Futter satt

Glück gehabt! Während im Mai 2019 fiese Frostnächte vielen Blüten und Blattaustrieben den Garaus machten (und die komplette Walnussernte ausfallen ließen), begnügten sich die Eisheiligen in diesem Jahr mit nur wenigen frühen Morgenstunden knapp unter null Grad. Die sorgten bodennah zwar doch für einiges braunmatschig in sich zusammenfallendes Grün, aber der Schaden hielt sich in sehr überschaubaren Grenzen. Selbst die höher am Baum sitzenden männlichen Blüten der Walnuss überlebten, sodass die leise Hoffnung auf frische leckere Früchte aufkeimt. Falls sich nicht noch heimtückisch eine richtig späte Kaltfront nähert – und wir das „Glück gehabt!“ noch mal revidieren müssen …

Nun aber Schluss mit dem Spekulieren und Fokus auf die frühlingsbunte Blütenfülle, die im Laufe des Monats im Garten Einzug hielt. Sehr zur Freude der Gärtnerinnen – und natürlich der tierischen Besucher.

Gerade in den halbschattigen Bereichen unter den großen Bäumen breitet sich bei uns das Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) immer mehr aus. Die hellblauen Blütenteppiche überziehen an manchen Stellen einige Quadratmeter
Gelbe Farbtupfen am Gehölzrand setzt das Schöllkraut (Chelidonium majus) – dessen Bestände sich mit tatkräftiger Unterstützung von Ameisen, die seinen ölhaltigen Samen lieben, ebenfalls ordentlich vermehren
Die Hecke aus Lonicera tatarica hat bereits mein Großvater entlang eines kleinen Grabens gepflanzt, der leider oft trocken fällt. Inzwischen wird die Tatarische Heckenkirsche von großen Stieleichen, Rosskastanien und Berg-Ahornen beschattet. Das tut ihrer immensen Blühfreude allerdings keinen Abbruch. Denn der super robuste sommergrüne Strauch ist in seiner Anspruchslosigkeit kaum zu überbieten: Schatten wird ebenso vertragen wie starke Fröste, Trockenheit oder zeitweise Nässe. Auch was die Bodenqualität anbelangt, ist Lonicera tatarica sehr genügsam – sie gedeiht quasi auf allen Böden. Ihr früher Blattaustrieb zaubert manchmal schon Ende Februar frisches Grün in den winterlichen Garten, die zahlreichen Blüten sind eine gute Nahrungsquelle für Insekten
Als ökologisch besonders wertvoller Stauch oder kleiner Baum sollte Crataegus monogyna in keinem naturnahen Garten fehlen. Der Eingrifflige Weißdorn bietet nicht nur nektarreiche Blüten, seine Blätter sind zudem Nahrung für einige Schmetterlingsraupen und die dunkelroten Früchte stehen auf dem Speiseplan zahlreicher Vögel. Für Letztere finden sich im Weißdorngebüsch darüber hinaus sichere Plätze zum Nestbau. Zu den regelmäßigen Gästen zählt auch der Gold-Rosenkäfer (im Bild). Oft zieren gleich mehrere goldgrün glänzende Tiere die weißen Blüten. Weißdorn ist sehr schnittverträglich – ein großes Plus für kleinere Gärten. Mit Frost, Wind und Trockenheit hat er kein Problem
Ebenfalls perfekt als Vogelschutz- und Insektennährgehölz: Rosa pimpinellifolia, hier links mit weißen, rechts mit rosa Blüten (im Hintergrund steht Cornus stolonifera ‚Flaviramea‘, vorne Lupinus polyphyllus, an deren Blüten es genauso summt und brummt). Wir haben die Dünen-Rose an diesen kleinen Wall aus Bodenaushub gepflanzt, da sie selbst mit armen Sandstandorten klarkommt – wie der Name verrät. Erstaunlicherweise toleriert sogar der Gelbholz-Hartriegel diese ziemlich trockene Lage
Ganz vorne auf dem Speiseplan der Hasen – von denen bei uns eine stabile, erfreulich große Population rumhoppelt – steht Ginster. Sie geben sich allerdings nicht wie die Insekten mit der Blütennahrung zufrieden, sondern knabbern hemmungslos komplette Zweige ab. Wir freuen uns trotzdem an den süßen Langohren, denn Elfenbein-Ginster (Cytisus x praecox) wie Besen-Ginster (Cytisus scoparius) trotzen dem Verbiss mit einem starken Ausbreitungsdrang, bei dem sich u. a. wieder die Ameisen verdient machen. Besonders spannend bei jeder neu wachsenden Pflanze: In welcher Farbe wird sie wohl blühen? Die Sorten mutieren fröhlich und lassen sich leicht kreuzen
Blütendetail der Cytisus-scoparius-Sorte ‚Roter Favorit‘
Bunt im Detail geht es auch an den Blütenrispen der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) zu: Die einzelnen Blüten geben Bienen und Hummeln klare Ansagen, ob sich ein Besuch lohnt. Am ersten Tag locken sie mit gelben Saftmalen und attraktivem Duft (das klappt wie man auf dem Bild sieht). Am zweiten Tag färben sich die Saftmale ziegelrot, dann karminrot, der Duft verändert sich – deutliche Signale für die Insekten, dass ein Anflug dort keinen Sinn mehr macht, denn die bestäubte Blüte stellt ihre Nektarproduktion ein. Cleveres Bestäuber-Leitsystem
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