Wer blüht denn da?

Es kam von einem Tag auf den anderen: Zunächst eine leichte Irritation als ich meinen Blick durch den Garten schweifen ließ. Etwas hatte sich verändert, aber nicht durch erfreulich dynamisches Wachstum oder plötzlich zur Schau gestellte opulente Blütenpracht. Es war eine primär farbliche Veränderung – und in der Tat waren Blüten die Ursache dafür. Allerdings keine Blüten, die Anlass zur Freude bieten. Meine Augen blieben an Phyllostachys nigra ‚Boryana‘ hängen, dessen Laub irgendwie heller wirkte, fahl. Was war da los? Vor der Pflanze stehend bestätigte sich die schlimmste Befürchtung: Der ganze Bambus blühte, ausnahmslos alle Halme waren betroffen. Ich hätte es ahnen können. Es gab in diesem Jahr keinen einzigen Neuaustrieb der Pflanze, sie hat alle Kräfte gebündelt und in die Ausbildung von Blüten gesteckt. Dieser Prozess ist so kräftezehrend, dass viele Pflanzen danach sterben, Platz machen für die nächste Generation. Meine Hoffnung: Ph. nigra ‚Boryana‘ ist ein leptomorpher Bambus, ausläufertreibend, das heißt seine Rhizome begeben sich auf Wanderschaft und müssen regelmäßig in Schach gehalten werden. Im Fall einer Vollblüte ist das von Vorteil, besteht doch die Chance, dass in der kommenden Vegetationsperiode aus neuen Rhizomen neue Halme sprießen, die dann nicht wieder Blüten ausbilden. Eine vor einigen Jahren einsetzende Teilblüte bei Phyllostachys aureosulcata ‚Aureocaulis‘ hat sich nach zwei Jahren erledigt, ohne die Pflanze groß zu schädigen. Diese Blüte betraf allerdings nur einige Halme. Jetzt heißt es, abwarten und Daumen drücken. Zum Glück gibt es genug positive Ablenkung im Garten.

So hell wirkt er normalerweise nicht: Phyllostachys nigra ‚Boryana‘
Immer mehr Blätter fallen zu Boden, die blühenden Bambushalme sehen durch das reduzierte Laub völlig anders aus, irgendwie starrer
Ein blühender Zweig im Detail, hier noch mit einigen grünen Blättern
Um wieder auf erfreulichere Gedanken zu kommen, hilft ein Rundgang durch den Garten. Jetzt im Juli sind überall spannende Insekten zu entdecken, zum Beispiel diese giftige Raupe des Blutbärs. Ihre bevorzugte Nahrung ist das Jakobsgreiskraut (Senecio jacobaea), von dem wir immer einige Exemplare stehen lassen
Das freut auch den Distelfalter. Dieser sieht nach seiner langen Anreise aus dem Mittelmeerraum schon etwas matt aus
Wildbienen und Schwebfliegen lassen sich ebenso gerne auf dem Jakobsgreiskraut nieder
Ihre eindeutige Bestimmung ist alles andere als einfach. Falls hier jemand helfen kann, bitte melden!
Im vergangenen Jahr entdeckte ich bereits die zwei großen neuen Blattrosetten in der Wiese, in diesem Jahr ragten ihre Blütenstände dann über das hohe Gras hinaus: die zweijährige Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis) ist – wahrscheinlich dank Hilfe von Insekten oder Vögeln – ein neuer willkommener Gast in unserem Garten
Ebenfalls zweijährig ist Cirsium vulgare. Die Gewöhnliche Kratzdistel steht bei vielen Insekten hoch im Kurs. Hier teilen sich Steinhummel und ein Glasflügler (welche Art genau?) eine Blüte
Recht selten geworden sind bei uns die Marienkäfer, unabhängig von der Art. Dieser Siebenpunkt jagt Läuse auf der Gewöhnlichen Kratzdistel
Eine Monardenblüte hat die Aufmerksamkeit einer Erdhummel erregt
Im Gegenlicht glänzt Melica ciliata, das wunderschöne Wimpernperlgras
Filigraner, aber ähnlich herrlich silbern, wiegen sich die Blüten von Achnatherum calamagrostis, dem Silber-Ährengras, dahinter, flankiert von verschiedenen Salbeiarten und dem Gewöhnlichen Natternkopf (Echium vulgare) – beide sind mit ihrem üppigen Nahrungsangebot und der langen Blühdauer weitere echte Insektenmagneten
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Es summt und brummt und blüht

Blüten, Bienen und Co. begleiten uns auf Schritt und Tritt beim Gang durch den Juni-Garten. Wiesen, Blühfeld und Beete bieten für viele Vertreter der Fauna in diesem Monat ein reiches Nahrungsangebot.

In den Wiesen entwickeln sich jedes Jahr Bereiche mit unterschiedlichen Pflanzengemeinschaften: Hier blühen neben Weißklee (Trifolium repens) u. a. Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), Weicher Storchschnabel (Geranium molle), Feldklee (Trifolium campestre) und verschiedene Habichtskräuter (Hieracium)
Gerade auf den Wegen durch die Wiesen breitet sich der Weißklee aus – das regelmäßige Mähen fördert sein Wachstum. Entsprechend summt und brummt es um die Füße, wenn ich gaaaanz vorsichtig herumschlendere und versuche, möglichst auf keines der Futter suchenden Insekten zu treten
Die Gefahr besteht bei diesem sich ebenfalls auf Nahrungssuche befindlichen Tierchen nicht: Eichhörnchen sind regelmäßige Besucher an den Meisenknödeln – dank ihrer Kletterkünste kommen sie überall ran. Dieses Exemplar nascht die runtergefallenen Reste und war völlig überrascht, als ich plötzlich neben ihm stand
Vorsichtig und leise muss ich mich auch dem Teich nähern, wenn ich nicht nur Platschgeräusche hören will, sondern die hübschen kleinen Teichfrösche beobachten möchte
Am Wegesrand in den Sträuchern ließ sich kurz eine Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis) fotografieren. Die sehr markante Schnabelfliegenart wurde vom NABU zum „Insekt des Jahres 2018“ gekürt. Das vergrößerte Ende des Hinterleibs der Männchen erinnert an den Stachel eines Skorpions, daher die Namensgebung. Stechen können die Fliegen allerdings nicht, die blasenartige Verdickung dient der Fortpflanzung
Dieser Blutbär (Tyria jacobaeae) präsentiert sich auf einem Holzbrett im Garten. Die auffällig gefärbten, giftigen Schmetterlinge sind regelmäßig bei uns zu Gast. Ihre gelbschwarz geringelten Raupen leben mit Vorliebe auf Jakobs-Kreuzkraut, welches wir daher an wenigen Stellen in den Wiesen für sie stehen lassen
Zu den absoluten Attraktionen für Mensch und Tier zählt im Juni die Kletterhortensie: Ihr herrlich süßer Blütenduft umfängt einen schon von Weitem. Hydrangea petiolaris ist mit ihrer üppigen Blütenpracht zudem ein wertvolles Insektennährgehölz und ein beliebter Vogelnistplatz, insbesondere bei unseren Amseln
Neben den hoch stehenden Wiesen und zunehmend höher wachsenden Stauden gibt es auch bei uns regelmäßig gemähte Grasflächen. Die sind allerdings ebenfalls weit von einer Rasenmonokultur entfernt
Zum Ende des Juni-Spaziergangs noch ein Detailblick in die Beete. Trockenheitsresistente Blühgarantie bietet die anspruchslose Federnelke (Dianthus plumarius). Nur sonnig sollte es bitte sein
Im lichten Halbschatten bringen Taglilien (Hemerocallis) und Akelei (Aquilegia) wochenlang Farbe ins Grün
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Ist denn schon Sommer?

Bei Tageshöchstwerten bis zu 28 Grad im Schatten präsentierte sich der Mai in diesem Jahr bei uns zeitweise mehr sommerlich als frühlingshaft. Selbst die Eisheiligen waren weit entfernt von frostigen Temperaturen. Da macht sich sofort Erleichterung breit: Die herrliche Wisteriablüte fällt 2022 nicht dem Frost zum Opfer (wobei: ich erinnere mich dunkel an einen Bodenfrost im Juni vor längerer Zeit) – genauso wenig wie die frischen Austriebe der anderen Pflanzen. Wie schön.

In den Wiesen stehen unter anderem bereits Akelei und Vielblättrige Lupinen in Blüte. Deutlich früher als im vergangenen Jahr
Just in time stellen die Gartenanemonen (Anemone coronaria) ihre farbintensiven Blüten zur Schau
Für Lichtblicke in den unteren Etagen der alten Fliedersträucher sorgen die unzähligen rosé-cremefarbenen Blüten von Clematis montana. Die wüchsige Clematis kann in wintermilden Gebieten Höhen von über zehn Metern erklimmen
Jedes Jahr ein Hingucker ist der Austrieb bei den Farnen, hier beim immergrünen Polystichum setiferum ‚Proliferum‘
Besonders üppig startet in diesem Jahr die Schneeballblüte – ob bei den Wildformen von Viburnum lantana und V. opulus oder bei der sterilen Form Viburnum opulus ‚Roseum‘. Die Glyzinie (Wisteria sinensis) rechts daneben steht dem in nichts nach
Schneebälle machen sich auch gut in der gemischten Hecke. Als Nahrungslieferanten für die tierischen Mitbewohner haben wir dort allerdings neben der sterilen Form (im Bild mit ballförmigen Blütenständen) vermehrt die früchtetragenden Wildformen gepflanzt
Die Blüten der Wildform von Viburnum opulus sind in tellerförmigen Schirmrispen angeordnet, die von einem Kranz Randblüten (diese sind steril) umgeben sind
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Herbstliche Rottöne im Frühlingsgrün

Frühlingsfarben im Garten – da denke ich erstmal an täglich üppiger werdendes Grün und an die bunten Highlights von Narzissen, Krokus, Scilla und Co. Es gibt aber einige Pflanzen, die so gar nicht in diesen knalligen Farbenrausch passen. Deren Austrieb erinnert eher an herbstliche Stimmungen und ist beispielsweise bronzefarben wie bei der Kupfer-Felsenbirne Amelanchier lamarckii. Die Zartheit der Blättchen macht allerdings klar, dass es bis zum nächsten Herbst zum Glück doch noch ein paar Monate hin sind.

Auch die frischen Blätter der Blasenspiere Physocarpus opulifolius ‚Amber Jubilee‘ entfalten sich in schönen Goldbronzetönen
Den Hasen ist die Farbe des neuen Austriebs völlig egal – Hauptsache lecker
Mit herrlichen Farbnuancen begeistert Cercidiphyllum japonicum vom frühen Austrieb bis in den Herbst hinein. Der Katsurabaum startet hier in feinem Rotgold
Deutlich dunkler, in tiefem Weinrot zeigt sich Corylus avellana ‚Rotblättrige Zellernuss‘ im Frühjahr. Insekten interessieren sich mehr für die pollenreichen Kätzchen, Vögel und Eichhörnchen im Herbst für die Früchte der Haselnuss. Vielen Faltern hingegen schmecken auch die Blätter
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Frühlingserwachen – mit lautstarken Gästen

Sonne satt, statt Sturm – im März brachte die Gartenarbeit deutlich mehr Spaß als im dauerwindigen Februar. Nach leichten Nachtfrösten folgte oft ein herrlicher Tag mit Temperaturen im zweistelligen Plusbereich. Also nix wie raus in die Beete. Unter der Woche Staudenrückschnitt in der Mittagspause, denn die Zeit drängt, genauer: die in den Startlöchern stehenden Pflanzen. Da steigt mit jedem Tag die Gefahr, versehentlich auf zart sprießendes Grün zu treten. Einzig der fast vollständig fehlende Regen hielt das Wachstum im Zaum, brachte für uns allerdings den Vorteil, dass wir mit dem Schneiden und überschüssiges Laub aus den Beeten Sammeln zügig vorankamen. Selbst den Tee zum Sonnenuntergang konnten wir noch draußen genießen – untermalt vom täglich anschwellenden Vogelkonzert. Dazu gleich mehr …

Bei manchen Stauden wie Phlomis oder Veronicastrum fällt es fast schwer, die schönen skulpturalen Stängel abzuschneiden
Mitte März stehen die Krokusse in Vollblüte – sehr zur Freude der Insekten
Überall in den Wiesen, Hecken und Beeten leuchten kleine Farbtupfer in der Sonne: hier Blausterne
Auch unsere Narzissen öffnen langsam ihre Blüten, selbst im Schatten einer Kiefer
Einem sich langsam ausbreitenden Miscanthus sinensis ‚Gracillimus‘ halten die Zwiebelpflanzen tapfer stand
Wie bereits im vergangenen März hat auch in diesem Jahr eine gut 300 Vögel starke Starenschar unseren Garten – sprich die Bambushaine – als komfortablen Truppenschlafplatz auserkoren. Das Schauspiel wiederholt sich jeden Abend: Bei beginnender Dämmerung sammeln sich die Vögel schon unter lautstarkem Gezwitscher, pfeifend und schnalzend, auf den umstehenden hohen Eichen und Ahornen. Dann erhebt sich – wie von einem geheimen Kommando aufgerufen – eine kleinere Gruppe und fliegt einer dynamischen Wolkenformation gleich mit akustischer Untermalung Richtung bevorzugtem Bambus und verschwindet pfeilschnell darin. Es folgt die nächste Schar bis schließlich alle ihren Platz gefunden haben. Oder doch noch nicht den richtigen: Also wird weiter diskutiert und mit wildem Geflatter Plätze getauscht. Und irgendwann tritt schlagartig Starenstille ein. Und das Abendkonzert klingt mit melodischem Amselflöten und einem Singdrosselmedley aus
Die Übernachtungen bleiben nicht ohne Folgen – olfaktorisch und optisch: Nähert man sich beim Morgengang durch den Garten den beliebten Schlafstätten, steigt zuerst ein strenger Düngergeruch in die Nase (der sich zum Glück im Laufe des Tages verzieht), dann bleibt das Auge an plötzlich panaschiert scheinenden Blättern hängen – und die Duftquelle ist ausgemacht. Wir freuen uns trotzdem über den täglichen Trubel
Zum Schluss noch ein Update zum Bilderrätsel im Februar-Post: Inzwischen haben sich die kleinen Blütenköpfchen von Parrotia persica geöffnet und strecken ihre roten Staubgefäße der Sonne entgegen
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Sturm, Orkan, Sturm

Auch dieser Februar hatte es in sich: Nachdem der Garten im vergangenen Jahr eine Woche üblen Dauerfrost aushalten musste, hieß die Herausforderung 2022 statt Kälte: Wind. Konkreter: Sturm, abgelöst von Orkan, auf den wieder Sturm folgte. Und dazwischen konnte man das Lüftchen auch nicht gerade als windstill bezeichnen. Das ging nicht spurlos am Grün vorüber. Zwei Sal-Weiden kapitulierten vor den starken Böen und eine alte fallende Fichte wurde sanft von einem Bett aus Bambushalmen aufgefangen. Aus dem wir sie jetzt sägend wieder befreien müssen. Zum Glück hat der Fallwinkel sie ausschließlich auf Fargesien gelenkt, deren elastische Halme dem Gewicht alle bravurös standhielten. Die Aufräumarbeiten werden uns noch einige Zeit in Atem halten – allein das ganze Totholz von den Wiesen zu sammeln und in die Benjeshecke zu flechten, ist ein mehr als tagesfüllender Job.

Die ersten Baumstämme liegen schon bereit und warten auf den nächsten Sägeeinsatz
Positiver Nebeneffekt: Der üppige Regen sorgte dafür, dass unser kleiner Graben so viel und so andauernd Wasser führte, wie seit Langem nicht mehr
Negativer Nebeneffekt: Auch wenn durch fallende Bäume kein Bambus zu Schaden kam, die Böen schafften es, Halme von Phyllostachys vivax ‚Huangwenzhu‘ zu brechen
Toter und (bis vor Kurzem) vitaler Halm von Phyllostachys vivax ‚Huangwenzhu‘. Trotz relativ nährstoffarmem Boden erreicht die Pflanze bei uns inzwischen Höhen von bis zu 9,70 Metern
Lichtblicke bei Wind und Regen sind die Frühblüher, die trotz schlechten Wetters nicht verzagen. Seit Januar freuen wir uns über die kleinen rosa Farbtupfer der Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum)
Für Insekten spannender sind die Blüten von Lonicera purpusii, eine der ersten Nahrungstankstellen für erwachende Hummelköniginnen und Co. Die Duft-Heckenkirsche stellt ihr Pollen- und Nektarangebot zeitlich oft noch vor anderen Frühblühern wie Krokussen und Schneeglöckchen zur Verfügung
Bilderrätsel: Und wozu gehört diese frühe Blüte? Im vergangenen Jahr konnten wir sie zum ersten Mal bei uns bewundern, die bizarren kleinen Blütenköpfchen von Parrotia persica mit ihren knallroten Staubgefäßen, hier noch geschützt von den außen bräunlichen Hochblättern. Das Persische Eisenholz blüht im Februar/März vor dem Blattaustrieb
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Winter – war da was?

Das war bisher ein kurzes Winterintermezzo: Dem weißen Auftakt im Dezember folgte ein Januar, der mit Tageshöchstwerten bis zu 12 Grad (lediglich in zwei Nächten gab es stundenweise leichten Frost) und den bei uns obligatorischen, nervig starken Windböen eine innere Unruhe bezüglich anstehender Frühlingsgartenjobs aufkommen ließ. Schließlich stehen viele Pflanzen schon austriebmäßig in den Startlöchern, sodass die Rückschnittarbeiten, mit denen ich erst Anfang März loslegen wollte, sich höchst anspruchsvoll gestalten werden: Dann heißt es, bloß nicht bei gewagten Ausfallschritten um das zarte Grün herum die Balance in den Beeten verlieren, da der Neuaustrieb im Fall eines Fallens schließlich richtig platt wäre. Aber Austrieb hin oder her – ich werde wie jedes Jahr bis März mit dem Rückschnitt warten, denn der Blick auf vergangene Winter zeigt: Die schlimmsten Dauerfrostperioden liefert gerne der Februar. Und dann zählt jedes isolierende alte Blatt.

Kurze sturmartige Böen forderten ihren Tribut: Mit seiner Laubmasse bietet dieser exponiert stehende Hain von Phyllostachys bissetii einiges an Angriffsfläche. Splitterbruch bei am Rand wachsenden Halmen war die Folge
Diese unschönen Schwarzfärbungen an den Halmen von Phyllostachys vivax ‚Huangwenzhu‘ sind noch die Folge des einwöchigen Dauerfrosts im vergangenen Februar
Aber es gibt auch schöne Entdeckungen beim Gang durch den Garten: In der gemischten Hecke aus verschiedenen fruchttragenden Gehölzen hat sich eine kleine Mahonie angesiedelt. Der Verursacher – wahrscheinlich ein Vogel mit seinen Hinterlassenschaften – hat damit einen perfekten Beitrag geleistet, die Hecke noch sicherer und futterreicher zu gestalten
Hungern muss bei uns das ganze Jahr hindurch kein gefiederter Besucher. Das gute Angebot an tierischem und pflanzlichem Futter, das der Garten selbst liefert, ergänzen wir noch an einigen Stellen mit Fettfutter, Rosinen und Haferflocken
Nach wie vor kann auch aus dem Blühfeld der ein oder andere Samen rausgepickt werden. Hier bedient sich besonders gerne unsere große Schar von Stieglitzen, Buch- und Bergfinken. Das Turmfalkenpaar findet dort ein reichhaltiges Mäusedepot
Unterirdisch geht der Maulwurf auf die Suche nach schmackhaftem Getier
Statt Schnee kommen die Schneeglöckchen: Die wenigen Graupelkörner auf dem Bild blieben gerade mal ein paar Stunden liegen. Dafür werden die weißen Blütentupfer von Galanthus nivalis täglich mehr
Sicherheitshalber noch mit pelzigen Haaren geschützt: die zahlreichen Knospen von Magnolia stellata. Ab Anfang März – passend zum meteorologischen Frühlingsanfang – öffnet die Stern-Magnolie dann ihre wunderbar zart duftenden weißen Blüten
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Wirklich Winter(-Anfang)

Das war mal ein (für hiesige Nordheide-Verhältnisse) fulminanter Start in den Winter: Während der Dezember bei uns meistens eher herbstlich ausklingt oder gar schon Frühlingsgefühle aufkommen lässt, wurde in diesem Jahr echtes Winterfeeling geboten – zumindest ein paar Tage lang. Los ging es bereits mit einem ersten Schneefall am 04. Dezember, dem allerdings erstmal wieder mildere Tage folgten. Der Vollmond am 19. Dezember läutete dann aber einen heftigen Wetterwechsel Richtung Kälte ein. Das Ergebnis: fiese Kahlfröste bis minus 11 Grad – nicht so schön für viele Immergrüne. Ab dem 28. stiegen die Temperaturen zum Glück wieder andauernd in den Plusbereich und zum Jahreswechsel herrschen nun typisch frühlingsmilde plus 12 Grad inklusive etwas Regen.

Apropos Regen: Niederschlag gleichbleibend – so lautete die Überschrift vom Post im vergangenen Dezember. Das passt auch in diesem Jahr ganz gut: 945 mm sind bis jetzt in 2021 zusammengekommen, 936,25 mm waren es 2020 (933,75 mm in 2019). Die Pflanzen durften sich also über rund eine gefüllte 10-l-Gießkanne mehr pro Quadratmeter freuen. Das ist doch mal eine gute Nachricht.

Blick aus dem Bürofenster: Schwerer Nassschnee drückt die Bambushalme Anfang Dezember gen Boden
Mit dem Mondwechsel kommt der Wetterwechsel
Und der bringt neben tüchtig Kälte schöne Raureifbilder, hier an Parrotia persica ‚Vanessa‘. Meine Begeisterung für das Persische Eisenholz kann ich nicht oft genug zum Ausdruck bringen – die Bäume sehen einfach IMMER gut aus und bieten mit ihrem bizarren Wuchs gute Nistmöglichkeiten
Ginster ist leider nicht sehr langlebig, verbreitet sich dafür aber ganz selbstständig – zur Freude der Hasen, die ihn zu gerne abknabbern. Die mit Raureif benetzten Fruchtstände der Wilden Möhre (Daucus carota) im Vordergrund sind eine Zier in jedem Wintergarten
Auch dem Bambus verleiht der Frost einen Zuckerguss aufs Grün: Die sensiblen Blättchen finden das allerdings – besonders in Kombination mit kalter Wintersonne – nicht wirklich angenehm
Den Trieben der Wildrosen machen sonnige Minusgrade hingegen nicht zu schaffen
Ebenso wenig den zum Teil wintergrünen Brombeeren, über deren Laub sich das Wild freut
Bei den Kübelpflanzen bringt Viburnum tinus Farbe in die dunkle Jahreszeit: Die rosa Knospen des Mittelmeer-Schneeballs öffnen sich in den kommenden Wochen zu reizenden weißen Blüten – ein toller Kontrast zum kräftigen Blau der Früchte
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Herbstlaub gegen Novemberblues

Wolkenverhangen und trübe – das ist gefühlt die Wetterstimmung in diesem Monat. Oft braucht die Sonne bis mittags, um sich durch Wolken und Nebel zu kämpfen. Wenn sie es denn überhaupt schafft. Das beste Mittel gegen drohenden Novemberblues: Ein Blick nach draußen ins herbstliche Grün. Oder noch besser: Gleich einen kurzen Spaziergang durch den Garten einlegen.

Ganz langsam, fast meditativ gleiten die tiefgelben Blätter der Bergahorne (Acer pseudoplatanus) zu Boden. Einige laubabwerfende Bäume bleiben bei uns im Winter grün: Der üppig in die Äste rankende Efeu bietet Schutz und – dank seiner späten Blüte – jetzt noch Nahrung für viele Tiere
Hebt sofort die Laune: fulminantes Farbfeuerwerk von Parrotia persica ‚Vanessa‘. Das Persische Eisenholz ist ein verlässlicher Eyecatcher, die Blätter bleiben auch nach leichten Frösten noch am Baum
Der Zaunkönig (auf dem Bild macht er seinem Namen alle Ehre) ist ein neugieriger Begleiter bei vielen Gartenrunden. Überhaupt: Bei kaum einer Tätigkeit kann ich so gut Abschalten wie beim Vögel beobachten
Nach minus zwei Grad am frühen Morgen lässt die Korkenzieherhasel (Corylus avellana ‚Contorta‘) langsam ihr Laub fallen
Schönes Farbenspiel präsentieren verschiedene Sorten von Berberitzen (Berberis thunbergii) und Wildrosen wie Rosa rugosa und Rosa canina
Zarter Haarflaum an den Ästen von Rhus typhina glänzt im Gegenlicht. Dahinter bringt die Sonne Tautropfen in den silbrig behaarten Fruchtständen des Perückenstrauchs (Cotinus coggygria) zum Funkeln
Herbstfärber gibt es nicht nur bei den Laubgehölzen: Neben Nadelgehölzen wie Lärche, Ginkgo oder Sumpfzypresse liefert auch die ebenfalls zur Familie der Sumpfzypressen zählende Metasequoie (Metasequoia glyptostroboides) mit ihren gelblich bis kupferbraun changierenden Nadeln einen herrlichen Beitrag zum alljährlichen Farbspektakel
Unter Idealbedingungen – sprich in nährstoffreichen, feuchten Böden – kann Metasequoia glyptostroboides eine Höhe von gut 35 Metern erreichen. Damit können wir nicht dienen, sie wird daher sicher deutlich niedriger bleiben. Die sie umgebenden Jahrzehnte älteren Rotbuchen, Bergahorne und Roteichen geben in jedem Fall schon mal die Richtung vor
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Üble Plackerei und tierisches Leben

Die ersten Herbststürme sind durchgezogen, glücklicherweise ohne Schäden zu hinterlassen. Unzählige Zugvögel fliegen in grafischen Formationen oder wirbelnden Schwärmen unter lauten Rufen über den Garten. (Und in noch nicht mal zwei Monaten ist schon wieder Weihnachten.) Der Start des vierten Quartals lässt keine Zweifel aufkommen – 2021 neigt sich dem Ende zu. Auch die To-do-Liste der Gartenjobs liest sich herbstlich: Laub von Rasen, Dächern und aus Dachrinnen entfernen, bei sensiblen Pflanzen auf frühe Nachtfröste achten, Rückschnitt von Zweigen, die in Wege reinragen, Wassertonnen leeren, bevor die Temperaturen die null Grad erreichen … Nur ein Posten stört, und zwar ganz erheblich: Rhizome von Phyllostachys nigra ‚Henonis‘ abstechen. Normalerweise bin ich mit dem jährlichen Check-up der laufenden Bambusse im September durch (in diesem Jahr mit toller Unterstützung – DANKE, Regina!!), aber ausgerechnet eine von den zwei leptomorphen Pflanzen, die bei uns in Rhizomsperren wachsen, hat sich richtig übel ins Zeug gelegt. Eben besagter Ph. nigra ‚Henonis‘.

Wie konnte das passieren? Damit man die Sperre nicht so sieht, habe ich das Präriegras Schizachyrium scoparium drum herum gepflanzt – und offensichtlich nicht genau genug geguckt. Ganz blöder Fehler! Denn ein massives Bündel von Rhizomen hat die Tarnung genutzt und sich an der Verschlussleiste der Sperre herausgearbeitet, um dann – einmal in Freiheit – tief unter den angrenzenden Rasen zu tauchen. Und das ist ungewöhnlich, denn normalerweise laufen die Rhizome recht flach unter der Oberfläche (meist so zwei bis 20 cm), sodass man sie problemlos mit dem Spaten rausholen kann. Nicht so in diesem Fall. Bis in einen halben Meter Tiefe habe ich sie verfolgt und rausgezogen. Der Rest bleibt jetzt einfach drin, da sonst zu viele Wurzeln der umstehenden Sträucher und Bäume bei der Buddelei verletzt werden. Da die verbliebenen Rhizomstücke keine Verbindung mehr zur Mutterpflanze haben und keine energiespendende Fotosynthese ohne neue Halme leisten können, gehe ich das Risiko ein. Nicht ohne in der kommenden Austriebsaison ein sehr wachsames Auge auf mögliche noch mit letzter Speicherkraft rausgeschobene Sprossen im Rasen zu werfen.

Der Tatort: Die ausgebüxten Rhizome von Ph. nigra ‚Henonis‘ sind nicht nur fies abgetaucht, sondern auch mit extrem starken Wurzeln fest in der Erde verankert. Der Job ersetzt jedes Krafttraining
Regelmäßige Teepausen halten die Motivation aufrecht. Beim Schlendern durch den Garten traf ich auf diese sich sonnende Große Heidelibelle
Und endlich auch mal auf eine Weinbergschnecke. Wie im September-Post schon angemerkt, machen die sich bei uns in diesem Jahr leider echt rar
Eine spannende Beobachtung gab es am Gartentor: Die Raupe eines Buchen-Streckfußes (Calliteara pudibunda) war an der Wand emporgeklettert. Wegen des markanten roten Haarbüschels am Hinterleib wird sie auch Rotschwanz genannt. Die pelzigen Falter hingegen sind später unauffällig graubraun in der Färbung
Sie kam und blieb: Im geschützten Zwischenraum von Türschloss und Holztor verpuppte sich die Raupe zum Überwintern. Der gelbliche Kokon wurde gut erkennbar aus den Haaren der Raupe gewebt. Ich bin gespannt, ob wir im Frühjahr das Schlüpfen des Falters erleben
Neben diesem Gartentor stehen zwei Japanische Blumen-Hartriegel (Cornus kousa var. chinensis), die zurzeit über und über mit ihren attraktiven rosaroten Früchten beladen sind. Die zu himbeerartigen Scheinfrüchten verwachsenen Steinfrüchte sind für Mensch und Tier essbar. Die Begeisterung hielt sich hier aber offensichtlich in Grenzen
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