Auf den zweiten Monat mit ordentlich Regen und Sturmböen folgte der dritte: Mit 205 mm war der Dezember bei uns nicht nur der niederschlagsreichste Monat in 2023 – sondern der niederschlagsreichste seit 12 Jahren (im Dezember 2011 fielen 220,5 mm). Auch die Gesamtsumme 2023 kann sich sehen lassen: Ganze 1241,5 mm Nass ergossen sich als Regen, Graupel oder rieselten als Schneeflocken in den Wilden Garten – ebenfalls ein Rekordwert (die 1000er-Marke wurde bei uns zuletzt 2017 und 2015 gerissen).
Damit fiel die Gartenarbeit zum Ende des Jahres eher bescheiden aus. Wenigstens einige Karren übel schweren Laubmatsches konnte ich zusammenrechen, der Hopfen ist runtergeschnitten, auch die Dachrinnen und das Schuppendach sind vom Laub befreit. Das war es aber auch schon an erwähnenswerten Aktivitäten. Bleibt die Hoffnung, dass 2024 mit etwas gärtnerinnenfreundlicherem Wetter aufwartet – genug zu tun gibt es.
Anfang Dezember verwandelten einige Schneefälle den Garten kurzzeitig in eine herrliche Winterlandschaft
Dann folgten nur noch Regen, Sturm, Regen, starke Böen, Regen – und neben unserem Graben fungierte auch die Straße als Wasserstraße
Die positiven Seiten des üppigen Regens: Der Boden ist endlich feuchtgesättigt und der Bambusaustrieb – hier von Pseudosasa japonica – mehr als erfreulich. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für das Gartenjahr 2024
Als Gärtnerin bin ich gerade ziemlich genervt vom Wetter – was wirklich selten vorkommt. Aber der zweite Monat mit ordentlich Regen und Sturmböen (denen eine Fichte zum Opfer fiel) erschwert die Wintervorbereitungen doch erheblich. Überall liegt noch sehr matschiges Laub rum, und täglich kommt von den Eichen etwas obendrauf. In der vagen Hoffnung, dass es so schnell nicht soooo kalt werden würde, habe ich zudem noch längst nicht alle Töpfe in das Kalthaus gebracht. Die haben sich mit bereits über 100 mm Niederschlag im November jetzt richtig vollgesogen und sind noch schwerer zu handhaben als ohnehin schon. Zu allem Überfluss drohen nun Tiefstwerte von bis zu minus 11 Grad. Heißt: Schnelles Handeln – Regen, Schneeregen oder was auch immer ignorierend – ist angesagt! Da hilft ein Blick auf die sonnigeren Stunden des Monats (die muss es auch gegeben haben), um etwas Motivation zu tanken.
Sofort gute Laune beschert Parrotia persica: Das Persische Eisenholz zählt zu meinen absoluten Favoriten unter den Herbstfärbern – und wurde daher hier im Blog schon oft präsentiert. Die bunten Blätter hängen auch nach den ersten Frösten noch am Baum
Ebenfalls wunderschön, aber leider größtenteils bereits am Boden liegend, ist der herbstliche Look von Euonymus alatus. Mit seinen flügelartigen Korkleisten an den Ästen bleibt das Geflügelte Pfaffenhütchen dennoch ein Hingucker
Das gilt ebenso für den Perückenstrauch Cotinus coggygria ‚Golden Spirit‘, dessen grüngelbe Blätter wirkungsvoll mit den silbrig behaarten, an Perücken erinnernden Blütenständen kontrastieren
Warme Orangetöne bringt Berberis thunbergii ‚Atropurpurea‘ ins Spiel, garniert mit kleinen roten Perlen der für Mensch und Tier essbaren Früchte
Als Nektar- und Pollenquelle für spätaktive Insekten stehen bis zu den ersten Frösten die hübschen Blüten der Kosmeen zur Verfügung. Der einjährige Korbblütler Cosmos bipinnatus wird passenderweise auch Schmuckkörbchen genannt und sät sich immer wieder selbst aus
Der ganze Regen lässt überall Pilze sprießen – nicht nur am Boden, sondern auf allen Untergründen, die als Nährboden dienen können. Vor den hölzernen Gartenmöbeln machen sie ebenso wenig halt. Die Pilze auf dem Foto sind wahrscheinlich eine Art der Gattung Helmlinge/Scheinhelmlinge (für eine genaue Bestimmung bin ich dankbar). Sie haben mit ihrem Myzel die Äste einer Sal-Weide besiedelt
Der November bescherte uns einige herrliche Raureifmorgenstunden. In den Beeten bleibt das Auge immer wieder an den skulpturalen Blütenständen des Brandkrauts Phlomis russeliana hängen. Alleine dieser Anblick ist es wert – neben dem ökologischen Nutzen – mit dem Rückschnitt der Stauden bis in den frühen Frühling zu warten
Das totale Kontrastprogramm zum Sommerfeeling im September lieferte der Oktober: Statt goldener Herbststimmung war es überwiegend wolkenverhangen grau, und aus den Wolken strömten gute 166 mm Niederschlag in den Wilden Garten. Worüber wir uns dann doch freuen konnten, da die Wiesen bereits gemäht waren. Damit machte dieser Oktober mal wieder klar, wie wichtig es ist, mit dem Mähen rechtzeitig zu beginnen. Sonst besteht hier in der Nordheide die ziemlich große Chance, dass wir zum Jahresende richtig in Stress kommen und uns durch tropfnasses hohes Gras quälen müssen. Es gibt angenehmere Gartenjobs.
Zaghaft startet die Herbstfärbung bei den Gehölzen – der Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) ist vorne dabei
Die Stieleichen (Quercus robur) hingegen lassen sich noch etwas mehr Zeit
In den Beeten zaubern die Sonnenhüte (Rudbeckia) trotz Schietwetters noch gelbleuchtende Farbtupfer
Im Blühfeld hingegen haben die Sonnenblumen ihre gelben Zungenblüten schon fast alle verloren. Hier bringen näher am Boden Malven, Margeriten, Ringelblumen und Co. noch Farbe ins Feld und versorgen späte Insekten mit Nahrung. Aber auch größere Gäste futtern sich satt
Die ersten Töpfe mit frostempfindlichen Salbeis und Buschklee (Lespedeza thunbergii) habe ich bereits ins Kalthaus geräumt (für einige Stunden sank das Thermometer bodennah schon auf null Grad, und das mögen die Blüten gar nicht) – Insekten haben freien Zutritt
An anderer Stelle habe ich leider ebenfalls Blüten gesichtet: Mit Phyllostachys nigra ‚Henonis‘ blüht bei uns nach ‚Boryana‘ nun der zweite Bambus der Art. Bisher allerdings nur an ganz wenigen Halmen
Erfreulicherweise gab es in diesem Jahr noch einen ordentlichen Halmneuaustrieb bei der Pflanze. Jetzt heißt es abwarten, ob im kommenden Jahr – wie bei Phyllostachys nigra ‚Boryana‘ 2022 geschehen – auch bei ‚Henonis‘ eine Vollblüte folgt und keine Kraft mehr für neue Halme bleibt. Schade wäre es. Denn dann müssten wir diesen in einer Rhizomsperre stehenden Bambus roden, da die Pflanze sich an Ort und Stelle nicht mehr regenerieren würde. Im nächsten Sommer wissen wir mehr
Dieser Monat ist es wert, ebenfalls mit einem kurzen Blick aufs Wetter zu starten – und das gleich in zweifacher Hinsicht: Der September 2023 war bei uns mit bis dato 27,75 mm Niederschlag (und weiteres Nass wird es wohl bis Samstag nicht geben) nicht nur der bisher trockenste Monat des Jahres. Ich denke, auch was die Temperaturen angeht, wird er wohl zu den Wärmsten zählen. Ergo kam im Wilden Garten noch einmal richtiges Sommerfeeling auf. Das Mähen der Wiesen konnten wir entspannt fortsetzen, einige Blühinseln nach wie vor stehen lassen. Perfektes Wetter auch für die Walnussernte – wenn nur der üble Befall mit der Walnussfruchtschalenfliege nicht wäre. Das macht die Ernte aufwendig: Jede befallene Nuss muss aus der matschigen schwarzen Fruchtschale befreit und trocken gerieben werden, dabei krabbeln einem nicht selten die verursachenden weißen Fliegenmaden entgegen. Manche Nüsse sind so stark befallen, dass sie nicht mehr zu retten sind. Um den Befall im kommenden Jahr einzudämmen, sollten alle nicht mehr essbaren Nüsse und die Fruchtschalen im Hausmüll entsorgt werden. So können sich die Maden nicht weiterentwickeln und 2024 als Fliegen ihre Eier wieder in die unreifen grünen Nussschalen legen.
Betrachtet man morgens die Wiesen, lässt sich trotz sommerlichen Temperaturen der Herbst ahnen: Mit Tau verzierte Spinnennetze und Fruchtstände sowie der sich ändernde Lichteinfall verraten, dass das Jahr doch schon etwas fortgeschritten ist
Die filigranen Blütenstände des Taubenkopf-Leimkrauts (Silene vulgaris) schmücken die Wiesen bis in den September hinein
In dem von Chinesischen Blumenhartriegeln (Cornus kousa chinensis) leicht verschatteten Teil des Gartens kommt der Effekt weißer Blüten gerade im Herbstlicht gut zur Geltung: Hier setzt die Weiße Waldaster (Aster divaricatus) lichte Akzente
Die weißen Blüten der Rispenhortensie (Hydrangea paniculata) bringen ebenfalls Licht in den grünen Schatten
Wenn alle ausgebüxten Bambusrhizome abgestochen sind, der Austrieb neuer Halme so ziemlich abgeschlossen ist und die Jungvögel aus den im Bambus versteckten Nestern ausgeflogen sind, nutze ich die Gelegenheit, tote Bambushalme zu entfernen. Diese gut neun Meter langen von Phyllostachys vivax ‚Huangwenzhu‘ werden von Seitenästen befreit und unter dem Schuppendach gelagert – gutes Baumaterial für vielfältige Einsätze
Update zur Blüte von Phyllostachys nigra ‚Boryana‘: Auch in diesem Jahr gab es keinerlei neuen Halmaustrieb und an den bestehenden Halmen waren nur ganz vereinzelt neue Blätter zu sehen – viel zu wenige, um ausreichend Fotosynthese zu betreiben
Die Pflanze in Vollblüte sieht nicht wirklich schön aus. Wenn es zeitlich passt und sich in der nächsten Austriebsaison wieder keine neuen Halme aus der Erde schieben, werde ich ‚Boryana‘ schweren Herzens roden
Dieser malerische Abendhimmel vertreibt die trüben Rodungsgedanken und lädt stattdessen zu einem leckeren Darjeeling auf der Gartenbank ein
Verglichen mit der Hitze im vergangenen Jahr fühlte sich der August 2023 bei uns im Wilden Garten geradezu kühl an. Bei Werten um die 20 Grad und regelmäßigem Schauergeschehen ging sogar das alljährliche Abstechen der Bambusrhizome richtig gut von der Hand. Die trockenen Tage zwischendurch konnten wir für den weiteren Rückschnitt der Wiesen nutzen, sodass wir zum Ende des Monats bei diesen beiden Garten-Mammutjobs gar nicht so schlecht dastehen. Das entspannt ungemein, da es aufgrund der immer kürzer werdenden Tage zunehmend schwieriger wird, die Wiesen ohne Tau in einem trockenen, gut zu Mähenden Zustand vorzufinden. Und bei steinharten Böden und 30 Grad im Schatten sollte man vom schweißtreibenden Ausbuddeln abtrünniger Rhizome auch unbedingt die Finger lassen. Das Wetter meinte es also in diesem August gärtnerisch gut mit uns. Okay, den total verregneten Monatsanfang vergessen wir jetzt einfach mal.
Dank ausreichendem Niederschlag streckten ab Mitte des Monats dann doch noch einige Sonnenblumen ihre goldgelben Köpfe aus dem Blühfeld
In den Wiesen stehen überall die hübschen weißen Doldenblüten von Daucus carota: Hier haben sich drei Streifenwanzen auf dem nestartigen Fruchtstand der Wilden Möhre versammelt
Der Wilde Wein (Parthenocissus quinquefolia, auch Jungfernrebe genannt) vereint nützliche Eigenschaften für Mensch und Tier: Er verwandelt Mauern in dekorative grüne Wände (die im Herbst auch noch fantastisch glutrot leuchten) und ist eine wertvolle Insektennährpflanze
So unscheinbar die kleinen Blüten sind, so anziehend sind sie für Bienen und Co. Geht man an der berankten Garagenwand vorbei, brummt und summt es wie im Bienenstock. Die sich aus den Blüten entwickelnden blauschwarzen Beerenfrüchte werden im Herbst/Winter gerne von Vögeln weggenascht
An Malus toringo beginnen sich die vielen kleinen Früchte bereits langsam gen gelb, orange, rot zu verfärben. Der Kleinfruchtige Zierapfel ist ebenfalls sehr beliebt bei Finken, Sperlingen und anderen Vögeln: Die Miniäpfel haften bis in den Winter am Baum und vertragen einstellige Minustemperaturen
Bei den Agapanthus-Blütenständen steht der dekorative Aspekt im Vordergrund, aber die Afrikanische Schmucklilie dient auch als Bienenweide
Der Anblick der Beete lässt Ende des Monats schon ein leichtes Herbstfeeling aufkommen. Hier verweisen die skulpturalen verwelkten Blütenstände des Brandkrauts (Phlomis russeliana) und des Kandelaber-Ehrenpreises (Veronicastrum virginicum ‚Fascination‘) darauf, dass sich das Blütenspektrum langsam ändert: Sonnenhut (Rudbeckia), Wasserdost (Eupatorium), Goldrute (Solidago) und Sonnenbraut (Helenium) übernehmen die Hauptrollen
Glück gehabt: Der Juli brachte mit bis dato bereits über 100 mm Niederschlag wenigstens etwas Entspannung für die Pflanzen. Verbrannte Grasflächen grünten wieder durch und die Insekten – insbesondere Schmetterlinge und Hummeln – ließen und lassen sich in erfreulich großer Anzahl auf dem reich gedeckten Blütenbüfett nieder. Zu den absoluten Pflanzenfavoriten zählen in diesem Monat immer unsere großen Bestände an Echtem Dost (Origanum vulgare), verschiedenen Klee-, Mohn- und Johanniskrautarten, Wilden Möhren (Daucus carota) und Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum virginicum). Es lohnt also ein genauer Blick auf die Blüten. Auf dem Foto oben hat sich zum Beispiel ein Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter auf dem Dost niedergelassen. Da sich die Raupen dieses Falters von verschiedenen Süßgräsern ernähren, gibt es bei uns reichlich Futter für sie. Aber auch die Falter kommen nicht zu kurz – wie man sieht.
Die Hainschwebfliege fliegt besonders gerne Doldenblüten wie die der Wilden Möhre an. Hier macht sie eine Ausnahme
Der Echte Dost, besser bekannt unter dem Namen Oregano oder Wilder Majoran, behauptet sich sehr gut in unseren hohen Wiesen. Er zieht zahlreiche Insekten unwiderstehlich an, wie diesen hübschen Faulbaumbläuling
Origanum vulgare ist so attraktiv – er wird sogar bei Regenwetter besucht
Dieser Blütenbesuch auf Daucus carota hat tödliche Folgen: Denn die Veränderliche Krabbenspinne bevorzugt tierische Nahrung. Sie lauert oft auf Blüten und kann ihre Färbung sogar etwas an den jeweiligen Untergrund anpassen. So getarnt erbeutet sie selbst größere und wehrhafte Nektarsucher wie Bienen oder Schmetterlinge
Um Fressfeinde zumindest etwas zu verwirren, setzt die Hornissenschwebfliege auf einen Look, der im ersten Moment tatsächlich an die namensgebende Hornisse erinnert. Dieses Exemplar lässt sich den Nektar von Buddleja davidii munden. Der Sommerflieder steht in der Gunst zahlreicher geflügelter Gäste ebenfalls ganz weit oben
Nein, dieses markante Krabbeltier ist tatsächlich kein Käfer, sondern die Nymphe der Grünen Stinkwanze
Eine besondere Freude in diesem Sommer war die erste Blüte unseres Gold-Trompetenbaums. Catalpa bignonioides ‚Aurea‘ wächst deutlich schwächer als die Art und hat sich bis zum ersten Blütenansatz immerhin 12 Jahre Zeit gelassen. Kein Wunder: Zieht er doch frischen bis feuchten, nährstoffreichen Boden vor – was wir ihm nur bedingt bieten können. Die häufige Trockenheit der vergangenen Jahre war zudem nicht gerade förderlich für sein Gedeihen
Aber das Warten hat sich gelohnt. Denn der Trompetenbaum ist mit seinen großen herzförmigen Blättern und den opulenten Blütenrispen (also, wenn er denn mal in Fahrt kommt) nicht nur wunderschön, sondern auch ein wertvolles Insektennährgehölz – das gleich in der ersten Blühsaison regen Besucherandrang verzeichnen konnte
Nach dem trockenen Mai verwöhnte auch der Juni die Pflanzen nicht gerade mit ausreichender Feuchtigkeit, die sie für gutes Wachstum und substanziellen Fruchtansatz so dringend benötigen. Verbrannte Grasflächen statt grünem Rasen – zumindest in sonnenexponierten Lagen. Nicht schön. Die hohen Wiesen halten sich tapferer, bleiben in ihrer Üppigkeit aber auch hinter regenreicheren Jahren zurück. Trockenheit und Rehwild zum Trotz – zwei Ricken haben in dieser Saison drei Kitze bei uns geboren – bleibt noch ein abwechslungsreiches Blütenangebot für die Insektenwelt. Wenn auch die Nektarmenge sicher geringer sein wird. Aber Garten und Blühfeld dürften dennoch einiges an Futter bereitstellen, wie die durchaus langen Blütenbesuchszeiten von Hummel, Biene und Co. zeigen.
Die helmförmigen Blüten von Phlomis russeliana sind besonders bei den Hummeln begehrt. Das sonnenliebende Brandkraut braucht ein, zwei Jahre, bis es sich etabliert. Aber dann wächst es tüchtig und neigt durchaus dazu, schwächere Beetnachbarn zu verdrängen
An feuchten Standorten – bei uns nur am Teich gegeben – ist Iris pseudacorus zu Hause. Die Blüten der Gelben Sumpf-Schwertlilie sind ebenfalls eine ergiebige Insektenweide
Auch unter den Gehölzen finden sich einige Insektenmagneten. Ganz vorne dabei: Gleditsia triacanthus, hier die Sorte ‚Sunburst‘. Im Juni erscheinen lange weiße Blütentrauben mit sehr viel Nektar im Gepäck
Der Blattaustrieb der Gold-Gleditschie – ein kleines Kunstwerk
Zu den besten Nektar- und Pollenspendern zählt der Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Dieses Exemplar hat sich seit 2011 aus einer keimenden Frucht entwickelt. Der majestätische Baum kann bis zu 500 Jahre alt und gute 30 Meter hoch werden. Also nix für kleine Gärten
Nach der Blüte hängt er nun über und über voll mit Früchten, deren Fruchtflügel relativ rechtwinklig angeordnet sind. Neben Borke und Winterknospen ein gutes Unterscheidungsmerkmal zum Spitzahorn (Acer platanoides), bei dem die Fruchtflügel fast in der Waagerechten stehen
Im hohen Gras der Wiesen und im Schatten des Bambushains ziehen zwei Ricken ihre drei Kitze groß. In der Dämmerung und am frühen Morgen, wenn kein Mensch im Garten stört, werden die Lütten rumgeführt und erhalten wahrscheinlich eine Einweisung in die kulinarischen Leckereien – die ständigen Fressschäden sprechen eine deutliche Sprache
Das hat geklappt. Auch in diesem Jahr blieben die Pflanzen im Mai von Frost verschont. Entsprechend prächtig und lang andauernd blühen die Frühlingsgehölze – allen voran Wisteria und verschiedene Schneebälle. Als limitierender Faktor erwies sich allerdings wieder einmal der Niederschlag: Mit bis dato 26,5 mm war es bei uns der trockenste Mai seit dem „Dürrejahr“ 2018 (5/18: 24 mm). Ich hoffe, der Regen steigert sich die kommenden Monate noch – in den nächsten Wochen sieht es leider nicht danach aus.
Neben den meteorologischen Herausforderungen muss sich das Grün auch dem tierischen Tun stellen: Während die Insekten fleißig dabei sind, beim Sammeln von Pollen und Nektar ihren Teil zur Vermehrung der Pflanzen beizutragen, haben andere Besucher ausschließlich die genüssliche Erweiterung ihres Speiseplans im Kopf. Was meine Tierliebe in diesem Jahr auf eine harte Probe stellt. Denn trotz teilweiser Einzäunung haben wir es bisher immer toleriert, dass das Rehwild doch ab und zu durch den Garten stromert und an ruhigen Orten ein Kitz ablegt. Die Fraßschäden hielten sich bislang in Grenzen. Leibgerichte wie Hornveilchen und Rosen regenerierten sich in der Regel wieder. Aber die 2022-Generation des Rehwilds geht jetzt wirklich zu weit: Quadratmeterweise Astern sowie Frauenmantel, Fetthenne, Astilben und selbst Funkien werden probiert und offensichtlich für lecker befunden. Denn kaum haben sie sich wieder etwas berappelt, wird erneut zugelangt. Dem hält auf Dauer die robusteste Pflanze nicht stand. Was tun? Das wird die Denksportaufgabe für diesen Sommer. Bepflanzung anpassen (aber welche Arten sind wirklich „deer resistant“!?), Zäune richtig hoch ziehen (wie sieht das denn aus!?) oder Hände klatschend vergrämen (dann kommen sie halt nur noch nachts, sind ja nicht blöd …). Wenden wir uns lieber erst einmal erfreulicheren Aspekten des Gartens zu, bevor ich darüber weiter nachgrübele.
Im Mai starten unsere Wiesen langsam durch und bescheren einen reichhaltigen Speiseplan, den die Insekten konstruktiv zu nutzen wissen
Hübsche Kombi: Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) und die Gewöhnliche Hainsimse (Luzula campestris)
Auch einige späte Wildtulpen bieten noch Nahrung an
Bei den Gehölzen öffnet Cercis canadensis ‚Forest Pansy‘ langsam seine purpurrosanen Schmetterlingsblüten. Der Amerikanische Judasbaum blüht direkt am Stamm (sogenannte Stammblütigkeit bzw. Cauliflorie), bevor er mit dem Blattaustrieb beginnt
Wenn die Blüten schon kurz vor dem Verblühen stehen, erscheinen auch die ersten neuen Blätter
Ein schönes Farbenspiel bei Berberis thunbergii ‚Atropurpurea‘. Die Berberitzen sind eine beliebte Bienenweide
In diesem Abschnitt unserer Hecke blüht es weiß (v. l. n. r.): Ganz rechts ein Schneeball (Viburnum opulus ‚Roseum‘), dann folgt ein Tatarischer Hartriegel (Cornus alba ‚Elegantissima‘), darein wächst Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna), dahinter folgen Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus) und Wolliger Schneeball (Viburnum lantana). Bis auf die Zuchtform ‚Roseum‘ des Schneeballs, deren Blüten steril sind, liefern alle Gehölze reichlich Nahrung für Insekten und Vögel
In den Beeten blüht der Kugellauch (Allium ‚Purple Sensation‘) – bisher verschont vom Rehwild
Zu den neu auf der Speisekarte stehenden Pflanzen zählen hingegen die Funkien (Hosta)
Ich war es nicht – sicher Mutter oder Schwester oder sonst jemand aus unserem Clan
Nachdem uns der März noch mal kurzfristig ein echtes Winterfeeling bescherte, stand im April dem Durchbruch der Frühjahrsblüher nichts mehr im Wege. Bis dato stimmt sogar der Temperaturverlauf: Nach einem trockenen, kühlen Start mit stundenweise leichten Nachtfrösten kamen die Pflanzen erst etwas zögerlich aus der schützenden Erde. Ab Mitte des Monats regnete es dann zumindest etwas (der April ist bei uns regelmäßig einer der Monate des Jahres mit dem geringsten Niederschlag) und das Thermometer stieg – die Pflanzen warfen ihren Wachstumsmotor an. Nun heißt es bis Mitte Mai Daumen drücken, dass das Grün von fiesen Spätfrösten verschont bleibt.
Pünktlich zu Ostern blühen die Narzissen
In den feuchteren Ecken der Wiesen lösen Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) und Sibirischer Blaustern (Scilla sibirica) Schneeglöckchen und Krokusse als Insektenweide ab
Trotz Halbschatten breiten sich die Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum) tüchtig aus – sehr zur Freude der nach Nahrung suchenden geflügelten Gäste. Dahinter kommt auch Luzula sylvatica langsam in Fahrt. Die Wald-Hainsimse ist ein langlebiger Bodendecker, der sich über Rhizome verbreitet und einen geschlossenen Rasen bilden kann. Sie blüht ebenfalls jetzt im Frühjahr
Eine Etage höher leuchten die vielen Blüten von Magnolia x loebneri ‚Leonard Messel’ vor den noch unbelaubten Bergahornen in der Sonne
In diesem Jahr hatten wir mit der Magnolienblüte wirklich Glück: Es gab keine Fröste, welche die wochenlange üppige Pracht – hier von Magnolia stellata – ruinierten
Nun also doch. Ich brauche nur gedanklich mit der kalten Jahreszeit abzuschließen, dann folgt garantiert noch ein Intermezzo, welches mich eines Besseren belehrt. So konnten wir im März die erste weiße Gartenlandschaft dieses Winters genießen. Wenn auch nur für wenige Tage.