In den letzten Jahren konnten wir zahlreiche Gärten und Parks in den Niederlanden besuchen. Eine Auswahl an schönen Frühlingsgärten haben wir bereits hier im Blog vorgestellt.
Manche Gärten bei unseren niederländischen Nachbarn sind so eindrucksvoll, dass ein einziger Besuch für sie einfach nicht ausreicht: zu wegweisend die Pflanzenauswahl und -zusammenstellung, zu nachahmenswert die formgebenden Linien, zu mitreißend die Vielfalt im Garten. Man muss also wieder kommen. Zu einer anderen Jahreszeit, bei anderem Wetter, bei anderem Licht. Hier sind drei unserer Immer-und-immer-wieder-gerne-Highlights:
Tuinen von Mien Ruys, Dedemsvaart
„Ich kann nur Gärten und Tee machen“ – das hat Mien Ruys (1904–1999) oft von sich gesagt. Tee machte sie selten, aber Gärten gestalten, das tat sie jeden einzelnen Tag ihres langen (Erwachsenen-)Lebens. Die unermüdliche Gärtnerin hat mit ihren Arbeiten viele Gartengestalter inspiriert, unter anderem Henk Gerritsen und Piet Oudolf. Darum muss sie auch als erste in unserer Liste der „Giganten“ stehen.
Der Garten in Dedemsvaart war im Sommer ihr Experimentierfeld. Den Winter verbrachte Mien Ruys immer in Amsterdam, wo sich ihr Designbüro befand. Was in Dedemsvaart im Küchengarten ihrer Eltern einst begann, endete ebendort in einer ca. 1,5 Hektar großen Anlage mit mehreren Gärten – insgesamt 30 Räume der Inspiration.
Zahlreiche Entwürfe von Mien Ruys finden sich noch heute in Gartengestaltungen wieder.
Priona in Schuinesloot – der Garten von Henk Gerritsen
Beschäftigt man sich mit der Philosophie von Henk Gerritsen (1948–2008), weiß man um seine überaus enge Verbundenheit zur Gartengestaltung von Mien Ruys. Ihr wilder, aber von strengen Formen begrenzter Stil, war für den Autodidakten die Ausgangsbasis seiner Arbeit, die er als noch wilder und nicht so streng wie die ihre bezeichnete. Zunächst war der Garten von Mien Ruys – Dedemsvaart liegt ganz in der Nähe von Schuinesloot – sogar der einzige andere, den Henk Gerritsen überhaupt kannte.
Entscheidend wurde für ihn ein Satz von Mien Ruys, dem er nicht zustimmen konnte: „Man kann Natur im Garten nicht kopieren.“ Henk trat an, um genau das Gegenteil zu beweisen. Er experimentierte mit Pflanzengemeinschaften, die er in vielen Ländern an ihren Naturstandorten kennenlernte. Dafür nutzte er Pflanzen, die zum damaligen Zeitpunkt (in den Achtzigern) nicht leicht zu bekommen waren – er fand sie in der Gärtnerei von Piet Oudolf.
Was wir von Henk Gerritsen gelernt haben? Sehr viel, vor allem was seine Verwendung von möglichst authentischen Pflanzengemeinschaften anbelangt – dies schafft vollkommen natürlich wirkende Bereiche im Garten. Aber am wertvollsten – weil am entspannendsten – ist ein Tipp ganz am Rande: Wenn man eine gut geschnittene Rasenfläche mit einer klaren Kante hat, sieht keiner mehr, ob das Blumenbeet dahinter picobello gejätet ist. Wir haben es ausprobiert. Stimmt genau! Unbedingt zur Nachahmung empfohlen.
Oudolf in Hummelo
„Let it happen“ – das ruft Anja Oudolf uns bei einem unserer Besuche im Garten in Hummelo noch nach. Und es ist fürwahr ein Eintauchen, Fallenlassen und Versinken.
Der Garten hat sich mit den Jahren verändert – so wie sich auch die Designarbeit seines Schöpfers gewandelt hat. Inzwischen ist Piet Oudolf weltbekannt, sein Einfluss als Gartengestalter geadelt durch die unvergleichliche Highline in New York.
Zu Hause in Hummelo ist die einst berühmte, den Garten über lange Zeit prägende Heckenwelle inzwischen verschwunden.
Das Gefühl, in einem Meer aus Stauden und Gräsern zu versinken, durchflutet einen in diesem Gartenteil jetzt noch viel intensiver. Die Pflanzungen sind deutlich wilder, Blockpflanzungen verschwunden, die Abgrenzungen der einzelnen Pflanzengruppen zueinander scheinen weicher, durchlässiger, die Übergänge wirken zufälliger, natürlicher.
Dort, wo früher die Gärtnerei angesiedelt war, steht nun das Atelier des Gartendesigners, umwunden vom sogenannten „Bürogarten“.
In diesem Gartenteil wird seit 2011 experimentiert – Wiesenflächen sind mit spätblühenden Stauden durchzogen. Dieser für naturnahe Gärtner immer wieder herausfordernde Versuch, Wiesengras und Stauden zu kombinieren, ist neben der reinen Ästhetik auch im Hinblick auf die Artenvielfalt ein spannender Ansatz. Die Frage lautet jedoch: Können die Stauden den Gräsern wirklich auf Dauer standhalten? Die Antwort muss bisher lauten: sie können. Es sieht wunderschön und natürlich aus. Wir sind gespannt auf unseren nächsten Besuch.