14 Jahre sind seit dem Einbuddeln der Nuss ins Land gegangen – jetzt wird das Warten belohnt: Unser Walnussbaum trägt zum ersten Mal Früchte! Und gar nicht wenige, wie ein intensiv suchender Blick durch die Krone zeigt. Die Erntezeit beginnt im September/Oktober, wenn sich die äußeren grünen Fruchtschalen ablösen und die Steinfrüchte zu Boden fallen. Fragt sich allerdings, ob Eichhörnchen, Krähen, Häher und Co. bis zum optimalen Zeitpunkt warten – oder vorher zur Tat schreiten. Ob wir überhaupt in den Genuss von ein paar köstlich frischen Walnüssen kommen? Aber egal wie die Ernteverteilung ausfällt: Der Baum ist ein schöner Blickfang im Garten – mit noch ordentlich Wachstumspotenzial.
Eine dicke grüne Schale umschließt schützend die Steinfrucht
Zeigt schon in jungen Jahren Präsenz: Juglans regia. Durch frühen Rehverbiss hat sich ein Dreistämmchen entwickelt. Entsprechend ausladend ist bereits die Krone
Einen eher kleinen, aber ziemlich ungewöhnlichen und recht seltenen Blickfang im Juni-Garten bietet Rosa roxburghii: stachelige Hagebutten, die an Kastanien erinnern. Daher wird sie – klar – auch Kastanien-Rose genannt. Durch das sommerliche Frühjahr erschienen die ungefüllten, zarten hellrosa Blüten diesmal etwas zeitiger und haben sich jetzt zu attraktiven Früchten entwickelt.
Rosa roxburghii passt mit ihrem sparrigen Habitus gut in eine gemischte Hecke aus Wildrosen und anderen Vogelnährgehölzen
Die stachelbewehrten Hagebutten gaben der Rose ihren deutschen Namen: Kastanien-Rose
Alle Jahre wieder ein Highlight bei den Gehölzen: die opulente – und meist zeitgleiche – Blüte des „Power-Couples“ Cornus kousa var. chinensis und Rosa ‚Paul’s Himalayan Musk’. Da der Chinesische Blumen-Hartriegel der Ramblerrose inzwischen gefährlich nahekommt, muss hier ein jährlicher Rückschnitt erfolgen (bei Ramblerrosen – ausreichend Platz vorausgesetzt – sonst nicht nötig, auch bei Blumen-Hartriegeln sollte man möglichst nicht zur Schere greifen). Denn die enorm wüchsige ‚Paul’s Himalayan Musk’ mogelt ihre langen Triebe ganz unauffällig zwischen die Cornus-Zweige und sie hätte auch gar kein Problem damit, nach und nach den ganzen Baum unter ihrer Blätter- und Blütenmasse verschwinden zu lassen. Daher ist in jedem frühen Frühjahr der Griff zur Schere mit Teleskopstab angesagt. Das Unterfangen kann nur in der blattlosen Zeit stattfinden: Durchblick ist vonnöten. Lege artis wäre bei nicht remontierenden Ramblern – wenn es denn unbedingt sein muss – ein Schnitt nach der Blüte. Die ausgeprägte Neigung von ‚Paul’s Himalayan Musk’, Dinge unter sich verschwinden zu lassen (bei uns: einen Birnenbaum), kann man sich natürlich auch wunderbar zunutze machen: Eine trostlose Mauer oder ein hässlicher Schuppen (acht bis zehn Meter Höhe – kein Problem) wandeln sich nach einigen Jahren in eine wahre Rosenpracht.
Die weißen Hochblätter von Cornus kousa var. chinensis wetteifern mit den zartrosa Blüten von ‚Paul’s Himalayan Musk’
Bleiben wir noch kurz bei den Gehölzen. Im Juni/Juli spielen auch die Perückensträucher ihren ersten Trumpf aus (der zweite folgt im Herbst mit einer spektakulären Blattfärbung): An langen, fein behaarten endständigen Rispen erscheinen zahlreiche kleine Blüten. Diese mit Fantasie an Perücken erinnernden Blüten- und Fruchtstände standen Pate bei der deutschen Namensfindung von Cotinus coggygria. Zurzeit kommt bei uns auch noch ein dritter Trumpf dieser schönen Sträucher zum Tragen – ihre tolle Trockenheitsresistenz!
Wirkungsvolles Zusammenspiel: die purpurroten Blätter von Cotinus coggygria ‚Grace’ mit den rosa „Blüten-Perücken“, die hier schon einige kleine Früchte angesetzt haben
Von den Gehölzen zu den Stauden. Trockenheitsresistenz zeichnet auch viele Salbeiarten aus, z. B. Salvia nemorosa. Ihre nektarreichen Blüten stehen zudem hoch im Kurs bei Bienen und anderen Insekten.
Starker Akzent: Salvia nemorosa ‚Schwellenburg’
Ein echter Hingucker ist die ursprünglich aus Australien stammende Sorte Salvia ‚Love and Wishes’, die allerdings – wie der Ursprung vermuten lässt – bei uns nicht winterfest ist und es eher etwas feuchter mag. Aber die überwältigende Farbintensität ihrer Blüten kann auch im Topf bestens in Szene gesetzt werden und lohnt den Aufwand einer frostfreien Überwinterung unbedingt.
Noch stärkerer Akzent: Salvia ‚Love and Wishes’
Der Farbkontrast von Blütenkelch und -krone bei Salvia ‚Love and Wishes’ sorgt für Star-Appeal
In dieses Farbschema passt auch Dianthus deltoides: Die Heidenelke ist bei uns als Bodendecker ganz neu ins Beet gezogen (warum eigentlich erst jetzt?) und beklagt sich nicht über Trockenheit. Leicht saure Böden sind ihr Metier, Kalk mag sie nicht.
Magentafarbene Blüte mit weißen Einsprengseln von Dianthus deltoides
Völlig unauffällig dagegen und leicht zu übersehen sind die Blüten an Phyllostachys aureosulcata ‚Aureocaulis’, einem unserer erklärten Lieblingsbambusse. Bisher finden sie sich zum Glück nur an wenigen alten Halmen in einem Teilstück der Pflanze, aber das muss nicht so bleiben … Setzen alle Halme Blüten an, besteht die Gefahr, dass der Bambus abstirbt. Da hilft nur Daumen drücken und auf die Regenerationsfähigkeit der leptomorphen Art setzen. Wenn es hart auf hart kommt, muss Nachbar Phyllostachys vivax ‚Huangwenzhu’ das Areal übernehmen.
Vor diesen Blüten würde man lieber die Augen verschließen: Phyllostachys aureosulcata ‚Aureocaulis’
Zum Schluss noch ein erfreulicher Blick ins Tierreich. Vor einigen Jahren waren sie schon einmal bei uns zu Gast, die Blutbären. Beim Herausreißen von fast verblühtem Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea, auch Jakobs-Kreuzkraut genannt, es soll sich nicht weiter verbreiten) habe ich die Raupen des Schmetterlings nun wiederentdeckt – und die Pflanzen natürlich stehen lassen. Genau wie die schwarz-roten Falter signalisieren auch die Raupen ihre Giftigkeit durch eine auffällige Farbgebung. Tarnung haben die hübschen schwarz-gelb geringelten Tiere gar nicht nötig.
Blutbär-Raupe an ihrer favorisierten Futterquelle Senecio jacobaea
Blüten und Blätter werden genüsslich verspeist
Übrig bleiben nur kahle Stängel von Jakobs-Greiskraut
Wir freuen uns auf die Schmetterlinge.