Glück gehabt! Während im Mai 2019 fiese Frostnächte vielen Blüten und Blattaustrieben den Garaus machten (und die komplette Walnussernte ausfallen ließen), begnügten sich die Eisheiligen in diesem Jahr mit nur wenigen frühen Morgenstunden knapp unter null Grad. Die sorgten bodennah zwar doch für einiges braunmatschig in sich zusammenfallendes Grün, aber der Schaden hielt sich in sehr überschaubaren Grenzen. Selbst die höher am Baum sitzenden männlichen Blüten der Walnuss überlebten, sodass die leise Hoffnung auf frische leckere Früchte aufkeimt. Falls sich nicht noch heimtückisch eine richtig späte Kaltfront nähert – und wir das „Glück gehabt!“ noch mal revidieren müssen …
Nun aber Schluss mit dem Spekulieren und Fokus auf die frühlingsbunte Blütenfülle, die im Laufe des Monats im Garten Einzug hielt. Sehr zur Freude der Gärtnerinnen – und natürlich der tierischen Besucher.
Gerade in den halbschattigen Bereichen unter den großen Bäumen breitet sich bei uns das Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) immer mehr aus. Die hellblauen Blütenteppiche überziehen an manchen Stellen einige QuadratmeterGelbe Farbtupfen am Gehölzrand setzt das Schöllkraut (Chelidonium majus) – dessen Bestände sich mit tatkräftiger Unterstützung von Ameisen, die seinen ölhaltigen Samen lieben, ebenfalls ordentlich vermehrenDie Hecke aus Lonicera tatarica hat bereits mein Großvater entlang eines kleinen Grabens gepflanzt, der leider oft trocken fällt. Inzwischen wird die Tatarische Heckenkirsche von großen Stieleichen, Rosskastanien und Berg-Ahornen beschattet. Das tut ihrer immensen Blühfreude allerdings keinen Abbruch. Denn der super robuste sommergrüne Strauch ist in seiner Anspruchslosigkeit kaum zu überbieten: Schatten wird ebenso vertragen wie starke Fröste, Trockenheit oder zeitweise Nässe. Auch was die Bodenqualität anbelangt, ist Lonicera tatarica sehr genügsam – sie gedeiht quasi auf allen Böden. Ihr früher Blattaustrieb zaubert manchmal schon Ende Februar frisches Grün in den winterlichen Garten, die zahlreichen Blüten sind eine gute Nahrungsquelle für InsektenAls ökologisch besonders wertvoller Stauch oder kleiner Baum sollte Crataegus monogyna in keinem naturnahen Garten fehlen. Der Eingrifflige Weißdorn bietet nicht nur nektarreiche Blüten, seine Blätter sind zudem Nahrung für einige Schmetterlingsraupen und die dunkelroten Früchte stehen auf dem Speiseplan zahlreicher Vögel. Für Letztere finden sich im Weißdorngebüsch darüber hinaus sichere Plätze zum Nestbau. Zu den regelmäßigen Gästen zählt auch der Gold-Rosenkäfer (im Bild). Oft zieren gleich mehrere goldgrün glänzende Tiere die weißen Blüten. Weißdorn ist sehr schnittverträglich – ein großes Plus für kleinere Gärten. Mit Frost, Wind und Trockenheit hat er kein ProblemEbenfalls perfekt als Vogelschutz- und Insektennährgehölz: Rosa pimpinellifolia, hier links mit weißen, rechts mit rosa Blüten (im Hintergrund steht Cornus stolonifera ‚Flaviramea‘, vorne Lupinus polyphyllus, an deren Blüten es genauso summt und brummt). Wir haben die Dünen-Rose an diesen kleinen Wall aus Bodenaushub gepflanzt, da sie selbst mit armen Sandstandorten klarkommt – wie der Name verrät. Erstaunlicherweise toleriert sogar der Gelbholz-Hartriegel diese ziemlich trockene LageGanz vorne auf dem Speiseplan der Hasen – von denen bei uns eine stabile, erfreulich große Population rumhoppelt – steht Ginster. Sie geben sich allerdings nicht wie die Insekten mit der Blütennahrung zufrieden, sondern knabbern hemmungslos komplette Zweige ab. Wir freuen uns trotzdem an den süßen Langohren, denn Elfenbein-Ginster (Cytisus x praecox) wie Besen-Ginster (Cytisus scoparius) trotzen dem Verbiss mit einem starken Ausbreitungsdrang, bei dem sich u. a. wieder die Ameisen verdient machen. Besonders spannend bei jeder neu wachsenden Pflanze: In welcher Farbe wird sie wohl blühen? Die Sorten mutieren fröhlich und lassen sich leicht kreuzenBlütendetail der Cytisus-scoparius-Sorte ‚Roter Favorit‘Bunt im Detail geht es auch an den Blütenrispen der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) zu: Die einzelnen Blüten geben Bienen und Hummeln klare Ansagen, ob sich ein Besuch lohnt. Am ersten Tag locken sie mit gelben Saftmalen und attraktivem Duft (das klappt wie man auf dem Bild sieht). Am zweiten Tag färben sich die Saftmale ziegelrot, dann karminrot, der Duft verändert sich – deutliche Signale für die Insekten, dass ein Anflug dort keinen Sinn mehr macht, denn die bestäubte Blüte stellt ihre Nektarproduktion ein. Cleveres Bestäuber-Leitsystem
Nicht nur der Winter fiel aus, auch vom sprichwörtlichen Aprilwetter (7,75 mm Niederschlag bis dato) war bei uns wenig zu spüren. Lediglich nervig starke Windböen beeinträchtigten das gärtnerische Wohlbefinden an einigen Tagen. Dennoch: Sonne und durchweg angenehme Temperaturen – kulinarische Unterbrechungen draußen waren immer drin – förderten den grünen Schaffensdrang. Und zu tun gibt es im Frühling ja mehr als genug, was am besten auch noch alles zeitgleich erledigt werden sollte. Also Pflanzentöpfe aus dem Kalthaus raus, dem Unkraut in allen Beeten zu Leibe rücken, mulchen, Neues pflanzen und säen, Rasen mähen, Teichpflege, Gehwegsteine versetzen – die To-do-Liste wird einfach nicht kürzer. Dafür wird es täglich üppiger und bunter, trotz Trockenheit.
Morgendliche Froststunden: Narcissus ‚Carlton‘ senkt ihre Häupter. Den Narzissen behagte das fehlende Nass gar nicht, die Blüte war in dieser Saison alles andere als opulentBis Ende April blüht die kleine Narcissus triandrus ‚Hawera‘ mit ihren dynamisch zurückgeschlagenen BlütenblätternAuch die kräftige Sommerknotenblume Leucojum aestivum ‚Gravetye Giant‘ – sie kommt ursprünglich aus dem Garten von William Robinson in Großbritannien – erfreut durch eine lange BlüteÜber den Köpfen der Geophyten grünt und blüht es ebenso: Die zarten frischen Blätter von Betula pendula lassen das Sonnenlicht durchscheinenAller Trockenheit zum Trotz: Der Kleinfruchtige Zierapfel Malus toringo bietet hungrigen Gästen ein reichhaltiges BüfettAm Teich haben ebenfalls die ersten Blütentankstellen geöffnet: Tüchtig Pollen und Nektar finden sich bei der Sumpfdotterblume (Caltha palustris)Unter der Wasseroberfläche stehen gleichermaßen alle Zeichen auf Wachstum. Viele kleine Krebsscheren drängen als Ausläufer der Mutterpflanze bereits ans Licht. Ab Mai schweben dann zauberhafte kleine weiße Blüten von Stratiotes aloides dicht über dem Wasser
Winter – war da was? Von Schnee weit und breit keine Spur (okay, am späten Abend des 10. Februars lag für ca. 30 Minuten ein Hauch von Weiß über Garten und Feldern. Will ich nicht unterschlagen), und die Temperaturen bewegten sich auch in sehr moderaten Bereichen. Kälter als stundenweise minus vier Grad wurde es bei uns nicht. Da hat der Frühling gleich in den ersten Tagen mehr zu bieten: Auf frostige minus sieben Grad sank das Thermometer dank sternenklarem Himmel in der Nacht vom 22. auf den 23. März. Na, besser jetzt als im April oder gar noch später … Und glücklicherweise gab es nach oben hin auch noch nicht solche vorsommerlichen Ausreißer, sodass die Vegetation teilweise etwas hinter dem Stand von März 2019 hinterherhinkt, was ja mal nicht schaden kann. Nicht hinterher sind die Vögel: Sie begleiten unser Rumwühlen im Garten mit ihrem Gesang. Welch wunderbare Ablenkung, wenn die Heckenbraunelle ihr Zwitschern von der Spitze der höchsten Tanne aus vorträgt und auf der anderen Seite des Gartens die Singdrossel in der Stieleiche unermüdlich ihre Strophen zum Besten gibt.
Erst zaghaft öffnet Magnolia stellata wenige Blüten Gut so, denn die kalten Nächte fordern ihren Tribut Gänzlich unbeeindruckt vom Frost zeigt sich hingegen die rosa Blütenwolke von Prunus cerasifera ‚Nigra‘Die Kätzchen der Sal-Weiden (hier hinter Cornus stolonifera ‚Flaviramea‘) servieren Pollen und Nektar für die ersten Hummeln, Bienen und Co., die sich in der wärmenden Mittagssonne aus ihren Bauten trauen Auch Cytisus praecox ‚Allgold‘ lässt sich von der Sonne zum Öffnen der ersten Blüten verleiten Deutlich früher ist das Kleine Immergrün dran: Der energisch vor sich hin rankende Bodendecker Vinca minor bietet seine Blüten vorbeikommenden Insekten oft schon ab Februar an
Hinweis für alle, die Lust auf noch mehr blumige Impressionen haben: Unsere Bildergalerie 2019 zeigt die schönsten Gartenmomente des vergangenen Jahres.
Sturm, Regen, Sturmböen plus Regen – darauf lässt sich gefühlt dieser Februar reduzieren. Das Gute an der Sache: Die Regenspeicher werden weiterhin ordentlich aufgefüllt und die Sturmschäden halten sich bei uns bisher zum Glück in Grenzen. Aber langsam gibt es trotz größtenteils durchlässigem Sandboden schon hier und dort eine Ecke im Garten, in der jeder Schritt von schmatzenden Geräuschen begleitet wird – das geht Richtung Staunässe. Rund 136 mm Niederschlag hat uns der Februar bis dato beschert, ungewöhnlich viel für diesen Monat. Und ehrlich gesagt, dienen die Windböen auch durchaus mal als Ausrede, den ein oder anderen anstehenden Gartenjob (final das Schuppendach zu säubern, die neue Rhizome-abstechen-Saison einzuläuten, etc.) noch etwas zu verschieben. Rächt sich alles in den kommenden Monaten, ist klar.
Das
Thermometer bewegte sich im Februar zwischen stundenweise leichtem Frost bis
hin zu 14 Grad. Entsprechend früh öffnen sich die Blüten vieler Geophyten und
Gehölze. Winter: nach wie vor Fehlanzeige.
Gemäß phänologischem Kalender soll die Blüte der Forsythie (im Bild Forsythia x intermedia ‚Lynwood Gold‘) schon den Beginn des Erstfrühlings einläuten, der dem Vorfrühling folgt. Diese ist eindeutig zu früh am Start Narcissus ‚Tête-à-Tête‘ legt sich ebenfalls schon ins Zeug Allgegenwärtig sind die von den starken Windböen verteilten Blätter von Miscanthus x giganteus. Hier weben sie einen wilden Teppich unter Magnolia stellata. Wir schneiden das Riesen-Chinaschilf – wie alle Gräser – erst im zeitigen Frühjahr zurück Jeden Winter zaubern mir die vielen Schneeglöckchenblüten von Galanthus nivalis und Galanthus nivalis ‚Flore Pleno‘ ein Lächeln ins Gesicht: ein Versprechen auf den kommenden Frühling Die Krokusse setzen markante Farbakzente ins Weiß Apropos Krokusse: Die zarten Schönheiten vermehren sich Jahr für Jahr ganz erfreulich und tauchen an den überraschendsten Stellen im Gras auf – gerne auch mitten auf den grünen Wegen Bislang forderte das stürmische Wetter erfreulicherweise nur ein einziges Halmopfer in unserem Bambushain: Phyllostachys aureosulcata ‚Aureocaulis‘ hat es erwischt. Sehr zur Freude von Katze Electra
Drei Jahre sind wir
verschont geblieben. Obwohl die Wildschweinpopulation auch bei uns in der
Gegend wächst und gedeiht und die Schwarzkittel alles andere als scheu sind
(dafür extrem clever). Unser Garten wurde zwar ab und zu besucht, aber die Tiere
hinterließen keine bleibenden Eindrücke. In diesem Monat war das anders: Der
ganze Obsthof wurde umgebrochen – von einer (laut Beweisfotos) mindestens acht
Schweine starken Rotte, die sich genüsslich durch das mit delikaten Eicheln von
den umstehenden Bäumen garnierte Gras wühlte. Den Spaß hatten wir 2016 schon
mal. Und die Frage stellt sich wieder: Wann ist der sinnigste Zeitpunkt, die
aufgeworfenen Soden wieder einigermaßen glatt zu harken? Kommen sie noch mal?
Lohnen würd es sich vielleicht. Also besser abwarten, so lange wie möglich,
bevor das Grün wieder Gas gibt. Denn zweimal glatt rechen bringt definitiv gar
keinen Spaß.
Hauptsache, es schmeckt Verdrängen hilft nicht: Irgendwann muss ich da ran
Der Garten sorgte im Januar
natürlich trotzdem für jede Menge Freude. Ganz ohne Schnee (keine einzige der
wenigen zwischen Regentropfen reingemogelten Schneeflocken erreichte weiß den
Boden). Dafür mit zauberhaften Winterblüten. Und Insekten konnten wir aufgrund
der sehr lauen Temperaturen auch schon einige durch die Luft schwirren sehen.
Ein absolut verlässlicher Winterblüher ist Lonicera purpusii, die Duft-Heckenkirsche. Im vergangenen Jahr haben wir ein weiteres Exemplar in die gemischte wilde Hecke gepflanzt. So finden die „Frühaufsteher“ unter den Insekten in dieser kargen Zeit mehr Nahrung. Und wir können eine zusätzliche Duft-Tankstelle auf unserer Gartenrunde anlaufen Ebenfalls eine beliebte Anlaufstelle für Insekten und Menschen im winterlichen Garten: der Schneeball Viburnum bodnantense ‚Dawn’ mit seinen duftenden Blüten Dank der milden Witterung stehen auch die Blüten von Cornus mas bereits kurz vor dem Aufbrechen. Die Kornelkirsche ist ein wichtiges Insektennährgehölz des Vorfrühlings Im vergangenen Jahr fiel die komplette Walnussblüte – und damit die Ernte – dem Spätfrost zum Opfer. Diese noch geschlossenen männlichen Blüten lassen uns wieder auf leckere Früchte hoffen. Klarheit darüber gibt es Ende Mai, spätestens Beim Streifzug durch den Garten geben nicht nur die frischen Blüten Anlass zum Innehalten: Hier erinnert der alte Blütenstand von Oenothera biennis an abendliche Sommerspaziergänge Die Dolden von Daucus carota sind durchs Wetter zwar schon etwas in Mitleidenschaft gezogen, stehen aber immer noch wie langstielige kleine Schirme im Wind Nur wenige Hagebutten hängen noch an den Rosen – wie diese an Rosa rugosa
Vielleicht gibt es noch einige Tropfen obendrauf – ein paar Stunden 2019 liegen schließlich noch vor uns, und am Himmel drängen sich einige Wolken. Aber selbst wenn es das jetzt war mit Niederschlag in diesem Jahr: Immerhin 933,75 mm haben wir hier in der Nordheide abbekommen. Nach mageren 632 mm in 2018 sieht die Bilanz 2019 also deutlich besser aus. Und wir sind – als bekennende Wetterstatistikfreaks – natürlich schon sehr gespannt, was 2020 so auf uns niederregnen wird.
Der Dezember ließ im Garten
noch nicht so ein richtiges Winterfeeling aufkommen. Von Schnee weit und breit
nichts zu sehen. An einigen Morgenstunden gab es zwar etwas Raureif, aber meist
beherrschten doch Wind und Regen die Szenerie. Die Beete mit ihren verschiedenen
Gräsern und anderen Staudensamenständen bieten trotzdem immer einen interessanten
Anblick.
Zwischen den Gräsern wachsen u. a. Origanum vulgare, Hylotelephium ‚Herbstfreude’ und Agastachen Die Samenstände der Agastachen und Wilden Karden bringen vertikale Struktur
Einige leichte Nachtfröste
und ordentliche Windböen sorgten in diesem November bei vielen Bäumen und
Sträuchern für einen recht frühen Laubfall. Was schade war, denn so kam man nur
für wenige Tage in den Genuss der prächtig bunten Blätter von Katsurabäumen,
Amberbaum oder Perückensträuchern. Andere Stars des herbstlichen Farbspektakels
wie das Persische Eisenholz oder die Chinesischen Blütenhartriegel trotzten dem
Wetter zum Glück deutlich länger. Absolut nicht beeindruckt zeigten sich
naturgemäß die Stieleichen, aber auch Sumpfeichen und Blutbuchen, sodass es im
Zusammenspiel mit Koniferen, immergrünen Laubgehölzen, hohen Gräsern und
natürlich dem üppigen Bambus immer noch genügend Wind- und Sichtschutz gibt.
Die reduzierte Laubmasse lässt dafür die tiefer stehende Sonne durch: leuchtende Goldflecken im Grün Stieleichen und einige Bergahorne kommen bei uns trotz Laubabwurf quasi immergrün durch den Winter – rankender Efeu macht’s möglich Cornus kousa chinensis und Rosa ‚Pauls Himalajan Musk’ halten ihre Blätter teilweise bis in den Dezember Auch Berberis thunbergii ‚Harlequin’ steht noch voll im schönen rotmarmorierten Laub Die Blätter des Wassersalats (Pistia stratiotes) sehen hingegen nach dem ersten Frost alles andere als schön aus. Auch wenn der Teich bei heftigen Minusgraden mit Styroporplatten vor dem Zufrieren geschützt wird, ist die Temperatur des Wassers für die ursprünglich in den Tropen und Subtropen beheimatete Pflanze selbst bei einem milden Winter sicher zu niedrig, um zu überleben. Versuchsweise habe ich ein paar Ableger rausgenommen und in eine große Wasserschale gelegt. Mal sehen, ob sie in der Veranda bzw. im Haus durch die kalte Jahreszeit kommen Damit unser Lieblingsgras ebenfalls gut durch den Winter kommt, spendieren wir eine Schicht Laub- und Grasmulch. Die Wurzeln der Bambusse liegen ziemlich flach unter der Erde – ein durchgefrorener Boden würde die Pflanzen mit ihrer großen zu versorgenden Blattmasse verdursten lassen. Innerhalb eines Bestands reicht der Schutz durch das eigene Blätterdach und das Laub am Boden in der Regel aus, aber bei frei stehenden Halmen wie hier bei Phyllostachys vivax ‚Huangwenzhu’ kann es schnell kritisch werden. Zum Glück haben wir dank der großen Bäume ausreichend isolierende Biomasse zur Verfügung. Bei richtig strengen Dauerfrostperioden – die es bei uns zum Glück lange nicht mehr gab – hilft nur noch: Strohballen obendrauf
Man kann es geradezu spüren – das Aufatmen der Pflanzen, nachdem im September und Oktober jeweils über 120 Liter Niederschlag bei uns runterkamen. Wenigstens ein kleiner Ausgleich für den Trockenheitsstress des Sommers. Aber auch die Sonne schaffte es, ab und zu mal aus den Wolken rauszuschauen, was wiederum förderlich für die immer wieder begeisternde Herbstfärbung vieler laubabwerfender Gehölze war.
Eine echte Bereicherung ist die Amerikanische Kulturheidelbeere Vaccinium corymbosum – nicht nur in kulinarischer Hinsicht, sondern vor allem aufgrund ihrer wunderbaren herbstlichen Tönung Ein flammendes Feuerwerk von Rot- und Orangevariationen entfachten ebenfalls die Persischen Eisenhölzer, hier Parrotia persica ‚Vanessa’ Gelb- und Grüntöne hingegen herrschen an diesem Sitzplatz vor: Der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) hat sich seit 2011 aus einem Stück Wurzel entwickelt. Schon heute lässt sich erahnen, welche Präsenz er einmal haben wird. Dahinter bietet ein Gebüsch aus Cornus stolonifera ‚Flaviramea’ den Vögeln ein beliebtes Areal für die Futtersuche und einen Plausch unter Artgenossen Die Astern im Vordergrund sind alte Erbstücke, die sich durch hohe Robustheit und ambitionierten Ausbreitungsdrang auszeichnen – also zumindest durch Ersteres. Für Insekten wie beispielsweise diesen C-Falter sind sie zudem eine willkommene späte Nahrungsquelle
Der Regen motivierte nicht
nur die Pflanzen: Im Laufe des Monats konnte man Tag für Tag allerorts im
Garten plötzlich immer mehr Vertreter einer weiteren Lebensform entdecken –
Pilze. Und zwar so viele wie noch nie zuvor bei uns. Ob mitten im Weg, auf den
Wiesen, am Kompost, in den Beeten, zwischen Gehölzen oder aus zentimeterdickem
Bambuslaubmulch sich herausarbeitend – sie waren einfach überall! Teils
filigrane, teils beeindruckend große Fruchtkörper positionierten sich in
kleinen Grüppchen, Halbkreise bildend oder in Reihen, seltener als Solitäre und
bereicherten mit ihrer ganz eigenen Gestalt den herbstlichen Garten.
Wohin auch immer man den Gartenblick im Oktober schweifen lässt – er trifft in diesem Jahr bei uns garantiert auf Pilze. Die Wachstumsbedingungen scheinen perfekt zu sein für diese besonderen Lebewesen
Sie sind ein leuchtendes
Symbol für den Spätsommer, und ihr Anblick sorgt sofort für gute Laune: die
Sonnenblumen. Und das selbst in regenarmen Zeiten wie diesen! Kein Wunder, denn
einige Arten von Helianthus sind ursprünglich
in den trockenen Prärien und Gehölzen Nordamerikas zu Hause – und daher Kummer,
sprich Regenmangel, gewohnt. Dazu gehört z. B. Helianthus atrorubens, eine 1,50 m und höher werdende, reich
blühende Staudensonnenblume. Durch energisches Ausläufer treiben macht sie
sich, einmal etabliert, zusehends breit und bildet opulente Bestände. Wem das
zu viel wird, der kann sie ganz einfach im Zaum halten: Die sehr flach
wurzelnden Triebe lassen sich problemlos rausziehen. Helianthus atrorubens ist super robust und fühlt sich selbst in
unserem Sandboden offensichtlich wohl. Lediglich bei sehr lang andauernden
Trockenperioden kann es zu Mehltaubefall kommen. Bienen und andere Insekten
schätzen das wochenlange, oft bis in den Oktober reichende Angebot an Pollen
und Nektar. Wir lassen die ausgeblühten Pflanzen über den Winter stehen. Das
zaubert bei Raureif oder Schnee sehr schöne Skulpturen und hält das abgefallene
Laub an Ort und Stelle: Dort schützt es als Mulchschicht die oberflächennahen
Triebe vor Kahlfrösten.
Helianthus atrorubens bildet zahllose Blüten auf rötlichen Stengeln aus – ein eleganter Kontrast zum warmen Gelbton der Zungenblüten Durchaus schattenverträglich: Die lichten Wälder ihrer Heimat prädestinieren die Staudensonnenblume auch bei uns für weniger sonnige Lagen, hier am Rand unseres Bambushains Vor einem dunkleren Hintergrund kommen die sattgelben Blüten besonders gut zur Geltung Eine weitere Vertreterin der Staudensonnenblumen ist die ebenfalls sehr wüchsige, aber eher buschig wachsende Helianthus microcephalus-Hybride ‚Lemon Queen’ mit ihren blassgelben Zungenblüten Unsere Staudensonnenblumen werden alljährlich nach dem „Zufallsprinzip“ um einjährige Helianthus ergänzt. Dahinter steht die winterliche Aktivität von Vögeln und anderen Sonnenblumenkernliebhabern, die Teile ihrer Beute unterwegs verlieren oder für später verbuddeln – und dann vergessen. Und so kommen in jedem Frühjahr – verstärkt in der Nähe der Futterplätze, aber nicht nur dort – überall Sämlinge aus dem Boden, die wir in den meisten Fällen auch stehen lassen. Dieser hat es auf gute 35 cm Blütendurchmesser gebracht Detailaufnahme der kleinen Röhrenblüten einer einjährigen Sonnenblume. Sie dienen während der Blütezeit als Insektenweide, anschließend werden die Kerne von Vögeln geplündert. Und der Kreislauf beginnt von Neuem Während Sonnenblumen wohl bei fast jedem hohe Sympathiewerte genießen, ist die Kornrade als Ackerunkraut gefürchtet und wurde deshalb stark dezimiert. Ihre giftigen Samen machen das Getreidemehl unbrauchbar. Heute findet man Agrostemma githago in manchen gekauften Blumenwiesensaatmischungen Ebenfalls sehr giftig sind die markanten Früchte von Euonymus planipes. Das Großfrüchtige Pfaffenhütchen ist einer der ersten Herbstfärber: Schon ab Mitte September beginnen sich die Blätter mit einem Hauch von Rot zu überziehen, der sich in wenigen Wochen in ein intensives Orangerot wandelt. Ein echter Hingucker Zieht auch immer wieder die Blicke auf sich: unser kleiner Hain von Betula utilis var. jacquemontii in der Morgensonne Die strahlend weißen Stämme lassen sich sogar noch im Abendrot orten – wenn man sehr genau hinguckt
Sehen wir es mal positiv, also ein bisschen. Ein Blick auf die Gartenfotos des vergangenen Augusts relativiert das aktuelle Gefühl, dass wir schon wieder auf einen heftigen Dürresommer zusteuern: War das Gras vor einem Jahr nur noch eine verbrannte Wüste, so gibt es jetzt durchaus Bereiche, die man mit Fug und Recht als grün bezeichnen kann. Aber dennoch. Auch ein relativ feuchterer Boden ist hier bei uns in der Nordheide ein immer noch viel zu trockener Boden für die Pflanzen, staubtrocken, genau genommen. Nach dem Regenmangel 2018 bedeutet das insbesondere für die Bäume echten Stress: Einige leiden unter Mehltau (u. a. Stieleichen), andere lassen die Blätter fallen (u. a. Bergahorne, Birken) – herbstliche Assoziationen bei 31 Grad im Schatten.
Hängende Blüten und Blätter in den Staudenbeeten wirken immer wie ein stummer Hilferuf: Gieß mich! So kommen Helenium ‚Luzi’, Veronicastrum ‚Fascination’, Eupatorium fistulosum ‚Riesenschirm’ und Co. einigermaßen über die Runden Ton in Ton: Nicht nur die Wespen schätzen den reich blühenden Solidago als spätsommerliche Nahrungsquelle, die erfolgreich der Trockenheit trotzt Amelanchier lamarckii rollt das Laub oder lässt es gleich ganz fallen. Früchte: Fehlanzeige. Am Fuße der Felsenbirne hat sich Dill (Anethum gaveolens) ausgesät – auch hier sind die Wespen regelmäßige Blütenbesucher Die Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare) hat ihren Job als Insekten-Futterlieferant erledigt und ist vertrocknet. Jetzt schickt sie ihre Früchte in den Wind, die bei den Stieglitzen außerordentlich beliebt sind Der Bambus hätte ebenfalls gerne mehr Regen. In der Sonne rollt Phyllostachys bissetii die Blätter, um die Verdunstung wenigsten etwas zu mindern. Kein gutes Zeichen Mehr Präsenz fürs feuchte Element: Als Kontrapunkt zum fehlenden Nass von oben haben wir einen kleinen Teich (1 000 l, erst mal üben) angelegt – sehr zur Freude der Tierwelt. Man hört und liest es ja immer wieder: Einfach abwarten, und die Fauna stellt sich von selbst ein. Wir können es nur bestätigen! Wasserläufer und -käfer, Mückenlarven, Schnecken, Frösche und Kröten finden ihren Weg (der/die eine oder andere gelangte sicher als blinder Passagier einer Pflanze zu uns). Größere Vögel wie Ringeltauben, Eichelhäher und Rabenkrähen können endlich in einem Gefäß adäquater Größe genüsslich baden. In der Dämmerung drehen die Fledermäuse enge Runden über dem Wasser, auf der Suche nach Beute. Und nachts fungiert die Wasserstelle als Tränke für Steinmarder, Reh (verbotener Zutritt nach Überwindung des Staketenzauns), Igel etc. Apropos Igel: In keinem Teich – und sei er noch so klein – darf ein Brett oder eine andere Möglichkeit fehlen, die es ins Wasser gefallenen Tieren ermöglicht, unbeschadet wieder rauszukommen! Holzhaufen dienen als Verstecke für Frösche und Kröten Die dunklen Blätter von Eupatorium rugosum ‚Chocolate’ bilden einen schönen Hintergrund für die leuchtend gelben Trollus-europaeus-‚Superbus’-Blüten und die signalroten Blütentrauben von Lobelia fulgens Erinnern wirklich an kleine Nadelbäume: die Stängel des Tannenwedels. Hippuris vulgaris verbreitet sich über kriechende Rhizome Gegen übermäßiges Algenwachstum kommen Starkzehrer wie Wassersalat (Pistia stratiotes) und Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) zum Einsatz. Schwimmfarn (Salvinia natans), Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) und Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) verhindern mit ihren Blättern, dass zu viel Sonne direkt aufs Wasser scheint. Zudem tummeln sich Krebsschere (Stratiotes aloides) und Raues Hornblatt (Cerartophyllum demersum) unter Wasser. Die üppige Bepflanzung zahlt sich aus: Trotz relativ sonniger Lage halten sich die Fadenalgen in absolut vertretbaren Grenzen und das Wasser ist glasklar. Wir sind sehr gespannt, wer sich mit der Zeit noch so in dem kleinen Tümpel ansiedelt – und planen schon mal den nächsten …
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