen. Herrlich!

Daher trägt dieses Blog auch einen englischen Titel, denn ohne die Reisen nach Großbritannien hätten wir nie den Mut gefunden, unsere erträumte Gartenanlage auch tatsächlich umzusetzen.