Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof: Ein sperriger Name, kein großes Drumherum. Kein Kiosk, kein Café – nichts dergleichen, nur ein kleines Lädchen, in dem man Samenmischungen kaufen kann. Und auch das hat nur wenige Stunden am Tag geöffnet. Das ganze Gartenareal – insgesamt 2,3 ha – ist in seiner Präsentation vor Ort erfrischend unaufgeregt und erlaubt nur einen Hauptdarsteller: den Garten selbst. Gut so.
„New German Garden Style“
Weit über die deutschen Landesgrenzen hinaus berühmt, zieht der Garten in Weinheim mehr als 130.000 Besucher pro Jahr an. Nur zum Vergleich: Das weltbekannte Sissinghurst besuchen pro Jahr an die 200.000 Gartenfreunde. Diese Zahlen lassen schon erkennen: Man hat es hier mit einem Garten von echtem Rang zu tun. Aber schließlich steht die von Cassian Schmidt geleitete Anlage wie keine andere für den „New German Garden Style“, der inzwischen weltweit immer mehr Beachtung erfährt.
Zentrum einer neuen Gartenkultur
Die Gartenkultur in Deutschland voranzubringen, das ist die Grundidee hinter dem Hermannshof. Erst in den 80er Jahren entstand dieser völlig neue Typus eines Schau- und Sichtungsgartens auf dem Gelände des seit über 200 Jahren bestehenden privaten Parks. Anders als bei anderen Sichtungsgärten stehen hier nicht die sogenannten Sortimentssichtungen im Vordergrund, sondern die Beobachtung von Pflanzen und Pflanzengemeinschaften in ihrer Verwendung – ein forschendes und experimentelles Versuchsfeld also. Damit stehen Aspekte, die jeden Gärtner interessieren, wie etwa Standortgesichtspunkte, Pflegeansprüche, aber auch die Ästhetik von Staudenpflanzungen im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Betrachtung. Der Hermannshof hat hier in den vergangenen Jahren Stilbildendes für privates und öffentliches Grün geleistet. Und das kann man tatsächlich immer öfter wahrnehmen: Inzwischen sind viele Bepflanzungen im öffentlichen Raum von den Arbeiten in Weinheim inspiriert. Zahlreiche Verkehrsinseln erblühen seit Kurzem im schicken und vor allem pflegeleichten Prärielook – den der Hermannshof und die Arbeiten des Holländers Piet Oudolf maßgeblich mitgeprägt haben.
Ein Rundgang – ganz persönliche Highlights
Wir haben Hermannshof – wie viele private Gartentouristen – unter rein ästhetischen Gesichtspunkten besucht. Und wir wurden durch die unterschiedlichsten dort gezeigten Lebensbereiche vielfältigst belohnt. Hier ein paar unserer schönsten Eindrücke:
Wer noch mehr über den Garten und seine Geschichte erfahren möchte, der sei auf das in diesem Frühjahr erschienene Buch „Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof“ von Cassian Schmidt und dem Fotografen Philippe Perdereau verwiesen.
Zum Abschluss noch ein Gräser-„Schmankerl“ für den sonnig-trockenen Gehölzrand, das wir im Schau- und Sichtungsgarten bewundert haben:
Stipa pulcherrima f. nudicostata – feengleicher Gräserzauber für den sonnig-trockenen Standort! Hinreißend.