Flieder – ein fast vergessener Blüten-Wolken-Traum

Altmodisch soll er sein? Irgendwie vorgestrig? Nichts da! Der Flieder ist ein echter Altrocker von einem Strauch!

Syringa vulgaris ist ein Gehölz, das wir unbedingt wieder mehr schätzen lernen sollten. Über viele Jahre war er in unseren Gärten aus der Mode gekommen. Warum eigentlich?

Er bildet zahlreiche Wurzelausläufer und erzeugt daher in seiner Umgebung großen Wurzeldruck. Damit kommen die meisten Begleitpflanzen nicht gut zurecht. Zudem hat der Gewöhnliche oder Gemeine Flieder einen nicht zu unterschätzenden Platzbedarf – gerne wächst er breit ausladend. Dies macht ihn leider für moderne, vor allem kleinere Gärten nicht gerade zu einer Pflanze der ersten Wahl.

Botanisches

Von der Gattung Syringa kennen wir rund 30 Arten. Flieder gehört zur Familie der Oleaceae, der Ölbaumgewächse. Sie stammen aus Südosteuropa und Ostasien. Es sind laubabwerfende kleinere Bäume oder Sträucher mit herzförmigen, gegenständigen und meist ungeteilten Blättern. Sie wachsen aufrecht, dicht verzweigt und sind sehr stark ausläuferbildend. Ein Strauch wird lediglich 4 bis 6 Meter hoch, aber durchaus 3,5 bis 5 Meter breit.

Am imposantesten sind die Blüten. Sie überzeugen im Mai durch lila, violette, rosa, weiße, purpurne oder gelbe Farbtöne und stehen in bis zu 20 cm langen aufrechten Rispen. Bleibt der Baum oder Großstrauch ungeschnitten, dankt er es mit einer üppigen ca. zwei Wochen andauernden Blütenpracht. Schneidet man ihn zurück, produziert die Pflanze zunächst neues Holz ohne Blüten, um die entfernten Äste zu ersetzen. Wer hingegen nach der Blüte nur das Verblühte entfernt, wird im nächsten Jahr mit einer noch größeren Blütenpracht belohnt. Und: Die Blüten von Syringa vulgaris, sie duften einfach wunderbar!

Alte und neue Züchtungen

Syringa vulgaris ist die in unseren Gärten häufigste Fliederart. Sie hielt im 16. Jahrhundert Einzug nach Mitteleuropa, aber ihre größte Popularität erreichte sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden Hunderte von Sorten gezüchtet, die meisten von Victoir Lemoine aus Nancy, Frankreich. Aus seiner Zucht stammen so berühmte, beständige Sorten wie die heute noch weit verbreitete „Mme. Lemoine“ oder „Belle de Nancy“.

Beides Sorten mit gutem, verlässlichem Wuchs, die sich in so manchem ländlichen Garten fanden und immer noch finden. War der Flieder doch lange Jahre eine Pflanze, die fast jeden Bauerngarten zierte.

Inzwischen gibt es zahlreiche moderne Züchtungen, die heutigen Ansprüchen deutlich mehr entsprechen, als es die alten, eingeführten Sorten tun. Mit Meristemvermehrung und wurzelechten Sorten wird versucht, dem größten Problem des Flieders, den zahlreichen Wurzelschößlingen, entgegenzuwirken. Einen guten ersten Überblick hierzu liefert dieser Artikel.

Standort und Bodenansprüche – und die tolle Sache mit dem Wind

Flieder liebt es sonnig, aber auch ein wenig Schatten wird toleriert. Dieser geht aber leider auf Kosten der Blütenpracht. Was Syringa vulgaris jedoch vor allem auszeichnet, ist seine hervorragende Windfestigkeit – dies beweisen die zahlreichen Windschutzhecken mit Flieder in Norddeutschland. Frosthärte, Hitze- und Stadtklimaverträglichkeit kommen noch hinzu.

Syringa vulgaris ist insgesamt recht anspruchslos, er gedeiht auch auf kargen Sandböden (was wir durch einen eindrucksvollen Bestand von über die Jahre sich immer weiter ausbreitenden Sträuchern bestätigen können – Wurzelschößlinge, natürlich!).

Optimal steht er auf mäßig trockenen bis frischen, nährstoffreichen, sandig-humosen, gut durchlässigen und warmen Lehmböden. Er mag darüber hinaus auch gerne etwas kalkhaltigen Boden. Informationen zu Sorten und Krankheitsbildern sowie Schädlingen gibt es hier.

Tipps und Tricks

Leider können nur wenige Pflanzen gut mit Flieder stehen. Dies hat seine Ursache in dem bereits erwähnten hohen Wurzeldruck, den gerade Syringa vulgaris in seiner Umgebung erzeugt. Ein einfacher Trick hilft hier: Pflanzen, die der Wurzelkonkurrenz nicht so gut standhalten können, einfach in ein nach unten offenes Gefäß setzen (z. B. unten aufgesägte große Pflanzpötte aus Plastik). So können beispielsweise auch empfindsame Gewächse wie Clematis gut neben Flieder stehen. Warda empfiehlt darüber hinaus aus dem Bereich der Staudenpflanzen u. a. Thalictrum aquilegifolium und Allium christophii sowie giganteum. Weitere Pflanzentipps finden sich hier.

Das schönste am Flieder sind sicherlich die Blüten. Als Schnittblume ist er jedoch nicht ganz einfach zu verwenden. Ihn nur in die Vase zu stellen, das lässt ihn ganz schnell welken. Hier gibt es u. a. Tipps, wie man Flieder länger in der Vase gut aussehen lassen kann.

Schade eigentlich, dass der Flieder so aus der Mode gekommen ist, oder?

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