Klare Kante

Das ist so eine Sache mit mir und der Rasenkante. Jahrelang war ich eine Verächterin derselben. Sie schien mir der Inbegriff gärtnerischer Spießigkeit. In meinem Kopf stand sie synonym für abgezirkelte, prämorbide Vorgärten.

Ich gebe zu: Das hat sich geändert.

Total.

Ich bin seit einigen Monaten sogar stolze Besitzerin eines wunderbaren Rasenkantenstechers von Burgeon and Ball. Und was soll ich sagen: Ich liebe dieses Gartengerät. Und seine Auswirkungen. Seitdem ist in unseren wilden Garten Struktur eingezogen. Struktur, die Wildheit unterstreicht. Struktur, die Halt gibt. Struktur, die kraftvollere Gartenbilder malt.

Zugegeben das ist nicht neu. Ich habe einfach nur etwas gebraucht, um das zu verstehen. Wildheit als Konzept braucht eben auch seine Grenzen.

Rasengrenzen.

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Bambus im Norden – Beige ist das neue Grün

Wer zurzeit auf Norddeutschlands Straßen unterwegs ist und interessiert in den einen oder anderen anliegenden Garten schaut, dessen Blick bleibt nicht selten an ungewohnt beigen Blattmassen hängen.

Für viele Bambuspflanzen, insbesondere der Gattungen Indocalamus, Phyllostachys, PseudosasaSasa und Semiarundinaria, waren Wintersonne und Temperaturen unter minus 20 Grad im Februar einfach zu heftig. Anstatt sich – wie sonst im März/April – an frischem Grün im noch kaum beblätterten Garten zu erfreuen, entdecken Bambusfreunde in diesem Frühjahr ihre Liebe zu Beige als Farbakzent im Garten. Der Trost: Es grünt in den allermeisten Fällen ja wieder durch. Fans des klassischen Gartenbambus der Gattung Fargesia (besonders Fargesia murielae, Fargesia Spez. Jiuzhaigou, Fargesia denudata ‚Lancaster’) hingegen haben weit weniger Grund zur Klage. Zumindest die Arten und Sorten, die ihre Blätter durch Einrollen vor zu großer Verdunstung schützen, sind größtenteils grün durch den Winter gekommen.

Auch in unserem wilden Garten setzt die Farbe Beige in diesen Wochen einen starken Akzent, denn Bambus ist hier eine wichtige Strukturpflanze. Das mit der Struktur klappt mit beigen Blättern ja noch ganz gut. Aber spätestens, wenn sie zu Boden gefallen sind und man nur noch auf Halmskelette blickt, kommen einem schon leise Zweifel, ob die Idee mit dem Riesengras als wichtigem Gartenelement so gut war … Wie kam es überhaupt zu dieser Entscheidung?

Gesucht wurde eine immergrüne Pflanze, die schnell Vertikalen in einen Bereich des Gartens zaubert, in dem kein Baum oder größerer Strauch stand. Auf klassische Koniferenlösungen wollten wir nur sehr dosiert zurückgreifen, da es bereits einen erhaltenswerten Altbestand an Lebensbäumen (Thuja) und Scheinzypressen (Chamaecyparis lawsoniana) gibt. Welches Grün entspricht aber sonst noch diesem Anforderungsprofil? Wir hatten sofort das Bild von Bambus im Kopf. Die Bestände im Botanischen Garten in Hamburg Klein Flottbek oder im Arboretum Ellerhoop-Thiensen machten uns Mut, es mit dem Riesengras auch bei uns im Norden der Lüneburger Heide zu versuchen. Die filigrane und gleichzeitig majestätische Schönheit eines Bambushains oder einer Solitärpflanze ist einmalig und verleiht dem Garten eine ganz besondere Stimmung. Kurz und gut: Eine Leidenschaft war geweckt!

Bei der Auswahl der ersten Pflanzen standen die Aspekte Robustheit und Winterhärte im Mittelpunkt. Fargesia murielae ‚Simba’ und ‚Standing Stone’ sowie Phyllostachys bissetii zogen bei uns ein und entwickelten sich prächtig. So wurden wir schnell mutiger und experimentierten mit sensibleren Arten und Sorten bis hin zu Borinda albocera und Chusquea culeou – wohlweislich in Kübeln. Die vergangenen drei Winter stellten unser Experiment dann auf die Probe. Massive Schutzmaßnahmen (Unmengen an Strohballen, Schilfmatten, Styroporisolierung und Vlies) verhinderten in den Wintern 2009/10 und 2010/11 schmerzhafte Verluste, aber in diesem Jahr reichte auch das nicht aus: Bei allen Phyllostachys – selbst bei den Hartgesottenen wie bissetii und aureosulcata – dominiert die Farbe Beige statt Grün. Bei anderen sind bereits alle Blätter gefallen. Auch der oberirdische Totalschaden von einigen Exemplaren wie Phyllostachys aurea oder Phyllostachys nigra ‚Megurochiku’ ist nicht auszuschließen. Die empfindlichen Topfkandidaten waren mit Petroleumofen im Kalthaus klar im Vorteil.

Nun heißt es in diesem Frühjahr erst einmal Wunden lecken und auf den unbändigen Überlebensdrang der Pflanzen zu setzen. Denn natürlich ist die Bambusleidenschaft auch durch minus 24 Grad nicht abzukühlen. Und wer weiß, ob nicht doch bald wieder eine Serie milder Winter das Entstehen großer Haine begünstigt, deren Halme in den Himmel ragen. Wir werden weiter berichten.

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Funkenflug

Osterfeuer sind eine alte Tradition – besonders hier in Norddeutschland. Ursprünglich diente dieser alte Brauch wohl zur Vertreibung des Winters. Heute erfreuen sich viele ganz ohne tradierte Hintergedanken an den volksfestähnlichen Brennspektakeln.

Für uns Gärtner ist die Erlaubnis zum Verbrennen von Baum- und Strauchschnitt ein echter Segen. Nicht selten kommen in großen Gärten Feuer von mehreren Metern Durchmesser und Höhe zustande. Über Monate wird das Holz gesammelt und aufgeschichtet. Ein willkommener Schutz für viele kleine Tiere. Daher muss man sich als verantwortungsbewusster Osterfeuerer damit abfinden, dass der ganze Stapel kurz vor dem Entzünden noch einmal umzuschichten ist. Echt mühsam, aber notwendig!

Doch dann folgt die Belohnung: Das Sitzen um das österliche Feuer hat einfach jedes Jahr aufs Neue etwas zutiefst Magisches …

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Was Gärten über eine Kultur sagen

Gärtnern ist Trend. Auch in Deutschland. Ein bestechendes Essay dazu gibt es im aktuellen ZEIT Magazin. Interessanterweise in der Rubrik Design. Viel Spaß beim Lesen!

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Gone wild

Die Idee wilder Gärten ist nicht neu. Schon im vorvergangenen Jahrhundert hat sich William Robinson dem Konzept des Wild Gardens verschrieben. Was also liegt da näher als sich in diesem Blog mit seiner Biographie und seinem bekannten Werk  The Wild Garden  (1870) ein wenig näher zu befassen?

Zumal The Wild Garden erst 2009 wieder in einer Neuauflage erschienen ist – eine deutlich erweiterte Version, die mehrere Kapitel des Fotografen und Gräser-Experten Rick Darke (Autor der Enzyklopädie der Gräser – sehr empfehlenswert!) enthält. Ein Buch also, das schon über 140 Jahre alt ist – und das heute zeitgemäßer denn je erscheint.

Doch zunächst zu William. Wer war der Kerl? Sein Biograph Richard Bisgrove (William Robinson, The Wild Gardener) fasst sein Leben kurz und knapp zusammen: „William Robinson (1838–1935) began his horticultural career as a garden boy in Ireland and ended it as the owner of over a thousand acres in Sussex.“ Mit dem Besitz in Sussex ist das berühmte Gravetye Manor gemeint, heute ein Hotel, das seinen Garten ganz im Sinne des Wild Gardeners pflegt. In den Gärten von Gravetye Manor hat der Journalist und Herausgeber mehrerer Gartenmagazine seine Idee des Gärtnerns in die Realität umgesetzt. Das Besondere daran ist, dass zwischen dem Erwerb von Gravetye Manor und dem Buch 15 Jahre liegen – und zwar in umgekehrter Reihenfolge: Erst das Buch, dann 1885 Haus und Garten!

Als Robinson Gravetye Manor kaufte, war er längst berühmt. Er hatte durch The Wild Garden Ansehen und Bekanntheit erreicht und sein Gartenmagazin Garden war bestens etabliert. Den größten Erfolg erzielte Robinson 1883 mit dem Buch The English Flower Garden. Dieses festigte seinen Ruf als bekanntester Gärtner seiner Zeit. Nach wie vor ist dieser Klassiker der Gartenliteratur in den Regalen der einschlägigen Buchhandlungen zu finden, die aktuelle Auflage ist von 1998.

Wie aber lautete nun die Grundidee von Robinson? Seine Mission war klar: Es ging ihm darum, den vorherrschenden Gartenstil der Victorianischen Zeit radikal zu bekämpfen. Er sprach sich – absolut redegewandt und oft sehr streitbar – dagegen aus, Beete mit in Gewächshäusern vorgezogenen (meist tropischen) Pflänzchen ab dem Frühjahr nach bestimmten geometrischen Formen zu bepflanzen. Im Gegensatz dazu propagierte er die damals völlig antiquierte und heute wieder beliebte Mixed Border aus winterharten Staudenpflanzen und Sträuchern; gleichzeitig sprach er sich für einen natürlicheren Look im Garten aus, schätzte Mehrjährige, Sträucher und Kletterpflanzen und verabscheute nackten Boden im Beet, dem er eine dichte Staudenbepflanzung in natürlich wirkenden Drifts und eine Unterpflanzung mit Bodendeckern entgegensetzte. Seine Idee, winterharte mehrjährige Pflanzen in besagten Drifts einfach in Wiesen, Wälder und an Gewässer zu setzen, das ist, rückblickend betrachtet, die wirklich herausragende Leistung von Robinson. Auch der erhebende Anblick großflächig verwilderter Narzissen und wilder Tulpen in Wiesen und unter Bäumen geht auf Robinson zurück. Pflanzen sich selbst zu überlassen und dem eine eigene Ästhetik abzugewinnen, das war das wirklich „wilde“ an diesem Gartenstil.

Die Ablehnung des Victorianischen beddings einte ihn übrigens mit Gertrude Jekyll. Eine Zeitgenossin und Gärtnerin, die durch ihre Arbeiten den englischen Garten nachhaltig revolutionierte. Heute ist sie dank der zahlreichen von ihr gestalteten Gärten (oft in Zusammenarbeit mit dem bekannten Architekten Edwin Lutjens – eben jener Lutjens, der die heute noch immer geschätzte „Sissinghurst-Bank“ entwarf) viel berühmter als Robinson. Damals war das allerdings anders. Robinson war der bei weitem bekanntere Gärtner, Gertrude Jekyll hingegen Autorin bei Garden und über fünf Jahrzehnte lang Gartenfreundin von Robinson. Soviel an dieser Stelle zur Biographie.

Die entscheidende Frage lautet nun aber, kann Robinsons Idee des Wild Garden Vorbild für unseren wilden Garten sein? Die Antwort lautet definitiv ja und doch auch nein.

Ja, weil Robinsons Ansatz des naturnahen Gärtnerns den verwendeten heimischen und exotischen Pflanzen die eigene Schönheit durch die Jahreszeiten zugesteht und darauf achtet, dass jede Pflanze am richtigen Platz zur perfekten Entfaltung gelangt (Ein gärtnerischer Aspekt, den später Beth Chatto auf den Punkt bringen wird: right plant, right place.).

Ja, weil die Integration von Mehrjährigen und Sträuchern in Gartenabschnitte mit Wiesen und altem Baumbestand erst die wirkliche Schönheit eines Gartens voll zur Geltung kommen lässt und einen harmonischen Übergang zur Umgebung schafft.

Und natürlich nicht zuletzt, weil einer seiner Pflanzenfavoriten Bambus war. Und der spielt hier im „Wild Gardening“ eine ganz besondere Rolle. Aber dazu an anderer Stelle in diesem Blog mehr.

Vieles, was Robinson gedacht, entworfen und gefordert hat, ist heute für Gärtner von Naturgärten absolute Grundlage des Planens und Arbeitens. Aber trotz alledem gibt es für uns leider auch ein Nein.

Nun ja, ein kleines Nein. Das liegt daran, dass Robinson bei der Gartengestaltung in Gravetye Manor mit Tausende(r)n nur so um sich schmiss: Er pflanzte Tausende von Osterglocken, Tausende Tulpen, immer und immer wieder Tausende von anderen Zwiebelpflanzen wie Blausterne und Schneeglöckchen, die die Wälder und Wiesen im Frühling in den leuchtendsten Farben erblühen ließen. Aber auch bei anderen Pflanzungen war er maßlos: 1906/7 pflanzte er 2.000 Gelb-Kiefern. Der Eindruck – nun, gewaltig! Wundervoll! Aber in einen privaten Garten heutzutage meist nicht umzusetzen.

Definitiv also ein Unterschied zu unserem wilden Garten. Das Einzige was wir bisher in Tausenderzahl vorweisen können, sind Disteln, Quecken und andere wilde Süßgräser. Der Rest kommt noch. Hopefully …

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Schneeglöckchen machen glücklich

Eine neue Manie geht um – die Galanthophilie. Zunächst haben sich Menschen in England und in den Niederlanden infiziert. Nun hat es auch die Gärtner in Deutschland erwischt. Schneeglöckchen-Tage liegen aktuell voll im Trend. Hier können Galanthophile – so nennen sich die Schneeglöckchenfans – aus einem großen Angebot wählen und neue Schätze mit nach Hause nehmen. Echte Raritäten erzielen inzwischen Spitzenpreise. Das BBC News Magazine nennt eine unlängst gezahlte Rekordsumme von 360 Englischen Pfund für einen einzelnen Galanthus „Green Tear“.

Was ist es, was das Schneeglöckchen so besonders macht? Dem wollen wir mit unserem ersten Pflanzenporträt auf Wild Gardening nachgehen.

Der Name
In der botanischen Nomenklatur wird das Schneeglöcken Galanthus genannt. Das kommt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus gála – Milch – und anthós – Blüte.

Die Gattung und die Arten
Die Schneeglöckchen bilden eine kleine Pflanzengattung in der Familie der Amaryllisgewächse. Es werden aktuell um die 20 Arten gezählt:

Galanthus alpinusKaukasus-Schneeglöckchen
Galanthus angustifolius – Schmalblättriges Schneeglöckchen
Galanthus cilicius – Cilicisches Schneeglöckchen
Galanthus elwesii Elwes-Schneeglöckchen
Galanthus fosteri – Foster-Schneeglöckchen
Galanthus gracilis – Zierliches Schneeglöckchen

Galanthus ikariae – Ikaria-Schneeglöckchen
Galanthus koenenianus Koenen-Schneeglöckchen
Galanthus krasnovii Krasnov-Schneeglöckchen
Galanthus lagodechianus Lagodechi-Schneeglöckchen
Galanthus nivalis Kleines oder Gewöhnliches Schneeglöckchen
Galanthus peshmenii Peshmen-Scheeglöckchen
Galanthus platyphyllus Breitblättriges Schneeglöckchen
Galanthus plicatus Clusius-Schneeglöckchen oder Faltblatt-Schneeglöckchen
Galanthus reginae-olgae Königin-Olga-Schneeglöckchen
Galanthus rizehensis Rizasee-Schneeglöckchen
Galanthus transcaucasicus Kaspisches Schneeglöckchen oder Transkaukasisches Schneeglöckchen
Galanthus woronowii Woronow-Schneeglöckchen
Manchmal finden auch folgende Arten darüber hinaus Erwähnung:
Galanthus artjuschenkoae
Galanthus trojanus – eine unlängst entdeckte und beschriebene Art in der nord-östlichen Türkei

Vertiefend hierzu für echte Fans: World Checklist of Selected Plant Families der Royal Botanic Gardens of Kew.

Botanische Beschreibung
Das Schneeglöckchen ist eine mehrjährige Zwiebelpflanze. Es gibt die erwähnten Arten und zudem Hunderte von verschiedenen Kultivaren mit nur winzigen Unterschieden bei den Blütenblättern und den grünen Zeichnungen. Wer sich darüber einen Überblick verschaffen möchte, der sei auf die Galanthus-Website verwiesen.

„Aus jeder Zwiebel entwickelt sich eine einzige nickende Blüte an einem überhängenden Blütenstil, die bei manchen sogar duftet. “ (Ian Spence, Gartenpflanzen von A bis Z, Royal Horticultural Society).

Schneeglöckchen benötigen einen durchlässigen, humosen Boden. Am besten, man düngt die Pflänzchen nicht und lässt sie einfach ungestört wachsen. Ideal ist es, Schneeglöckchenpulks alle paar Jahre nach der Blüte zu teilen. Dies gilt besonders, wenn sie schon zu dicht stehen oder aber zu schwach wachsen sollten. Die Tochterzwiebeln werden einfach abgetrennt und an anderer Stelle wieder eingesetzt.

Verbreitung
Galanthus nivalis ist das wohl bekannteste Schneeglöckchen. Sein Vorkommen reicht von Frankreich über Deutschland bis nach Polen, Italien, Nordgriechenland, die Ukraine und in den europäischen Teil der Türkei. Zudem ist es in England weit verbreitet. Die meisten anderen Arten kommen aus dem östlichen mediterranen Raum, einige aus dem südlichen Russland, Georgien und Aserbaidschan.

Wildes Durcheinander
Das Schneeglöckchen ist die ideale Pflanze für einen wilden Garten. Hat man viele davon, dann empfängt ein wogendes, weißes Blütenmeer den Frühling. Was für ein erhebender Anblick! Die Wildheit des Schneeglöckchens liegt darin begründet, dass sich die Arten, wenn sie sich zu nahe kommen, gerne untereinander kreuzen. Denn sie breiten sich nicht nur durch Teilung, sondern auch durch Selbstaussaat aus. Das erklärt die große Zahl an verschiedenen Kultivaren. Wildes Kreuzen ist für Galanthofreaks eine echte Bedrohung – es gefährdet schließlich die Sortenreinheit ihrer Lieblinge. Aber es gibt auch zahlreiche Gärtner, die die Vielzahl von wild gekreuzten Schönheiten einfach nur glücklich macht.

Schneeglöckchen-Tage in Deutschland
Hier die bekanntesten Events:

Der berühmteste Schneeglöckchen-Garten
Der liegt natürlich in England: Colesbourne Park in Gloucestershire. Hier ist auch die Wirkungsstätte von Dr. John Grimshaw, der 2002 zusammen mit Matt Bishop und Aaron Davies das Standardwerk „Snowdrops: A Monograph of Cultivated Galanthus“ herausgegeben hat.

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With a little help from your friends

Zu jedem Garten gehören Tiere: Vögel, Insekten und Mäuse bewohnen nahezu jedes Grundstück. Im besten Fall gibt es noch Igel, Katzen und Hunde – aber manchmal haben wir es auch mit Maulwürfen, Hasen und Rehen zu tun!

Fangen wir mit unseren Lieblingen an: Gartenvögel erfreuen sich generell einer großen Beliebtheit. Nicht nur in England werden die Grundbedürfnisse von Vögeln gerne in Gartenplanungen berücksichtigt. Schließlich erbauen wir uns auch hierzulande im Moment an dem regen Treiben von gut bestückten Futterplätzchen. Alle scheinen sie gekommen zu sein, um dem harten Winter ein paar Körnchen abzutrotzen …

Um über Insekten zu schreiben, dafür ist nun wahrlich nicht die richtige Jahreszeit! Und auch mit den Gartenmitbewohnern der Mäusegattung ist es aktuell nicht ganz so üppig. Selbst eine durchaus erfahrene Jägerin wie unsere Hofdame Luisa hat so ihre Probleme mit den Mäusen und dem Schnee …

Und die Maulwürfe? Darüber breitet gerade das viele Weiß seinen Zauber des Vergessens. Aber das Thema kommt wieder. Versprochen!

Diesen Winter haben wir übrigens gelernt, dass Besenginster Cytisus scoparius eine echte Winter-Überlebensdroge für Hasen darstellt. Ob wohl unser Ginster die Hasen überlebt?

Nach all diesem winterlichen Mangel mag man sich nun schon richtig auf das Frühjahr und die anderen Mitbewohner des Gartens freuen.

Oder?

Dieses Foto entstand vor zwei Jahren in der Kompostecke unseres Gartens:

Kurz bevor wir einen Wildschutzzaun aufgestellt haben – denn gegen Rehe und ihren Appetit kann man einfach nicht angärtnern. Wir haben es drei Jahre lang versucht – und verzagt aufgegeben. Nun werden wir solche Momente in Zukunft vermissen:

Hätten wir das mit dem Zaun lassen und statt dessen dem Literaturtipp in einem englischen Gartenmagazin folgen sollen? Denn dort wurde unlängst das Buch von Ruth Rogers Clausen vorgestellt. Es heißt: 50 Beautiful Deer-Resistant Plants: The Prettiest Annuals, Perennials, Bulbs, and Shrubs That Deer Don’t Eat.

Well, who knows?

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Nur Mut!

Ein Essay über den oft unerwarteten Nutzen alten Pflanzenbestands in wilden Gärten

Man sagt, es sei der Traum eines jeden Gartengestalters: Einmal eine freie Fläche als Garten neu anlegen und begrünen zu dürfen – ohne Einschränkungen durch Wege und Mauern, Bäume, Hecken und vorhandenes, erhaltenswertes Grün. Ein Garten als ein weißes, unbeschriebenes Blatt, das man ganz nach seinen Vorstellungen formen kann. Zugegeben ein reizvoller Gedanke. Aber gerade ältere Gärten sind geprägt durch längst etablierte Bäume, Sträucher, Wege und Stauden. Was tun damit?

Drum herum planen? Alte, gegebene Strukturen akzeptieren und belassen? Auch die einst so geschätzten, inzwischen ungeliebten, weil riesigen Lebensbäume? Oder die mit den Jahren im unteren Bereich stark verkahlenden Sichtschutzhecken aus Fichten? Was beispielsweise anfangen mit geraden Wegen, die früher meist so angelegt wurden, dass sie möglichst dicht an der Hauswand entlang liefen?

Ganz klar, Gärten sind Moden unterworfen. Geschmäcker verändern sich. Wo früher der Nutzenaspekt und der gepflegte Vorgarten mit scharfer Rasenkante im Fokus standen, ist heute eher das naturalistische Gärtnern en vogue. Staudenbeete, Gräser, Präriepflanzen und geschwungene naturnahe Wege kennzeichnen für viele seit Jahren einen zeitgemäß angelegten Garten. Bekannte Gartengestalter wie Piet Oudolf, Cassian Schmidt und Noel Kingsbury stehen für diese Art des Gärtnerns. Die eindrucksvollen Pflanzenbilder, die sie durch ihre Gestaltungen und Bücher vermitteln, gelten als stilbildend. Viele Gärtner und Gartenbesitzer haben sich diese naturnahen Landschaftsdesigns zum Vorbild genommen. Also, kein Platz für alte Koniferen?

Im Gegenteil. Gerade in einem wilden Miteinander aus altem Bestand und neuen Ideen liegt eine große Chance, oftmals unerwartete Raffinesse in den Garten zu zaubern.

Der Planungsprozess hierfür ist leider deutlich komplexer. Neben den determinierenden lokalen Gegebenheiten – den klimatischen Aspekten, der Bodenbeschaffenheit, der Sonneneinstrahlung und der optimalen Integration der Umgebung – muss zudem auch dem Vorhandenen Rechnung getragen werden. Es gilt zu entscheiden, was bleiben darf und was neu gestaltet werden soll. Diese Überlegungen umfassen baulich-strukturierende Elemente des Gartens ebenso wie vorhandene Pflanzen. Pflanzen-Kleinodien, die bleiben sollen, wollen definiert sein. Müssen sie umziehen oder stimmt der Platz? Das eine oder andere echte Schmuckstück – etwa ein altehrwürdiger, herrlich knorriger Birnenbaum -, möchte umplant werden, ohne umziehen zu müssen. Demgegenüber entpuppen sich gänzlich misslungene Bereiche im Garten zumeist als Glücksfall. Sie sind schnell und ohne Gewissensbisse in weiße, neu gestaltbare Flecken verwandelt.

Was beispielsweise tun mit der seit Jahren kräftig gewachsenen Korkenzieherhasel Corylus avellana ‚Contorta‘, die just in dem Bereich, wo ein symmetrischer Kreuzgarten angelegt werden soll, mittig in einem der geplanten Beete zu stehen kommt? Zunächst wurde sie in die neue Planung noch unschlüssig und eher widerwillig integriert. Wenn es gar nicht geht, hätte man sie ja immer noch wegnehmen können. Inzwischen ist eben jene Korkenzieherhasel einer der visuellen Leitpunkte in diesem Gartenabschnitt. Mit ihrem rundlichen Habitus strahlt sie auf die angrenzenden Grasbeete ab, die ihre Form mit anderer Blattstruktur zu imitieren scheinen.

Ein glückliches Zusammentreffen, zugegeben. Anderes gelingt nicht so leicht. Schwerer ist es beispielsweise, einen Fichtenhecken-Sichtschutz zum Nachbargrundstück – inzwischen auf gute 20 Meter Höhe aufgeschossen – in eine moderne Gartengestaltung zu integrieren. Der dunkle Hintergrund „dominiert“ auch das farbenkräftigste Staudenbeet. Oder sollte man sagen: Er schafft erst den richtigen Kontrast dafür?

In England ist „We need more verticals!“ eine viel zitierte Gartenweisheit. Alte Bäume zeichnen Vertikale in einen Garten, wie es ein junger Pflanzenbestand zunächst nur schwer kann. „Vertikale Pflanzenstrukturen verleihen jeder Gartensituation auf besondere Weise die nötige Eleganz und Klarheit.“, so der deutsche Gartendesigner Peter Janke (Design mit Pflanzen. Moderne Architektur im Garten). Es braucht nur ein wenig Mut, eine solche markante Klarheit anzunehmen und zu integrieren. Manchmal ist es einfach notwendig, gängige Sehgewohnheiten zu ignorieren, um sich Neuem, ja auch Unbequemen zu öffnen.

Ein anderer Klassiker in eingewachsenen Gärten sind die Gemeinen Wacholder Juniperus communis. Heutzutage eine nicht gerade beliebte Gartenpflanze. Wie oft werden sie als Friedhofsbäume abgetan und keines näheren Blickes mehr gewürdigt. Übersehen wird dabei ihre würde- und kraftvoll aufragende Wuchsform, die auch hierzulande ein wenig toskanisches Flair hervorzaubert. Und das bei deutlich besserer Winterhärte als manch mediterrane Konifere zu bieten hat.

Manchmal entstehen so durch zunächst fast unverzeihlich erscheinende Kompromisse gerade die Bereiche im Garten, die Spannung und Fantasie in die grüne Welt tragen. Brüche im Grün, die eine urwüchsige Kraft, eine unerwartete Wildheit und eine ganz eigene Harmonie besitzen. Raffinierter als man sie manchmal auf einem weißen Blatt planen könnte.

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Der aus der Kälte kam …

Was für ein Start!

Im kältesten Winter seit Jahren eröffnen wir unseren Garten-Blog. Am 7.2.2012 hatten wir -21 Grad. Keine guten Temperaturen für Wild Gardener. Hinzu kamen tagsüber volle Sonne und Ostwind. Keine gute Zeit für Bambus.

Dennoch gab es auch zauberhafte Momente.

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