Das große Fressen geht weiter

Ein Blick in die Fotodatenbank bestätigt es: Die Präsenz der Insekten ist bei uns alljährlich im Juli am höchsten. Das gilt nicht nur für die schiere Masse der einzelnen Tiere – man nehme nur das Beispiel der omnipräsenten Ameisen, die in diesem Monat die meisten ihrer Flugmanöver abhalten –, sondern ebenfalls für die Anzahl der beobachteten Arten. Ob Schmetterlinge, Libellen, Heuschrecken, Spinnentiere oder Käfer: Wenn ich langsam und suchenden Auges durch den Garten schlendere, kreucht und fleucht es erfreulich häufig im Grün und in der Luft. Mit einem möglichst diversen Angebot an Lebensräumen und Futterquellen versuchen wir, etwas zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen. Das honorieren nicht nur Insekten. Auch für Vögel ist unser Garten mit dem Blühfeld ein lohnendes Habitat geworden – sei es als kurzfristiger Rastplatz oder als jahrelang genutztes Revier inklusive Nestbau und Aufzucht der Jungen. Immerhin 87 Vogelarten sind uns hier schon vors Fernglas geflogen. Das viele Individuen nicht in jedem Fall positiv zu bewerten sind, zeigt uns in diesem Jahr allerdings eine ganz andere Klasse: die der Gastropoden. Aber dazu später mehr.

Ein Hingucker in Wiesen und Beeten: Die Wilde Möhre (Daucus carota) ist optisch (für uns Menschen) und als Nahrungsquelle (für zahlreiche Insekten) ein Highlight

Großer Beliebtheit in der Insektenwelt erfreuen sich auch Kandelaber-Ehrenpreis (im Bild Veronicastrum ‚Fascination‘ und V. ‚Lavendelturm‘) und Platterbsen (Lathyrus)

Die Platterbsen oder Wicken waren ein Geschenk einer lieben Nachbarin. Sie ranken sich jedes Jahr im Beet und am Staketenzaun entlang. Schmetterlinge sind häufige Besucher. Hier haben sich gleich drei Zitronenfalter versammelt

Ein echter Star unter den Nektar- und Pollenlieferanten ist der Gewöhnliche Dost (Origanum vulgare), der bei uns daher fast überall wachsen darf. Diese Wiesenhummel weiß das zu schätzen

Unseren großen Bestand an Tagpfauenaugen verdanken wir nicht nur dem reichhaltigen Futterangebot für die Falter. Die Raupen können sich zuvor an Brennnesseln und Hopfen satt fressen

Bei den Raupen des Distelfalters stehen insbesondere Disteln, Brennnesseln und Huflattich auf dem Speiseplan. Die Falter mögen auch Dost

Im Juli haben sich die Blüten der Gewöhnlichen Kratzdistel geöffnet. Sie werden von zahlreichen Insektenarten frequentiert, hier von einer Honigbiene

Deutlich wählerischer sind die Raupen des Blutbären, die sich auf das Jakobs-Greiskraut spezialisiert haben. Wenn es sein muss, dient zur Not noch Huflattich als Futter

Was hier als Futter dient, übersteigt allerdings meine Toleranzschwelle. Bisher war ich wirklich entspannt beim Thema Nacktschnecken. Es gab immer ein paar, die man abends einsammeln und 100 Meter weiter im Gebüsch wieder freilassen konnte. Großartige Schäden: keine. Aber nachdem in diesem Jahr zuerst Freunde aus der Stadt klagten, dass 2024 nun wirklich die absolute Nacktschneckeninvasion eingetreten ist (komplette Beete innerhalb von Stunden zerstört), musste ich nur wenige Wochen später zugeben: Das stimmt! Allen voran Hostas und Dahlien sind ihr begehrtes Ziel, manche Pflanzen bereits vollständig dem Boden gleichgemacht

Die Spanische Wegschnecke Arion vulgaris hat sich bei aller Tierliebe qua Menge zu einem echten Gegner entwickelt: Gute 60 Exemplare klaube ich Abend für Abend aus Beeten, Töpfen und Gras. Töten kommt allerdings immer noch nicht in Frage. Die Invasoren werden in sicherer Entfernung auf einem Grünschnitthaufen abgeladen. Von dort brauchen sie mindestens zwölf Stunden, bis sie mir wieder im Garten unter die Augen kommen. Wie heißt es so schön: Man muss sich Sisyphus als glücklichen Menschen vorstellen

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