Nachdem wir uns in den vergangenen Monaten ja andauernd über zu viel Regen und viel zu wenig Sonne beklagt haben, hatte der Februar nun endlich ein Einsehen: Lediglich 21 Liter Niederschlag vielen vom Himmel – und das meist in Form von schönem Schnee. Dazu zahlreiche Sonnenstunden, die zu Spaziergängen durch den Garten einluden. Das Ganze bei moderaten Nachtfrösten (nur zweimal wurden die minus 10 Grad unterschritten) und Plustemperaturen am Tage. Letzteres hielt die Gärtnerinnenlaune im glücklichen Bereich: Der Boden fror nicht so weit zu, dass die Bambusse dürsten müssen. Genau das ändert sich allerdings gerade …
Aber schauen wir erst einmal, was der Februar so alles zu bieten hatte.
Winter ohne Schneeglöckchen geht gar nicht. Besonders entzückend sind die weißen Lichttupfen, wenn sie sich an Stellen ausbreiten, an denen man sie gar nicht wissentlich platziert hat – wie hier Galanthus nivalis ‚Flore Pleno’ geschützt unter den Ranken eines Brombeerdickichts
Diese Galanthus ‚S. Arnott’ hingegen wurden gezielt gesetzt. In den frostigen Stunden legen sie sich zu Boden, ein natürlicher Schutzmechanismus der Pflanze. Sie stellt ihren Stoffwechsel um, produziert Glycerin und verändert so den osmotischen Druck in den Zellen (dunkle Erinnerungen an den Chemieunterricht und semipermeable Membranen werden wach …)
Auch Christrosen wie die Helleborus-Hybride ‚Yakima’ stecken einiges an Frost weg und tragen dazu bei, dass das ganze Jahr durchgeblüht wird
Keine Blüten, aber ebenfalls eine echte Zierde sind die kleinen Sporenkapseln des Gewellten Sternmooses (Plagiomnium undulatum), die auf ihren filigranen, gelb-rötlich durchscheinenden Stielen zu schweben scheinen. Die Moose konnten sich in der üppigen Feuchte der vergangenen Monate natürlich prächtig entwickeln
Überraschungsgast des Februars: An einem frühen Sonntagmorgen hatten wir Waldschnepfenbesuch! Die meist dämmerungs- und nachtaktiven Vögel sind mit ihrem an altes Herbstlaub erinnernden Gefieder super getarnt, sodass man sie tagsüber kaum zu Gesicht bekommt. Dieses Exemplar kommt wahrscheinlich aus dem nahegelegenen Mischwald, der mit seinen Lichtungen und feuchten Bereichen einen guten Lebensraum für die Bodenbrüter bietet
Zurück ins Pflanzenreich. Neben den frühen Blütenakzenten ausgewählter Geophyten und Sträucher kann die Attraktivität farbkräftiger Rinden und Blätter (wenn sie denn ganzjährig an den Pflanzen verbleiben) in der kalten Jahreszeit nicht hoch genug gelobt werden: So steht beispielsweise das tiefdunkle Rot der Heuchera-Hybride ‚Obsidian’ in tollem Kontrast zum funkelnden weißen Raureif oder Schnee
Hier steht die Blütezeit noch bevor und Blätter gibt es zurzeit auch keine: Aber Forsythia x intermedia ‚Lynwood Gold’ schürt bereits jetzt durch ihre altersbedingt unterschiedlichen Rindenfarben – rötlich bei den einjährigen Trieben – die Vorfreude auf den Frühling, konkret: auf den Erstfrühling. Denn als phänologische Zeigerpflanze läuten die Forsythien mit ihrem Blütenstart bei uns den zweiten Frühlingsabschnitt ein (eben besagten Erstfrühling, der dem sogenannten Vorfrühling folgt). Infos zur aktuellen Vegetationsentwicklung und zur phänologischen Uhr findet man z. B. beim DWD
Zahlreiche Hartriegel zeichnen sich aufgrund ihrer leuchtenden Rinden ebenfalls durch einen hohen Winterzierwert aus. Im Vordergrund sieht man z. B. das helle Gelbgrün von Cornus stolonifera ‚Flaviramea’, das vom ebenfalls hellen Grün der Blätter und Halme von Phyllostachys nigra ‚Henonis’ vorne links aufgegriffen wird
Keine Zierde und eine absolute Seltenheit bei unserem Sandboden (tatsächlich kann ich mich überhaupt nicht daran erinnern): Staunässe nach den ergiebigen Regenfällen im Januar. Die überall im Garten entstandenen Wasserpfützen verwandelten sich mit zunehmendem Frost in tückisch glatte Eisflächen
Aber auch der Frost hat sein Gutes: Raureif liefert immer wieder den Beweis, dass es sich nicht zuletzt aus ästhetischen Gründen lohnt, den Rückschnitt von Stauden und Gräsern erst im zeitigen Frühjahr vorzunehmen. Das frostige Weiß korrespondiert mit der Weißrindigen Himalaja-Birke Betula utilis var. jacquemontii. Das zarte Bambuslaub hält dem Wetter noch tapfer stand
Viele Fargesien verringern die Verdunstung, indem sie bei sonnigem, trockenem Wetter ihre Blätter einrollen und so deren Oberfläche minimieren, auf dem Bild bei Fargesia spez. Jiuzhaigou 1 gut zu sehen. Was bei den Fargesien ein normaler Schutzmechanismus ist, ist hingegen bei Phyllostachys, Hibanubambusa, Pseudosasa und anderen Bambusgattungen ein deutliches Alarmzeichen: Achtung – es drohen massive Trockenheitsschäden! Noch ist es trotz zunehmender Kälte, üblem Ostwind und oft strahlend blauem Sonnenhimmel nicht so weit. Aber der angekündigte Dauerfrost bei nächtlichen Werten unter minus 10 Grad könnte den bisher wieder sehr bambusfreundlichen Winter noch ins glatte Gegenteil wandeln. Dabei hatten wir den beigen Blätterwald aus 2012 gerade erfolgreich verdrängt …
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