Spätsommerblüten

Verglichen mit der Hitze im vergangenen Jahr fühlte sich der August 2023 bei uns im Wilden Garten geradezu kühl an. Bei Werten um die 20 Grad und regelmäßigem Schauergeschehen ging sogar das alljährliche Abstechen der Bambusrhizome richtig gut von der Hand. Die trockenen Tage zwischendurch konnten wir für den weiteren Rückschnitt der Wiesen nutzen, sodass wir zum Ende des Monats bei diesen beiden Garten-Mammutjobs gar nicht so schlecht dastehen. Das entspannt ungemein, da es aufgrund der immer kürzer werdenden Tage zunehmend schwieriger wird, die Wiesen ohne Tau in einem trockenen, gut zu Mähenden Zustand vorzufinden. Und bei steinharten Böden und 30 Grad im Schatten sollte man vom schweißtreibenden Ausbuddeln abtrünniger Rhizome auch unbedingt die Finger lassen. Das Wetter meinte es also in diesem August gärtnerisch gut mit uns. Okay, den total verregneten Monatsanfang vergessen wir jetzt einfach mal.

Dank ausreichendem Niederschlag streckten ab Mitte des Monats dann doch noch einige Sonnenblumen ihre goldgelben Köpfe aus dem Blühfeld

In den Wiesen stehen überall die hübschen weißen Doldenblüten von Daucus carota: Hier haben sich drei Streifenwanzen auf dem nestartigen Fruchtstand der Wilden Möhre versammelt

Der Wilde Wein (Parthenocissus quinquefolia, auch Jungfernrebe genannt) vereint nützliche Eigenschaften für Mensch und Tier: Er verwandelt Mauern in dekorative grüne Wände (die im Herbst auch noch fantastisch glutrot leuchten) und ist eine wertvolle Insektennährpflanze

So unscheinbar die kleinen Blüten sind, so anziehend sind sie für Bienen und Co. Geht man an der berankten Garagenwand vorbei, brummt und summt es wie im Bienenstock. Die sich aus den Blüten entwickelnden blauschwarzen Beerenfrüchte werden im Herbst/Winter gerne von Vögeln weggenascht

An Malus toringo beginnen sich die vielen kleinen Früchte bereits langsam gen gelb, orange, rot zu verfärben. Der Kleinfruchtige Zierapfel ist ebenfalls sehr beliebt bei Finken, Sperlingen und anderen Vögeln: Die Miniäpfel haften bis in den Winter am Baum und vertragen einstellige Minustemperaturen

Bei den Agapanthus-Blütenständen steht der dekorative Aspekt im Vordergrund, aber die Afrikanische Schmucklilie dient auch als Bienenweide

Der Anblick der Beete lässt Ende des Monats schon ein leichtes Herbstfeeling aufkommen. Hier verweisen die skulpturalen verwelkten Blütenstände des Brandkrauts (Phlomis russeliana) und des Kandelaber-Ehrenpreises (Veronicastrum virginicum ‚Fascination‘) darauf, dass sich das Blütenspektrum langsam ändert: Sonnenhut (Rudbeckia), Wasserdost (Eupatorium), Goldrute (Solidago) und Sonnenbraut (Helenium) übernehmen die Hauptrollen

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Tierisches Leben im Wilden Garten

Glück gehabt: Der Juli brachte mit bis dato bereits über 100 mm Niederschlag wenigstens etwas Entspannung für die Pflanzen. Verbrannte Grasflächen grünten wieder durch und die Insekten – insbesondere Schmetterlinge und Hummeln – ließen und lassen sich in erfreulich großer Anzahl auf dem reich gedeckten Blütenbüfett nieder. Zu den absoluten Pflanzenfavoriten zählen in diesem Monat immer unsere großen Bestände an Echtem Dost (Origanum vulgare), verschiedenen Klee-, Mohn- und Johanniskrautarten, Wilden Möhren (Daucus carota) und Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum virginicum). Es lohnt also ein genauer Blick auf die Blüten. Auf dem Foto oben hat sich zum Beispiel ein Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter auf dem Dost niedergelassen. Da sich die Raupen dieses Falters von verschiedenen Süßgräsern ernähren, gibt es bei uns reichlich Futter für sie. Aber auch die Falter kommen nicht zu kurz – wie man sieht.

Die Hainschwebfliege fliegt besonders gerne Doldenblüten wie die der Wilden Möhre an. Hier macht sie eine Ausnahme

Der Echte Dost, besser bekannt unter dem Namen Oregano oder Wilder Majoran, behauptet sich sehr gut in unseren hohen Wiesen. Er zieht zahlreiche Insekten unwiderstehlich an, wie diesen hübschen Faulbaumbläuling

Origanum vulgare ist so attraktiv – er wird sogar bei Regenwetter besucht

Dieser Blütenbesuch auf Daucus carota hat tödliche Folgen: Denn die Veränderliche Krabbenspinne bevorzugt tierische Nahrung. Sie lauert oft auf Blüten und kann ihre Färbung sogar etwas an den jeweiligen Untergrund anpassen. So getarnt erbeutet sie selbst größere und wehrhafte Nektarsucher wie Bienen oder Schmetterlinge

Um Fressfeinde zumindest etwas zu verwirren, setzt die Hornissenschwebfliege auf einen Look, der im ersten Moment tatsächlich an die namensgebende Hornisse erinnert. Dieses Exemplar lässt sich den Nektar von Buddleja davidii munden. Der Sommerflieder steht in der Gunst zahlreicher geflügelter Gäste ebenfalls ganz weit oben

Nein, dieses markante Krabbeltier ist tatsächlich kein Käfer, sondern die Nymphe der Grünen Stinkwanze

Eine besondere Freude in diesem Sommer war die erste Blüte unseres Gold-Trompetenbaums. Catalpa bignonioides ‚Aurea‘ wächst deutlich schwächer als die Art und hat sich bis zum ersten Blütenansatz immerhin 12 Jahre Zeit gelassen. Kein Wunder: Zieht er doch frischen bis feuchten, nährstoffreichen Boden vor – was wir ihm nur bedingt bieten können. Die häufige Trockenheit der vergangenen Jahre war zudem nicht gerade förderlich für sein Gedeihen

Aber das Warten hat sich gelohnt. Denn der Trompetenbaum ist mit seinen großen herzförmigen Blättern und den opulenten Blütenrispen (also, wenn er denn mal in Fahrt kommt) nicht nur wunderschön, sondern auch ein wertvolles Insektennährgehölz – das gleich in der ersten Blühsaison regen Besucherandrang verzeichnen konnte

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Trotz der Trockenheit

Nach dem trockenen Mai verwöhnte auch der Juni die Pflanzen nicht gerade mit ausreichender Feuchtigkeit, die sie für gutes Wachstum und substanziellen Fruchtansatz so dringend benötigen. Verbrannte Grasflächen statt grünem Rasen – zumindest in sonnenexponierten Lagen. Nicht schön. Die hohen Wiesen halten sich tapferer, bleiben in ihrer Üppigkeit aber auch hinter regenreicheren Jahren zurück. Trockenheit und Rehwild zum Trotz – zwei Ricken haben in dieser Saison drei Kitze bei uns geboren ­– bleibt noch ein abwechslungsreiches Blütenangebot für die Insektenwelt. Wenn auch die Nektarmenge sicher geringer sein wird. Aber Garten und Blühfeld dürften dennoch einiges an Futter bereitstellen, wie die durchaus langen Blütenbesuchszeiten von Hummel, Biene und Co. zeigen.

Die helmförmigen Blüten von Phlomis russeliana sind besonders bei den Hummeln begehrt. Das sonnenliebende Brandkraut braucht ein, zwei Jahre, bis es sich etabliert. Aber dann wächst es tüchtig und neigt durchaus dazu, schwächere Beetnachbarn zu verdrängen

An feuchten Standorten – bei uns nur am Teich gegeben – ist Iris pseudacorus zu Hause. Die Blüten der Gelben Sumpf-Schwertlilie sind ebenfalls eine ergiebige Insektenweide

Auch unter den Gehölzen finden sich einige Insektenmagneten. Ganz vorne dabei: Gleditsia triacanthus, hier die Sorte ‚Sunburst‘. Im Juni erscheinen lange weiße Blütentrauben mit sehr viel Nektar im Gepäck

Der Blattaustrieb der Gold-Gleditschie – ein kleines Kunstwerk

Zu den besten Nektar- und Pollenspendern zählt der Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Dieses Exemplar hat sich seit 2011 aus einer keimenden Frucht entwickelt. Der majestätische Baum kann bis zu 500 Jahre alt und gute 30 Meter hoch werden. Also nix für kleine Gärten

Nach der Blüte hängt er nun über und über voll mit Früchten, deren Fruchtflügel relativ rechtwinklig angeordnet sind. Neben Borke und Winterknospen ein gutes Unterscheidungsmerkmal zum Spitzahorn (Acer platanoides), bei dem die Fruchtflügel fast in der Waagerechten stehen

Im hohen Gras der Wiesen und im Schatten des Bambushains ziehen zwei Ricken ihre drei Kitze groß. In der Dämmerung und am frühen Morgen, wenn kein Mensch im Garten stört, werden die Lütten rumgeführt und erhalten wahrscheinlich eine Einweisung in die kulinarischen Leckereien – die ständigen Fressschäden sprechen eine deutliche Sprache

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Fressfeinde und nützliche Fauna

Das hat geklappt. Auch in diesem Jahr blieben die Pflanzen im Mai von Frost verschont. Entsprechend prächtig und lang andauernd blühen die Frühlingsgehölze – allen voran Wisteria und verschiedene Schneebälle. Als limitierender Faktor erwies sich allerdings wieder einmal der Niederschlag: Mit bis dato 26,5 mm war es bei uns der trockenste Mai seit dem „Dürrejahr“ 2018 (5/18: 24 mm). Ich hoffe, der Regen steigert sich die kommenden Monate noch – in den nächsten Wochen sieht es leider nicht danach aus.

Neben den meteorologischen Herausforderungen muss sich das Grün auch dem tierischen Tun stellen: Während die Insekten fleißig dabei sind, beim Sammeln von Pollen und Nektar ihren Teil zur Vermehrung der Pflanzen beizutragen, haben andere Besucher ausschließlich die genüssliche Erweiterung ihres Speiseplans im Kopf. Was meine Tierliebe in diesem Jahr auf eine harte Probe stellt. Denn trotz teilweiser Einzäunung haben wir es bisher immer toleriert, dass das Rehwild doch ab und zu durch den Garten stromert und an ruhigen Orten ein Kitz ablegt. Die Fraßschäden hielten sich bislang in Grenzen. Leibgerichte wie Hornveilchen und Rosen regenerierten sich in der Regel wieder. Aber die 2022-Generation des Rehwilds geht jetzt wirklich zu weit: Quadratmeterweise Astern sowie Frauenmantel, Fetthenne, Astilben und selbst Funkien werden probiert und offensichtlich für lecker befunden. Denn kaum haben sie sich wieder etwas berappelt, wird erneut zugelangt. Dem hält auf Dauer die robusteste Pflanze nicht stand. Was tun? Das wird die Denksportaufgabe für diesen Sommer. Bepflanzung anpassen (aber welche Arten sind wirklich „deer resistant“!?), Zäune richtig hoch ziehen (wie sieht das denn aus!?) oder Hände klatschend vergrämen (dann kommen sie halt nur noch nachts, sind ja nicht blöd …). Wenden wir uns lieber erst einmal erfreulicheren Aspekten des Gartens zu, bevor ich darüber weiter nachgrübele.

Im Mai starten unsere Wiesen langsam durch und bescheren einen reichhaltigen Speiseplan, den die Insekten konstruktiv zu nutzen wissen

Hübsche Kombi: Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) und die Gewöhnliche Hainsimse (Luzula campestris)

Auch einige späte Wildtulpen bieten noch Nahrung an

Bei den Gehölzen öffnet Cercis canadensis ‚Forest Pansy‘ langsam seine purpurrosanen Schmetterlingsblüten. Der Amerikanische Judasbaum blüht direkt am Stamm (sogenannte Stammblütigkeit bzw. Cauliflorie), bevor er mit dem Blattaustrieb beginnt

Wenn die Blüten schon kurz vor dem Verblühen stehen, erscheinen auch die ersten neuen Blätter

Ein schönes Farbenspiel bei Berberis thunbergii ‚Atropurpurea‘. Die Berberitzen sind eine beliebte Bienenweide

In diesem Abschnitt unserer Hecke blüht es weiß (v. l. n. r.): Ganz rechts ein Schneeball (Viburnum opulus ‚Roseum‘), dann folgt ein Tatarischer Hartriegel (Cornus alba ‚Elegantissima‘), darein wächst Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna), dahinter folgen Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus) und Wolliger Schneeball (Viburnum lantana). Bis auf die Zuchtform ‚Roseum‘ des Schneeballs, deren Blüten steril sind, liefern alle Gehölze reichlich Nahrung für Insekten und Vögel

In den Beeten blüht der Kugellauch (Allium ‚Purple Sensation‘) – bisher verschont vom Rehwild

Zu den neu auf der Speisekarte stehenden Pflanzen zählen hingegen die Funkien (Hosta)

Ich war es nicht – sicher Mutter oder Schwester oder sonst jemand aus unserem Clan

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Blühender April

Nachdem uns der März noch mal kurzfristig ein echtes Winterfeeling bescherte, stand im April dem Durchbruch der Frühjahrsblüher nichts mehr im Wege. Bis dato stimmt sogar der Temperaturverlauf: Nach einem trockenen, kühlen Start mit stundenweise leichten Nachtfrösten kamen die Pflanzen erst etwas zögerlich aus der schützenden Erde. Ab Mitte des Monats regnete es dann zumindest etwas (der April ist bei uns regelmäßig einer der Monate des Jahres mit dem geringsten Niederschlag) und das Thermometer stieg – die Pflanzen warfen ihren Wachstumsmotor an. Nun heißt es bis Mitte Mai Daumen drücken, dass das Grün von fiesen Spätfrösten verschont bleibt.

Pünktlich zu Ostern blühen die Narzissen

In den feuchteren Ecken der Wiesen lösen Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) und Sibirischer Blaustern (Scilla sibirica) Schneeglöckchen und Krokusse als Insektenweide ab

Trotz Halbschatten breiten sich die Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum) tüchtig aus – sehr zur Freude der nach Nahrung suchenden geflügelten Gäste. Dahinter kommt auch Luzula sylvatica langsam in Fahrt. Die Wald-Hainsimse ist ein langlebiger Bodendecker, der sich über Rhizome verbreitet und einen geschlossenen Rasen bilden kann. Sie blüht ebenfalls jetzt im Frühjahr

Eine Etage höher leuchten die vielen Blüten von Magnolia x loebneri ‚Leonard Messel’ vor den noch unbelaubten Bergahornen in der Sonne

In diesem Jahr hatten wir mit der Magnolienblüte wirklich Glück: Es gab keine Fröste, welche die wochenlange üppige Pracht – hier von Magnolia stellata – ruinierten

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Verspäteter Winter

Nun also doch. Ich brauche nur gedanklich mit der kalten Jahreszeit abzuschließen, dann folgt garantiert noch ein Intermezzo, welches mich eines Besseren belehrt. So konnten wir im März die erste weiße Gartenlandschaft dieses Winters genießen. Wenn auch nur für wenige Tage.

Blick am 10. März aus dem Kalthaus
Und aus dem Bürofenster
Am nächsten Tag taute es schon wieder. Der feuchte, schwere Schnee drückte viele Bambusse in die Horizontale, hier Phyllostachys humilis, was – aller Elastizität zum Trotz – leider auch zum Bruch einiger schöner Halme führte
Unter dieser Schneekuppe verbirgt sich Fargesia rufa
Echte Frühlingsboten lassen sich von der weißen Pracht nicht unterkriegen – sie tauchen unversehrt von der gewichtigen Last wieder auf
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Erste Bienen

Plötzlich sind sie da. Die ersten Bestäuber krabbeln – angelockt von frühlingshaftem Sonnenwetter (ja, das gab es zwischen all dem Regen) – aus ihren Winterbehausungen, fliegen zielgerichtet die cremeweißen Blüten von Lonicera x purpusii an. Die Duft-Heckenkirsche bewährt sich auch in diesem Jahr wieder als zuverlässige frühe Bienenweide. Und ich nehme mir fest vor, noch mehr von diesen robusten Winterblühern im Garten zu pflanzen. Zumal sie nicht nur für Biene und Co. ein attraktives Ziel sind: Auch wir steuern die Sträucher von Januar bis März regelmäßig an, um den herrlichen Blütenduft zu genießen.

Diese Biene hat ihre Pollenhöschen an den Blüten der Duft-Heckenkirsche schon gut gefüllt
In den Startlöchern steht gleich daneben Cornus mas: Die sich ab Februar/März öffnenden Blüten der Kornelkirsche bieten den Insekten ebenfalls wertvolle Nektar- und Pollentracht
Auch in diesem Februar fiel bei uns Regen statt Schnee und zauberte diamantenes Glitzern auf die Äste
Bei der hohen Feuchtigkeit kommen die Flechten schön zur Geltung – hier an Acer campestre, dem Feldahorn
Genauso feucht mag es der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica). Er wächst bei uns besonders gerne an den Ästen der Stieleichen (Quercus robur)
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Grau in grau

In diesem Monat wurden Erinnerungen an den Januar 2022 wach. Hatte es da nicht gefühlt auch dauernd tüchtig geweht und geregnet? Ein Blick in die Wetterstatistik klärt auf: Das mit dem Wind stimmt (und steigerte sich im Februar zu Orkanböen, bitte keine Wiederauflage in 2023!), aber die Niederschlagsmenge war moderat und entsprach der der vergangenen vier Januare, rund 90 mm. Da liegen wir jetzt 2023 mit 117,75 mm schon deutlich drüber – und es kann noch etwas dazukommen. Was wir als Gärtnerinnen natürlich begrüßen. Was sich aber als echter limitierender Faktor für das Laubmanagement erweist. Immerhin ist es uns irgendwie doch gelungen, die übel schwere nasse Blättermasse aus den Dachrinnen, vom Schuppendach und aus dem alten Obsthof zu entfernen. Aber Garagendach und einige Wiesenecken warten noch auf ihre Befreiung. Früher daranzugehen, ist keine Alternative – die Blätter der Stieleichen müssen erst unten sein, sonst heißt es: zweimal darangehen. Lichtblicke im trüben Januargrau (welches, neben mangelnder Zeit, gute Gartenfotos quasi unmöglich machte) waren wie immer die Frühblüher – Boten des hoffentlich bald nahenden Frühlings.

Dank winterblühender Sträucher wie Lonicera x purpusii und Viburnum x bodnantense blüht es in unserem Garten in jedem Monat irgendwo. Bei den Geophyten zeigen sich die ersten Crocus-Blüten im Januar
Immer vorne dabei: verschiedene Galanthus-Arten. Wir warten gespannt, wann sich die ersten Bestäuber aus ihren Winterverstecken wagen
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Wintergrün

Auch dieser Dezember wartete mit einem bei uns recht typischen Wetterverlauf auf: Einer Episode, die ankündigt, dass es jetzt wirklich ernsthaft Winter wird – in 2022 hieß das eine ganze Woche Kahlfrost bis minus 9 Grad – sowie die Tage drum herum, an denen wir uns eher bei aktuell 13 Grad und Regen gen Frühling träumen. Egal, welches Setting gerade vorherrscht: Die Immergrünen bringen in dieser Zeit frische Farbe in unseren Garten. Allen voran der Bambus, der zudem für die ein oder andere Überraschung gut war. Dazu gleich mehr.

Wie immer zum Jahresende muss erst noch ein kurzer Blick auf die Regenstatistik fallen: Obwohl sich die Wolken zurzeit mächtig Mühe geben, die Niederschlagsmenge noch in die Höhe zu treiben, werden wir in Summa unter den Werten der vorherigen Jahre liegen: Nach 955 mm in 2021 bzw. 936,25 mm in 2020, kommen wir 2022 nur auf 891,75 mm. Und laut Wetterradar war es das dann in diesem Jahr mit dem Regen.

Aber nun zu unserem Lieblingsgras. Wir hatten in den vorigen Posts ja schon ausgiebig unsere tierischen Gartenfreunde präsentiert. Hier nun noch einmal, denn das Rehwild teilt unsere Bambusliebe. Das grüne Blättermeer bietet Schutz vor Wind und Regen, lässt aber gleichzeitig den Blick frei, um die Umgebung auf mögliche ungebetene Störungen hin abzuscannen
Bei Phyllostachys nigra ‚Boryana‘ ist leider nix mehr vom grünen Blättermeer übrig geblieben: Das Laub wurde 2022 fast vollständig durch Blüten ersetzt, die die Halme jetzt durch ihr Gewicht nach unten biegen
Ebenfalls ungewöhnlich: der diesjährige Wachstumszyklus von Phyllostachys parvifolia. Im Spätherbst/Winter 2022 treibt der Bambus weiter neue Halme. Leider reine Energieverschwendung, da die Neuaustriebe keine anhaltenden Frostgrade überleben. Und mit denen ist im Januar/Februar sicher noch zu rechnen
Wie aus der Zeit gefallen wirken auch diese Brombeeren
Im Laufe der Jahre haben sich unsere Sitzklötze aus Buchenstämmen dank der Mithilfe von zahlreichen Tieren und Pilzen fast vollständig zersetzt. Es war und ist spannend zu beobachten, wer und was sich dort alles tummelt
Das gilt ebenso für die Benjeshecke, die neben unserem großen Totholzhaufen als tierischer Überwinterungs- und Nistplatz dient. Auf dass 2023 ein gutes Jahr für Flora und Fauna wird!
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Fallendes Laub auf Blume des Jahres

Das sieht nach einem trockenen Herbst bei uns aus: Nachdem es bereits im Oktober nur spärlich regnete, kam im November mit bis dato 29 mm sogar noch weniger Niederschlag zusammen. Nicht gerade üppig. Dafür blieben zumindest die Herbststürme aus – okay, nicht zu früh freuen, die können noch kommen –, und mit dem Frost hielt es sich bis auf eine Nacht mit immerhin minus 6,5 Grad bisher auch in Grenzen. Aber Frost ist Frost, also hieß es Dahlien retten, Gartenmöbel reinräumen, Wassertonnen leeren und die ersten Töpfe ins Kalthaus stellen. Und zwischendurch immer mal wieder Laub harken – alljährliche Meditationsarbeit, bei der wir nie allein sind: Amsel, Rotkehlchen, Zaunkönig und Co. freuen sich über das Freilegen von unter Blättern versteckten Leckereien.

Trotz erster Fröste ist noch einiges Laub auf den Bäumen, besonders Stiel- und Sumpfeichen lassen sich Zeit
Unter dem Laub kann man noch so manche Blüte entdecken. Bis zu den ersten Minusgraden blüht z. B. die Kleine Braunelle in den Wiesen. Prunella vulgaris wurde von der Loki-Schmidt-Stiftung zur „Blume des Jahres 2023“ gewählt. Der Name bezieht sich auf die Braunfärbung der verblühten Kelchblätter
Der Lippenblütler dient als Nahrungsquelle für viele Insekten und verbreitet sich über Kriechtriebe. Die Kleine Braunelle bevorzugt eher nährstoffarme Böden (Grasschnitt sollte abgetragen werden) und ist dankbar, wenn man nicht zu häufig mäht
In den Beeten sorgen die Spätblüher vor dem Frost ebenfalls noch für bunte Hingucker, hier der Buschklee (Lespedeza thunbergii)
Auch die Gelenkblume (Physostegia virginiana) würde immer noch weitere Blüten austreiben, wenn Temperaturen unter null Grad dem nicht irgendwann ein Ende bereiten
In der frostigen Jahreszeit legen hingegen einige Gehölze wie der Schneeball Viburnum x bodnantense oder die Duft-Heckenkirsche Lonicera x purpusii mit ihrer Blüte erst los – getreu dem Motto „Es wird durchgeblüht“. Beim Lorbeerblättrigen Schneeball Viburnum tinus (hier im Bild) glänzen noch die stahlblauen Früchte, aber daneben warten bereits die Blütenknospen (nicht im Bild) auf ihren baldigen Auftritt. Da Viburnum tinus andauernde Tiefsttemperaturen – die bei uns bisher ja durchaus möglich sind oder waren – nicht so toll findet, steht er im Topf und kommt bei Bedarf ins Kalthaus
Ja, die Rehe waren im Oktober-Post schon prominent vertreten, aber gerade die dunklen Kitze sind einfach zu niedlich – und wenig scheu
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