Zu den schönsten Überraschungen beim Schlendern durch den Garten zählen für mich die Momente, in denen ich beim ziellosen Umherstreifen plötzlich völlig erstaunt vor einer Pflanze stehe, die ich dort noch nie zuvor gesehen habe. Könnte ich jedenfalls schwören. Andererseits wächst natürlich auch das dynamischste Grün selten über Nacht bis zur vollen Blüte … Aber ganz sicher haben nicht wir sie dort oder an anderer Stelle im Garten gepflanzt oder ausgesät.
Solch willkommene Gäste – in diesem Jahr sind mir bisher zum Glück nur sehr erfreuliche Neuzugänge aufgefallen – kommen meist aus dem Reich der Wildpflanzen. Was ja perfekt zum Wilden Garten passt.
Als erste lugte eines Morgens eine Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum) in einem Staudenbeet zwischen verschiedenen Gräsern und Wiesenknöpfen hervor. Wunderhübsch sah das aus: Der Blütenstand hatte sich heimlich mitten in die kleinen weinroten Sanguisorba-Wolken gemogelt.
Nun hoffen wir, dass sie sich dort etabliert und uns in den kommenden Jahren wieder mit ihren schönen zartgelben Ähren erfreut.
Noch auffälliger präsentiert sich die Gemeine Nachtkerze Oenothera biennis mit ihren großen Blütenständen. Über Wochen kann man ab Juni die leuchtenden gelben Farbtupfer der Blüten genießen, die besonders am Abend, wenn sie sich gerade geöffnet haben, einen sehr angenehmen Duft verströmen.
Es ist Tag um Tag ein Aufblühen und Schließen.
Die erste Nachtkerze muss sich bereits vor zwei Jahren bei uns niedergelassen haben, denn schon im vergangenen Sommer entdeckten wir einen Blütenstand der zweijährigen Wildstaude in einem Beet.
Durch Selbstaussaat hat sie sich nun weiterverbreitet und so konnten wir in diesem Jahr schon vier blühende Pflanzen zählen sowie einige Blattrosetten, die sich im kommenden Sommer hoffentlich alle zu gelben Blühwundern entwickeln. Da sie trockene Böden und Sonne liebt, sollte sie sich bei uns dauerhaft wohlfühlen.
Ganz zurückhaltend zeigt sich dagegen der Kleine Wiesenknopf Sanguisorba minor in unseren wilden Grasarealen.
Während die Wiesenknöpfe in den Beeten stattliche Höhen von bis zu 1,50 m erreichen, bleibt ihr kleiner Bruder deutlich darunter und fällt so in dem hohen Wirrwarr aus unterschiedlichen Gräsern und Wildpflanzen kaum auf. Zumal die Blütenköpfchen eher unscheinbar aber dennoch ganz reizend sind, wie ich finde. Der Plan lautet jetzt: Die jungen Blätter der Pimpinelle – wie der Kleine Wiesenknopf auch genannt wird – mit ihrem bitter-nussigen Geschmack endlich einmal im Salat und als Würze in anderen Speisen zu testen. Ich bin gespannt.