Üble Plackerei und tierisches Leben

Die ersten Herbststürme sind durchgezogen, glücklicherweise ohne Schäden zu hinterlassen. Unzählige Zugvögel fliegen in grafischen Formationen oder wirbelnden Schwärmen unter lauten Rufen über den Garten. (Und in noch nicht mal zwei Monaten ist schon wieder Weihnachten.) Der Start des vierten Quartals lässt keine Zweifel aufkommen – 2021 neigt sich dem Ende zu. Auch die To-do-Liste der Gartenjobs liest sich herbstlich: Laub von Rasen, Dächern und aus Dachrinnen entfernen, bei sensiblen Pflanzen auf frühe Nachtfröste achten, Rückschnitt von Zweigen, die in Wege reinragen, Wassertonnen leeren, bevor die Temperaturen die null Grad erreichen … Nur ein Posten stört, und zwar ganz erheblich: Rhizome von Phyllostachys nigra ‚Henonis‘ abstechen. Normalerweise bin ich mit dem jährlichen Check-up der laufenden Bambusse im September durch (in diesem Jahr mit toller Unterstützung – DANKE, Regina!!), aber ausgerechnet eine von den zwei leptomorphen Pflanzen, die bei uns in Rhizomsperren wachsen, hat sich richtig übel ins Zeug gelegt. Eben besagter Ph. nigra ‚Henonis‘.

Wie konnte das passieren? Damit man die Sperre nicht so sieht, habe ich das Präriegras Schizachyrium scoparium drum herum gepflanzt – und offensichtlich nicht genau genug geguckt. Ganz blöder Fehler! Denn ein massives Bündel von Rhizomen hat die Tarnung genutzt und sich an der Verschlussleiste der Sperre herausgearbeitet, um dann – einmal in Freiheit – tief unter den angrenzenden Rasen zu tauchen. Und das ist ungewöhnlich, denn normalerweise laufen die Rhizome recht flach unter der Oberfläche (meist so zwei bis 20 cm), sodass man sie problemlos mit dem Spaten rausholen kann. Nicht so in diesem Fall. Bis in einen halben Meter Tiefe habe ich sie verfolgt und rausgezogen. Der Rest bleibt jetzt einfach drin, da sonst zu viele Wurzeln der umstehenden Sträucher und Bäume bei der Buddelei verletzt werden. Da die verbliebenen Rhizomstücke keine Verbindung mehr zur Mutterpflanze haben und keine energiespendende Fotosynthese ohne neue Halme leisten können, gehe ich das Risiko ein. Nicht ohne in der kommenden Austriebsaison ein sehr wachsames Auge auf mögliche noch mit letzter Speicherkraft rausgeschobene Sprossen im Rasen zu werfen.

Der Tatort: Die ausgebüxten Rhizome von Ph. nigra ‚Henonis‘ sind nicht nur fies abgetaucht, sondern auch mit extrem starken Wurzeln fest in der Erde verankert. Der Job ersetzt jedes Krafttraining
Regelmäßige Teepausen halten die Motivation aufrecht. Beim Schlendern durch den Garten traf ich auf diese sich sonnende Große Heidelibelle
Und endlich auch mal auf eine Weinbergschnecke. Wie im September-Post schon angemerkt, machen die sich bei uns in diesem Jahr leider echt rar
Eine spannende Beobachtung gab es am Gartentor: Die Raupe eines Buchen-Streckfußes (Calliteara pudibunda) war an der Wand emporgeklettert. Wegen des markanten roten Haarbüschels am Hinterleib wird sie auch Rotschwanz genannt. Die pelzigen Falter hingegen sind später unauffällig graubraun in der Färbung
Sie kam und blieb: Im geschützten Zwischenraum von Türschloss und Holztor verpuppte sich die Raupe zum Überwintern. Der gelbliche Kokon wurde gut erkennbar aus den Haaren der Raupe gewebt. Ich bin gespannt, ob wir im Frühjahr das Schlüpfen des Falters erleben
Neben diesem Gartentor stehen zwei Japanische Blumen-Hartriegel (Cornus kousa var. chinensis), die zurzeit über und über mit ihren attraktiven rosaroten Früchten beladen sind. Die zu himbeerartigen Scheinfrüchten verwachsenen Steinfrüchte sind für Mensch und Tier essbar. Die Begeisterung hielt sich hier aber offensichtlich in Grenzen
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