Es kam von einem Tag auf den anderen: Zunächst eine leichte Irritation als ich meinen Blick durch den Garten schweifen ließ. Etwas hatte sich verändert, aber nicht durch erfreulich dynamisches Wachstum oder plötzlich zur Schau gestellte opulente Blütenpracht. Es war eine primär farbliche Veränderung – und in der Tat waren Blüten die Ursache dafür. Allerdings keine Blüten, die Anlass zur Freude bieten. Meine Augen blieben an Phyllostachys nigra ‚Boryana‘ hängen, dessen Laub irgendwie heller wirkte, fahl. Was war da los? Vor der Pflanze stehend bestätigte sich die schlimmste Befürchtung: Der ganze Bambus blühte, ausnahmslos alle Halme waren betroffen. Ich hätte es ahnen können. Es gab in diesem Jahr keinen einzigen Neuaustrieb der Pflanze, sie hat alle Kräfte gebündelt und in die Ausbildung von Blüten gesteckt. Dieser Prozess ist so kräftezehrend, dass viele Pflanzen danach sterben, Platz machen für die nächste Generation. Meine Hoffnung: Ph. nigra ‚Boryana‘ ist ein leptomorpher Bambus, ausläufertreibend, das heißt seine Rhizome begeben sich auf Wanderschaft und müssen regelmäßig in Schach gehalten werden. Im Fall einer Vollblüte ist das von Vorteil, besteht doch die Chance, dass in der kommenden Vegetationsperiode aus neuen Rhizomen neue Halme sprießen, die dann nicht wieder Blüten ausbilden. Eine vor einigen Jahren einsetzende Teilblüte bei Phyllostachys aureosulcata ‚Aureocaulis‘ hat sich nach zwei Jahren erledigt, ohne die Pflanze groß zu schädigen. Diese Blüte betraf allerdings nur einige Halme. Jetzt heißt es, abwarten und Daumen drücken. Zum Glück gibt es genug positive Ablenkung im Garten.
So hell wirkt er normalerweise nicht: Phyllostachys nigra ‚Boryana‘Immer mehr Blätter fallen zu Boden, die blühenden Bambushalme sehen durch das reduzierte Laub völlig anders aus, irgendwie starrerEin blühender Zweig im Detail, hier noch mit einigen grünen BlätternUm wieder auf erfreulichere Gedanken zu kommen, hilft ein Rundgang durch den Garten. Jetzt im Juli sind überall spannende Insekten zu entdecken, zum Beispiel diese giftige Raupe des Blutbärs. Ihre bevorzugte Nahrung ist das Jakobsgreiskraut (Senecio jacobaea), von dem wir immer einige Exemplare stehen lassenDas freut auch den Distelfalter. Dieser sieht nach seiner langen Anreise aus dem Mittelmeerraum schon etwas matt ausWildbienen und Schwebfliegen lassen sich ebenso gerne auf dem Jakobsgreiskraut niederIhre eindeutige Bestimmung ist alles andere als einfach. Falls hier jemand helfen kann, bitte melden!Im vergangenen Jahr entdeckte ich bereits die zwei großen neuen Blattrosetten in der Wiese, in diesem Jahr ragten ihre Blütenstände dann über das hohe Gras hinaus: die zweijährige Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis) ist – wahrscheinlich dank Hilfe von Insekten oder Vögeln – ein neuer willkommener Gast in unserem GartenEbenfalls zweijährig ist Cirsium vulgare. Die Gewöhnliche Kratzdistel steht bei vielen Insekten hoch im Kurs. Hier teilen sich Steinhummel und ein Glasflügler (welche Art genau?) eine BlüteRecht selten geworden sind bei uns die Marienkäfer, unabhängig von der Art. Dieser Siebenpunkt jagt Läuse auf der Gewöhnlichen KratzdistelEine Monardenblüte hat die Aufmerksamkeit einer Erdhummel erregtIm Gegenlicht glänzt Melica ciliata, das wunderschöne WimpernperlgrasFiligraner, aber ähnlich herrlich silbern, wiegen sich die Blüten von Achnatherum calamagrostis, dem Silber-Ährengras, dahinter, flankiert von verschiedenen Salbeiarten und dem Gewöhnlichen Natternkopf (Echium vulgare) – beide sind mit ihrem üppigen Nahrungsangebot und der langen Blühdauer weitere echte Insektenmagneten