Ich kann es nicht mehr hören: das ewige Lamentieren über die leidigen Blättermengen, die uns die laubwerfenden Bäume – Frechheit! – alle Jahre wieder vor die Füße bzw. auf Beete, Rasenflächen, gepflasterte Einfahrten, Gehwege, überhaupt überall hin segeln lassen. Vergessen ist der gespendete kühle Schatten, in den wir uns vor der sommerlichen Hitze flüchten konnten. Vergessen die sonst bei jeder Gelegenheit gepriesene ökologische Bedeutung insbesondere alter Bäume für die Artenvielfalt. Vergessen auch der gestalterische Wert der grünen Riesen: Nichts trägt so sehr zum Charme und zum Wohlfühlcharakter eines Dorfkerns, eines öffentlichen Platzes und natürlich des eigenen Gartens bei, wie ein Bestand aus ehrwürdigen Bäumen mit seiner ganz eigenen Geschichte.
Aber spätestens im Laufe des Novembers – attraktive Herbstfärbung hin oder her – wird der vormals durchaus geschätzte holzige Gefährte oft einzig auf einen Aspekt reduziert: auf sein heruntergefallenes Blattwerk, das es zu beseitigen gilt. Natürlich kann man nicht überall zentimeterdick Laub liegen lassen. Aber von Rasen und Wiesen lässt es sich bei Trockenheit ganz einfach mit dem Mäher aufnehmen, unter Hecken, anderen Gehölzen und auf Beeten ist es willkommenes Mulchmaterial und für die Vögel dient es als ergiebiges Reservoir von Würmern und anderen Kleintieren. Davon abgesehen: Blätter harken ist ja so was von meditativ und entspannend. Okay, das sieht nicht jeder so – wie mir die mitleidigen Kommentare von Spaziergängern immer wieder klarmachen. Aber vielleicht kann ich ja die eine oder den anderen mit meinem Enthusiasmus anstecken. Denn was wäre denn bitte ein Herbst ohne Laub!?
Da hängen sie noch größtenteils an Ort und Stelle: die herrlich dottergelben Blätter von Betula utilis var. jacquemontii
Betula pendula mit ihrem filigranen Laub und das kräftige Blaurot von Cotinus coggygria ‚Grace’ bilden einen schönen Kontrast vorm strahlend blauen Herbsthimmel
Bezaubernde Stimmung: Langsam wird das farbenfrohe Blattwerk lichter
In warmen Gelbrottönen verteilt sich das Laub von Cornus kousa var. chinensis zwischen die Miscanthus-sinensis-‚Gracillimus’-Halme
Blätterdetail von Cornus kousa var. chinensis
Spotlight auf Miscanthus sinensis ‚Variegatus’
Herbstliches Licht fällt durch die bereits entlaubten Ahorne (Acer plataniodes und Acer pseudoplatanus). Als Unterpflanzung hat sich die Schneebeere mit ihren Ausläufern breitgemacht. Symphoricarpos ist super robust und zählt zu den wenigen sommergrünen Gehölzen, die mit stärkstem Wurzeldruck zurechtkommen. Bienen und andere Insekten schätzen die weißrosa Blüten als ergiebige Nahrungsquelle. Die weißen beerenartigen Früchte – die uns Kinder als „Knackbeeren“ begeisterten – stehen bei einigen Vögeln und bei Mäusen auf der Speisekarte
Steht eher auf Nadel- als auf Laubgehölze: die Tannenmeise. Unsere kleinste Meise lässt sich eindeutig anhand ihrer zwei weißen Flügelbinden und dem recht großen weißen Nackenfleck identifizieren. Menschliche Gesellschaft stört sie bei der Futtersuche nicht im Geringsten
Laubimpression der anderen Art: Auch Farne – immergrüne wie laubwerfende – sind echte Hingucker im herbstlichen Garten. Hier trifft ein Sonnenstrahl auf Adiantum pedatum
Und wo wir von Hinguckern sprechen, da darf Parrotia persica keinesfalls fehlen. Ihr Herbstkleid zeichnet sich nicht nur durch eine sensationelle Farbbreite aus (von Grüngelb bis zu tiefem Violett; zugegeben: Das wird auf diesem Bild nicht deutlich). Die Blätter bleiben zudem – ersten Nachtfrösten zum Trotz – sehr lange am Baum
Auch ohne Laub eine Zier: Wie Perlen reihen sich die Wassertropfen an dem Ast des Persischen Eisenholzes
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