Abschied vom Winter

Endlich Sonne. Raus in den Garten. Ab heute wird die Schere angesetzt. Ein letzter Blick auf unsere Winterschönheiten:

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Schnee-Glöckchen

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Bambusparadiese in Südengland

Zur Intro unserer Blogpostreihe „Gärten in Südengland“ geht es hier.

Für Bambusliebhaber ist Südengland – insbesondere der Südwesten – ein absolutes Eldorado. Hier kann man dank mildem Klima und hoher Luftfeuchtigkeit viele Arten bewundern, die in deutschen Gärten keinen Winter überleben würden. Bambusarten und -sorten, die bei uns in der Regel gut über die Runden kommen, wachsen dort zu stattlichen Hainen heran, wie sie hierzulande nur selten zu finden sind.

Carwinion Cornwall’s Bamboo Garden

Immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis ist der Besuch von Carwinion Garden in Mawnan Smith bei Falmouth.

Stundenlang verliert man sich in gewundenen Pfaden, die durch Bambus, alte Rhododendren, Kamelien, Farne und Baumfarne führen, überquert kleine Brücken über den Flusslauf unter den Riesenblättern der Gunneras, steht plötzlich auf einer Wiese voller Borindas oder im Walled Garden zwischen Inseln verschiedener Phyllostachys. Am Rande der Borindawiese ist ein Prachtexemplar von Borinda papyrifera zu bestaunen – gute sieben Meter hoch.

Natürlich darf auch ein Blick in die kleine Bambusgärtnerei nicht fehlen. In den Sommermonaten kann man sich zwischen den Gartenexpeditionen bei einem köstlichen Cream Tea auf der wunderschönen Terrasse des alten Herrenhauses aus dem 18. Jahrhundert entspannen und die Ruhe dieses herrlichen Ortes genießen, oder mit der Hausherrin Jane Rogers über ihren Garten im Allgemeinen und natürlich über die Bambussammlung im Speziellen plaudern.

Wer etwas mehr Zeit mitbringt – am besten gleich ein paar Tage B & B in Carwinion buchen – sollte unbedingt einen Spaziergang runter zum Helford River machen: Einfach Carwinion Garden durch das untere Gartentor verlassen und dem Weg neben dem Bachlauf – teilweise eingebettet in ausbreitungsfreudigen Sasa palmata – weiter folgen bis ans Ufer des Helford Rivers. Entlang des Flusses verläuft auch der South West Coast Path. Wendet man sich hier nach rechts und geht eine gute halbe Meile, finden sich gleich die nächsten Gartenparadiese: Glendurgan und Trebah Gardens.

Glendurgan und Trebah Gardens

Trebah, Glendurgan und Carwinion liegen wie Perlen nebeneinander am Helford River. Neben der Wärme des Golfstroms sind es besonders die engen, steilen Tallagen mit altem Gehölzbestand an den oberen Hängen, die vor kalten Winden schützen, welche in diesen Gärten für ideale Wachstumsbedingungen auch für subtropische Pflanzen sorgen.

Trebahs Bambussammlung ist nett in einem Wegelabyrinth – dem sogenannten Bamboozle – entlang des Bachs arrangiert, der durch das Tal fließt. Zu den Bambuskleinodien zählen hier z. B. Himalayacalamus falconeri ‚Damarapa’ mit seinen hübsch gestreiften Halmen und Chimonobambusa quadrangularis, der Vierkantbambus mit den bedornten Nodien.

 Penjerrick Garden

„Cornwall’s True Jungle Garden“ – diese Eigenbeschreibung bringt es auf den Punkt: Penjerrick, ebenfalls ganz in der Nähe von Falmouth gelegen, zählt zu den unberührtesten und faszinierendsten Gärten Cornwalls. Ausgerüstet mit solidem Schuhwerk – am besten gleich Gummistiefel anziehen – und einer Übersichtskarte aus der Box an der Eingangspforte tritt man ein in einen verwunschenen Urwald aus alten Rhododendren, Bambussen, Baumfarnen, Farnen, Magnolien, Kamelien, Fuchsien und anderen, zum Teil raren Gehölzschönheiten.

Wer durch die verschlungenen Wege streift und geduckt durch Sasa-palmata-Tunnel kriecht, entrückt nach wenigen Minuten in eine andere Welt und entdeckt im schattigen Grün im Frühjahr und Sommer die bunte Pracht von Rhododendren, Fuchsien und anderen Blütengehölzen. Die Bambusse machen die Dschungelatmosphäre von Penjerrick perfekt.

Fans des Riesengrases finden hier keine ausgewiesene Sammlung, sondern erleben die Pflanzen in relativ ungebändigtem Wuchs.

Abbotsbury Subtropical Gardens

Weiter östlich an der Küste von Dorset in der Nähe von Weymouth lädt noch ein subtropischer Garten zum Besuch: Abbotsbury. Bambusse werden dort gekonnt in Staudenrabatten integriert wie im Bild unten zum Beispiel Fargesia robusta ‚Red Sheath’, in regionalen Pflanzengesellschaften wie dem Himalayan Glade präsentiert oder an den Ufern der Teiche und Bäche.

Sir Harold Hillier Gardens

Die phantastische Gehölzsammlung von Sir Harold Hillier Gardens and Arboretum bei Romsey in Hampshire ist definitiv ein Must-have-seen-Garten für Baum- und Strauchenthusiasten, insbesondere für Parrotia-Liebhaber – aber dazu mehr in einem anderen Post. Ein Platz unter den Bambusparadiesen hat diese wunderbare Anlage in unseren Augen für die enorm wüchsigen Phyllostachys nigra ‚Boryana’ verdient, die neben anderen Bambusvertretern im Sumpfgarten (The Bog Garden) und rund um den Teich (The Pond) zu finden sind.

Royal Botanic Gardens Kew

Kew im Südwesten von Central London gehört natürlich auch unbedingt zu den Must-have-seen-Gärten. Die Bambussammlung zählt aber ebenfalls zu den bedeutendsten auf der Insel. Viele Beete wurden in den letzten Jahren vorbildlich mit Rhizomsperren versehen – selbst die mit pachymorphen Pflanzen wie Himalayacalamus (im Bild Himalayacalamus porcatus aus Nepal). Tropische Kandidaten wie Gigantochloa verticillata gedeihen selbstverständlich auch in Südengland nur im warmen Gewächshaus. Grasliebhaber kommen in Kew übrigens rundum auf ihre Kosten: Der 1982 angelegte Grass Garden ist absolut sehenswert und gibt einen tollen Eindruck von der Bandbreite dieser weltweit bedeutenden Pflanzenfamilien. Ganz nebenbei gibt es noch viele Inspirationen für den Einsatz von Gräsern im eigenen Garten.

 

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Wilde Gärten: eine Spurensuche in Südengland

Zur Intro unserer Blogpostreihe „Gärten in Südengland“ geht es hier.

Wilde Gärten 

Einen üppig farbenfrohen, überbordenden Gartenstil bezeichnen Franzosen manchmal als Désordre britannique.

Aber ja, englische Gärten sind mitunter auf den ersten Eindruck schlicht „unordentlich“ und „unaufgeräumt“, man könnte meinen, schlecht konzeptioniert und gepflegt. Nein. Das sind sie keineswegs! Was wild gemischt und berstend vor Farben und Formen daherkommt, ist eine Art des Gärtnerns, die genau diesen Eindruck vermitteln möchte.

Der Wild Garden in Gravetey Manor

Es begann mit William Robinson (1838–1935). Sein Wild Garden liegt in West Sussex rund um das majestätische Gravetey Manor. Über das Entstehen dieses Gartens haben wir in diesem Blog schon ausführlich berichtet. Das sollte genügen. Jetzt geht es uns um jene Eindrücke, die wir Mitte Oktober 2012 vor Ort selbst gewinnen konnten.

Hier der Blick auf Gravetey Manor mit seiner berühmten Wildblumenwiese. Diese ist im Herbst mit Herbstzeitlosen durchzogen. Das Frühjahr hingegen begrüßt sie mit einem Meer aus Tausenden von Narzissen, Schachbrettblumen, Blausternen und anderen Geophyten. Das muss wahrhaft überwältigend sein. Und wir wissen jetzt schon, dass wir alleine für diesen Anblick wiederkommen werden.

Der Wild Garden in Gravetey ist durchwoben von schillernden Farben und eine pralle Üppigkeit begegnet einem, wohin man blickt. Dieser Eindruck entsteht durch die naturnahe Mischung aus Einjährigen, Stauden, Sträuchern und Bäumen. Das schafft einen Look, der das ganze Jahr hindurch überzeugt. Hier das Herbst-Outfit.

Die ganzjährige Schönheit dieses Gartens resultiert letztlich aus der Abscheu Robinsons vor dem Anblick blanker Erde. Er setzte daher auf Pflanzkombinationen, die sich selbst erhalten und möglichst natürlich wirken. Das bringt eine dauerhafte Fülle ins Beet und erlaubt eine große Vielfalt von Farben und Formen.


Besonders die bunt tanzenden Farbkombinationen in den Beeten sind es – zur Erinnerung: die Aufnahmen entstanden Mitte Oktober –, die das Auge am intensivsten herausfordern und uns am meisten begeisterten.

Farbexplosionen in Great Dixter

Gravetey war und ist für viele Gärtner ein Ort der Inspiration. So auch für den berühmten Christopher Lloyd. Wenn es um dramatische, bunte Spektakel, das Explodieren von Farben im Garten geht, dann fällt immer wieder sein Name. Er wurde für den Einsatz von ungewöhnlichen, spannungsgeladenen Farbkombinationen weit über England hinaus berühmt.

Great Dixter House & Gardens  – nur ungefähr 40 Meilen von Gravetey entfernt – ist ein bezaubernder Ort. Die Anlage lebt von der engen Verwobenheit seines sinnlichen, farbintensiven, maximal überbordenden Gartens mit einem dessen Besonderheit und Schönheit unterstreichenden Haus aus dem 15. und beginnenden 16. Jahrhundert. Von fast jeder Stelle des Gartens aus ist das Haus zu sehen – und diese Einheit von Gebäude und Gartenanlage macht den besonderen Charme des Anwesens aus.

Great Dixter hatte schon einen „funktionierenden“ Garten, bevor Lloyd in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts aktiv wurde. Die Gartenanlage stammt von keinem Geringeren als dem berühmten Architekten Sir Edwin Lutyens (er entwarf unter anderem die bekannte „Sissinghurst-Bank“). Christopher Lloyd, der zudem ein bekannter Gartenautor war, konnte auf dieser ausgefeilten Grundlage aufsetzen und machte den Garten mit seinen explosiven Pflanzeninszenierungen zu einem der bedeutendsten in England.

Die hier abgebildete berühmte Long Border in Great Dixter ist es, die maßgeblich zu seinem Ruhm beigetragen hat. Sie ist 4,5 Meter tief, 60 Meter lang und ein Blühwunder von April bis Oktober.

Wer sich mit dem 2006 verstorbenen Christopher Lloyd näher befassen möchte – und das ist ein reines Vergnügen –, dem sei ganz besonders sein Briefwechsel mit Beth Chatto „Dear Friend and Gardener“ ans Herz gelegt. Ein Buch über das Gärtnern, das tiefgründig und liebevoll zeigt, was wahre englische Gartenpassion meint.

Wer plant, Great Dixter zu besuchen, profitiert von dieser Lektüre ganz besonders. Zu viele Kleinodien (z. B. der geliebte Dackel Canna als Bodenmosaik), zu viele Pflanzenschätze, die man sonst bei der Fülle der Eindrücke vielleicht übersehen würde. Schließlich ist die Gärtnerei auf dem Gelände von Great Dixter für ihre ausgesuchten und überwiegend aus dem eigenen Bestand kommenden Pflanzen berühmt.

There is much more to see

Sicherlich sind Gravetey Manor und Great Dixter die wichtigsten wilden Gärten in Südengland. Aber natürlich gibt es noch andere Orte, an denen sich Zitate dieses Gartenstils finden. Zu nennen ist hier unbedingt der Wild Garden des RHS-Schaugartens in Wisley in der Nähe von Woking (Surrey).

Und auch im stilbildenden englischen Garten des Amerikaners Lawrence Johnston, in Hidcote in Gloucestershire, stehen klassische Bereiche (wie die bekannte Red Border) neben wilden Elementen – ebenfalls absolut sehenswert.

Weitere Anlagen, die klassische Elemente mutig mit diesem wild style kombinieren: Cothay Manor – einer unserer absoluten Garten-Favoriten – hat in seinen Gartenräumen viel Wildes, Üppiges, pure Gartensinnlichkeit.

Ebenso wie Loseley Park in Surrey, das in klare, lineare Elemente eingefasste Pflanzendramaturgien zeigt.

Dann ist da auch noch Penjerrick … aber das ist eine andere Geschichte. Und die wird im nächsten Post erzählt.

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Gärten in Südengland

Reisen bildet – diese Weisheit gilt auch für passionierte Gärtner.

Natürlich können wir mit Hilfe von Büchern Inspirierendes über Gärten erfahren. Sie bieten Raum für poetische und berührende Pflanzenbeschreibungen (beispielsweise von Beth Chatto, Peter Jahnke), liefern bewunderungswürdige Pflanzpläne (wie Gertrude Jekyll, Piet Oudolf), andere sind Manifeste für einen besonderen Gartenstil (z. B. William Robinson, Noel Kingsbury) oder ihre Fotos sind manchmal mystische Überhöhungen besonderer Gartenmomente – und nicht nur das. Sie sind uns in kalten Wintermonaten Ersatzbefriedigung und Trost bis ins Frühjahr, wenn es im eigenen Garten endlich wieder richtig losgeht.

Aber all das ersetzt nicht das Durchstreifen und dreidimensionale Wahrnehmen eines neuen Gartenraums mit all unseren Sinnen. Wie auch? Wie können wechselnde Konturen, Gerüche, Farbenspiele im permanent changierenden Licht, das Rauschen der Blätter, das geheimnisvolle Knistern im Gebüsch, der weite Blick – wie kann all das wirklich adäquat in Bild und Text festgehalten werden?

So bleibt dem passionierten Gärtner, will er andere Gartenwelten kennenlernen, will er Neues sehen und sich und seinen Garten weiterentwickeln, nur wenig übrig: Er muss reisen.

Und wo könnte man seine Garten-Sinne besser schulen als in England – dem Land, das wie kein anderes für Gärten und Gartenkultur steht? Gerade im Süden von England gibt es viele Gärten, die nicht nur eine Reise wert sind. Wir stellen hier unsere ganz persönlichen Favoriten vor. Und weil es so viele sind, tun wir dies in mehreren Posts:

1 – Wilde Gärten

2 – Bambusparadiese in Südengland

3 – Must-have-seen-Gärten

Südostengland

Mittleres Südengland

Südwestengland

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Best places to see snowdrops in 2013

In England stehen sie in voller Blüte. Wer jetzt plant, auf die Insel zu fahren und ein wenig „snowdropping“ zu betreiben, sollte sich unbedingt diesen Link ansehen.

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Frostige Gräser

Heute Nacht minus 13 Grad – Glitzer-Frost im Wilden Garten.

 

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Favoriten im Wild-Gardening-Jahr 2012

Die Blüte der Felsenbirnen Amelanchier lamarckii  im April war einfach überwältigend.

Unser Newcomer Cercis canadensis „Forest Pansy“. Hier im Mai noch zart durchscheinend im Blatt. Auch die Herbstfärbung begeisterte mit vielfältig changierenden Tönen.

Ebenfalls überzeugend war unser Phlox – er blühte ausdauernd und opulent. Vor allem eine uralte Sorte von Phlox paniculata aus Mutters Gartenbestand ließ alle anderen Phloxschönheiten neben sich verblassen.

Ein unerwarteter Überraschungserfolg: Die Wilden Möhren Daucus carota subsp. carota  in unseren Wiesen – ein bezaubernder Tanz.

Die powervollste aller Herbstfärbungen – immer wieder: Euonymus alatus.

Wochenlange Blütenpracht – und das gleich in der ersten Saison: Aster amellus „Rudolphe Goethe“. 

Phyllostachys aureosulcata „Aureocaulis“ – meistert souverän Temperaturen von unter minus 20 Grad Celsius.

Sanddorn liebt unseren sandigen Heideboden: Zahlreiche Ausläufer und üppiger Fruchtbesatz, hier bei Hippophae rhamnoides „Leikora“, sind die willkommenen Folgen.

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Magic Moments

Bevor die letzten Blätter fallen und der Winter endgültig in unsere Gärten einzieht – ein Blick zurück auf den explosiven Blattzauber in Südengland im Oktober 2012:

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Bambus-Bilanz 2012: Wieder durchgegrünt – aber mehr auch nicht, oder?

Bevor der nächste Winter einzieht darf ein abschließender Blick auf die Bambussaison 2012 nicht fehlen. Nach dem dramatischen Start mit Rekordminusgraden im Februar und beigem Blätterwald folgte im Frühjahr/Sommer ein banges Warten: Haben alle Pflanzen überlebt? Wenn ja, in welchem Zustand? Wie viele Halmverluste müssen wir verkraften? Wie wird der Neuaustrieb aussehen? Die Antworten fallen zum Teil überraschend aus, einige bestätigen Erfahrungen aus den vergangenen Jahren. Aber der Reihe nach …

Ich starte mal mit den erfreulichen Kandidaten. Alle Fargesia-murielae-Sorten, die wir gepflanzt haben – von ‚Flamingo’ bis ‚Standing Stone’ – haben die bittere Kälte souverän gemeistert. Dies gilt ebenfalls für Fargesia denudata ‚Lancaster 1’, Fargesia rufa und die Fargesia spez. jiuzhaigou 1, 9, ‚Geneve’ und ‚Wagner’. Der Neuaustrieb überzeugte ebenfalls. Sogar die frühen neuen Halme von Fargesia rufa blieben in diesem Jahr von Spätfrösten verschont. Noch kurz ein Wort zur rufa: Dieser Bambus steht bei uns im vierten Jahr und lässt so langsam sein Potenzial erahnen. Wir haben ihn im Sommer 2008 als kleines Pflänzchen in Holland gekauft. Heute hat er bereits einen Durchmesser von drei Metern bei einer Höhe von 1,90 Meter.

Deutlich sensibler auf die winterlichen Temperaturen reagierten Fargesia robusta ‚Campbell’ und ‚Big Leaves’. Bei ‚Campbell’ waren viele Halme in der oberen Hälfte erfroren und der erhebliche Blattverlust wurde nur zum Teil wieder durch neue Blätter ersetzt. Zudem fiel der Neuaustrieb in der Höhe wesentlich niedriger aus als im Jahr davor. Dass die Pflanze so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, überrascht mich schon, denn sie steht ziemlich geschützt durch eine alte Thujahecke direkt an der Nordwand unseres Hauses. Bei der ‚Big Leaves’ war natürlich mit erheblichen Schäden zu rechnen. Trotz Styroporummantelung (oben offen) haben viele Halme nicht überlebt. Aber die Pflanze treibt wieder aus. Dieser späte, nach wie vor andauernde Austrieb ist natürlich ein Problem bei strengen Wintern, da die noch weichen, sensiblen Junghalme dem Frost wenig entgegenzusetzen haben. Eine Überlegung wäre, den Styroporschutz in diesem Winter oben zu schließen – warten wir ab, wie weit das Thermometer sinkt.

Härtetest für Phyllostachys

Bei den Phyllostachys trennte sich in diesem Jahr ganz klar die Spreu vom Weizen. So werden wir in unserem Garten wohl definitiv auf üppige Vivax-Haine verzichten müssen – es sein denn, die vergangenen drei Winter wiederholen sich in den nächsten 20 Jahren nicht. Ein im Sommer 2006 gepflanzter Ph. vivax ‚Aureocaulis’ ging oberirdisch total in die Knie. Lange Zeit sah es sogar danach aus, dass das Rhizom komplett abgestorben war, denn es tat sich gar nichts. Am 7. Juli entdeckte ich schließlich doch EINEN zarten neuen Halm – er brachte es auf eine Höhe von 1,25 Meter. Auch bei Ph. vivax ‚Huangwenzhu’ (gesetzt im Frühjahr 2008) starben alle hohen Halme bis zum Boden ab und der Neuaustrieb blieb deutlich hinter dem der vorigen Jahre zurück.

Erfreulicher Lichtblick ist erwartungsgemäß Ph. aureosulcata ‚Aureocaulis’: Hier war kein Halmverlust zu beklagen, der einst beige Blätterwald erstrahlt wieder in frischem Grün und die neuen Halme haben in puncto Höhe und Durchmesser das Niveau gehalten bzw. leicht zugelegt. Auch Ph. bissetii erfüllte die in ihn gesetzten Hoffnungen. Die Halme liegen im Durchmesser allerdings deutlich unter dem von Ph. aureosulcata ‚Aureocaulis’. Positiv überrascht hat Ph. nigra ‚Henonis’ – es gab nur wenige Blattschäden und ein paar erfrorene Halmspitzen.

Was lässt sich zusammenfassend über die anderen Phyllostachys sagen? Ph. aurea, Ph. nigra ‚Boryana’, ‚Megurochiku’ und ‚Punctata’, Ph. rubromarginata sowie Ph. spez. ‚Shanghai 3’ mussten zum Teil massive Halmverluste hinnehmen. Bei Ph. atrovaginata, Ph. glauca ‚Yunzhu’, Ph. humilis, Ph. parvifolia und Ph. propinqua waren Halmspitzen erfroren und es gab ziemliche Blattschäden. Insgesamt war der Neuaustrieb eher bescheiden.

Und sonst so

Insbesondere die relativ großblättrigen Bambusse lagen natürlich bei den Blattschäden weit vorne. Sensible Kandidaten wie Hibanobambusa tranquillans ‚Shiroshima’, aber auch Pseudosasa japonica und Semiarundinaria fastuosa waren oberirdisch ziemlich ruiniert – die beiden ersteren legten allerdings einen üppigen, wenn auch niedrigen Neuaustrieb hin. Nachdem Semiarundinaria fastuosa zum dritten Mal in Folge sehr starke Winterschäden davongetragen hatte (obwohl sie auf der Ostseite durch eine Mauer plus Fargesie geschützt stand) und der Neuaustrieb mit jedem Jahr entsprechend kraftloser wurde, haben wir die Pflanze ausgegraben, geteilt und in drei Töpfe gesetzt. Schauen wir mal, ob sie sich so besser entwickelt.

Apropos Töpfe: Ich will hier nicht noch auf alle Bambusse eingehen, die wir in Töpfen kultivieren, da diese im zeitweise geheizten Kalthaus überwintern. Nur so viel: Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen haben Borinda albocera Yunnan 2 und Chusquea culeou leider nicht überlebt.

Der dritte Bambus, den wir verloren haben, war ein Phyllostachys aurea – überraschenderweise die Pflanze, die bereits 2006 gesetzt wurde und die bisher immer recht gut durchkam. Wohingegen eine neue Pflanze, die erst im Herbst 2011 bei uns einzog, zwar ordentliche Schäden davon trug, aber diese gleich durch einen schönen, wenn auch niedrigeren Neuaustrieb wettmachte. Man muss sich immer wieder wundern.

Zukunftspläne

Welches Fazit ziehen wir nun nach den vergangenen drei Wintern? Was die Gattung Phyllostachys anbelangt, haben wir uns erst einmal fürs Abwarten entschieden. Einfach beobachten, wie sich die Pflanzen im Laufe der Jahre an ihren Plätzen entwickeln. Und sollte in einer Ecke des Gartens doch noch ein „vertikales Element“ fehlen, würden wir nach den bisherigen Erfahrungen in jedem Fall wieder auf Ph. aureosulcata zurückgreifen. Bis dato muss man sagen, dass Fargesien an unserem Standort deutlich zuverlässiger wachsen, da sie entspannter durch die Winterzeit kommen und entsprechend mit einem gleichmäßigeren Neuaustrieb aufwarten.

Aber so ganz ohne Bambusexperimente geht es natürlich doch nicht. Das nächste Versuchsfeld ist schon ausgemacht: die Gattung Borinda.

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