Ich kann einfach nicht
widerstehen. Wenn beim Gang durch den Garten ein Zweig mit noch nicht voll
erblühten, samtig bepelzten Weidenkätzchen in Reichweite ist, müssen meine
Finger wie magisch angezogen über die seidigen kleinen Fellchen streichen –
Frühling fühlen! Alleine dieser haptische Genuss ist schon Grund genug, Salix caprea einen Platz im eigenen Grün
zu reservieren. Ein zweiter, viel wichtigerer Grund: Die Sal-Weide ist im
Vorfrühling ein wahres Eldorado für Bienen und andere Insekten. Sowohl Pollen
als auch zuckerreicher Nektar sind üppig vorhanden. Stellt man sich an einem
sonnigen Tag um die Mittagszeit unter eine voll erblühte Sal-Weide, hört man
ein sonores Summ-und-Brumm-Konzert der zahllosen geflügelten Besucher.
Als anspruchsloses Pioniergehölz kommt Salix caprea mit fast jedem Boden zurecht, selbst trockene Sandböden verschmäht sie nicht. Ob als Baum oder in Strauchform: Durch ihre hohe Schnitttoleranz lässt sich die Sal-Weide praktisch an jede Gartengröße anpassen.
Die Pollenhöschen der Biene zeigen die reiche Ausbeute an den Weidenkätzchen Sal-Weide ist zweihäusig. Männliche Pflanzen haben eiförmige Kätzchen mit gelben Staubblättern, weibliche Kätzchen sind eher grünlich und lang gestreckt Nicht nur geflügelte Gartengäste hat der Frühling aus ihren Winterbehausungen gelockt. Die ersten Bänder- und Weinbergschnecken haben sich auch schon rausgetraut Während die Blüte der Sal-Weide nach dem phänologischen Kalender das Ende des Vorfrühlings anzeigt, markieren die sich öffnenden Forsythienblüten – hier bei Forsythia x intermedia ‚Lynwood Gold’ – den Beginn des Erstfrühlings Kein Frühling ohne Zwiebelpflanzen und andere Geophyten. Alte unbekannte Krokussorten tauchen bei uns im Garten an den verschiedensten Stellen auf – zu schön Tüchtig breiten sich die Traubenhyazinthen aus: Diese Muscari lässt sich nicht mal von dem kräftigen Horst von Miscanthus sinensis ‚Variegatus’ abschrecken Platz ist in der kleinsten Ritze: Vielleicht haben die Ameisen, die unter den Gehwegplatten hausen, die Samen dieses unbekannten Blausterns – vermutlich Scilla sibirica ‚Alba’ – hier hingeschleppt. Wir freuen uns über diese reizende Fugenbegrünung Ebenfalls durch „Fremdeinwirkung“ muss dieser Blaustern (Scilla bifolia?) zu uns gekommen sein. Er fühlt sich im dicken Laubmulch unterm alten Berg-Ahorn wohl (genau wie der Giersch …). Solche blühenden Überraschungen entdecken wir regelmäßig bei uns, das begeistert mich immer wieder Genauso wie die Kleinode, die sich im Laufe der Jahre auf den Steinen etablieren, die einige unserer Beete einfassen. Hier wurde ein Moosstillleben komponiert Der frühe Blattaustrieb von Physocarpus opulifolius ‚Dart’s Gold’ erinnert mich immer an die Gefahr von fiesen Spätfrösten, der nicht alle Pflanzen mit Gleichmut begegnen – und schon gar nicht nicht die Gärtnerinnen. Sie hängt jedes Jahr wie ein Damoklesschwert über allzu unbeschwerter Frühjahrsfreude. Nehmen wir es sportlich
Frühling fühlen! Du sagst es! Ein absoluter Traum. Ich kann da auch immer nicht widerstehen. Schöner Beitrag.